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Corsair AX1600i im Test - mit Galliumnitrid-Transistoren an die Spitze? - Corsair AX1600i - Technik

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Das Corsair AX1600i wird in einem großen Karton geliefert, welcher die gelbe Bedruckung des aktuellen Corsair-Verpackungsdesigns trägt. Auf Vorder- und Rückseite sind bereits die Highlights des darin sicher in Schaumstoffteilen verpackten Netzteils vermerkt.

Der Lieferumfang des Corsair AX1600i ist umfangreich. Zuerst fällt die große "Rolle" auf, die, wenn man sie ausgerollt hat, einem sorgfältig sortiert alle modularen Anschlusskabel präsentiert. Eine praktische Lösung, denn so muss man sich nicht durch den zusammengewürfelten Inhalt einer einzelnen Tasche wühlen, falls ein bestimmtes Kabel benötigt wird.

Das beilegte Netzkabel ist vom C20-Typ, d.h. anstelle des "normalen Kaltgerätesteckers" kommt hier eine spezielle Version mit höherer Leistungsfähigkeit und anderem Pin-Layout zum Einsatz. Dann liegen noch Sticker und Kabelbinder sowie ein Handbuch bei.

Zuletzt ist noch ein Karton mit farbigen "Magnet-Labeln" im Paket. Diese lassen sich an dem Seitenstreifen anbringen, welcher auch das Typenlabel trägt. So lässt sich das Design also farblich an sein System anpassen, sofern die Farben Blau, Rot oder Weiß passen.

Das Corsair AX1600i entspricht von der Optik her Corsairs aktuellen Produktdesign: Leicht angeschrägte Seitenkanten und ein "lineares Lüftergitter", dessen Reihenlayout von Ausprägungen im Deckel daneben ergänzt werden.

Für die weiteren Fotos haben wir das weiße Magnetschild angebracht, was im Übrigen optisch noch ehesten dem fest angebrachten Label auf der anderen Seite entspricht. Die Länge des anthrazitfarben beschichteten Stahlblechgehäuses beträgt 200 mm, ist somit 20 mm kürzer als beim Vorgänger. Insgesamt wirkt das AX1600i optisch zurückhaltend und schlicht, denn Corsair hat auf hochglanzpolierte Logos oder RGB-Beleuchtung verzichtet. Einzig auf der Bodenseite ist eine Plakette im Alu-Look und mit Corsairs Logo angebracht.

Die Innenseite wird fast komplett vom Anschlussfeld mit den Buchsen des modularen Kabelmanagements eingenommen. Daneben findet aber noch die Mini-USB-Buchse, welche das Corsair-Link-Interface beherbergt, zwei Status-LEDs und ein kleiner Selbsttest-Taster. Letzterer führt einen Selbsttest des Netzteils durch, allerdings darf dafür keines der modularen Anschlusskabel eingesteckt sein. Ein kurzes Drehen des Lüfters und eine grüne LED signalisieren, dass mit dem Netzteil alles in Ordnung ist. Im Betrieb zeigt die zweite LED dann durch Blinken die Nutzung der Link-Schnittstelle an.

Das voll-modulare Kabelmanagementsystem ist funktional sortiert bzw. beschriftet. Naturgemäß wird es bei Vollbestückung etwas eng, aber insgesamt lässt sich das System beim Corsair gut nutzen.

Die Nummerierung der 8-Pin-Buchsen, welche für die PCI-Express- und CPUxEPS-Kabel genutzt werden, taucht auch in der Oberfläche von Corsair Link auf, d.h. anhand der Nummerierung lässt sich nachvollziehen, z.B. wie viel Ampere auf welchem Anschlusskabel fließen.

Auf der Außenseite des Netzteils befinden sich die obligatorische Netzbuchse und ein Netzschalter. Bei der Netzbuchse kommt das C19/C20-Kaltgerätestecker-System zum Einsatz, welches für höhere Ströme ausgelegt ist. So ist für das AX1600i im 115V-Stromnetzen ein maximaler Eingangsstrom von 15 Ampere angeben, was für ein übliches Kaltgeräte-Netzkabel mit C13/C14-System mit einer Auslegung auf 10 Ampere zu viel für einen Dauerbetrieb wäre.

Das Corsair AX1600i ist vom Typenschild her als Single-Rail-Netzteil ausgelegt, aber läuft standardmäßig im Multi-Rail-Betrieb. Eine Umschaltung auf echten Single-Rail-Betrieb erfolgt über die Corsair-Link-Software. Wobei Multi-Rail beim AX1600i bedeutet, dass insgesamt zwölf 12V-Rails zur Verfügung stehen, deren OCP-Schaltschwelle standardmäßig auf 40 Ampere eingestellt ist. Probleme mit der Überlastung sollten also sehr unwahrscheinlich sein, d.h. den Single-Rail-Betriebsmodus wird wohl kaum ein User brauchen. Für jedes Rail kann im Multirail-Betrieb eine individuelle Schaltschwelle im Bereich von 20 bis 40 Ampere aktiviert werden. So lässt sich de facto für jedes einzelne 12V-Kabel eine individuelle OCP setzen.

Die 12V-Schiene bietet nominal bis zu 133,3 Ampere, womit mit umgerechnet 1.600 Watt die komplette Netzteilleistung auf 12 Volt zur Verfügung steht. Die Nebenspannungen sind einzeln je mit maximal 30 Ampere belastbar, bzw. kombiniert mit bis zu 180 Watt. Letzterer Wert ist überdurchschnittlich hoch, aber in diesem Falle sicher angemessen, denn es sollte bei einem 1.600-W-High-End-Modell nicht an der Leistungsfähigkeit auf den Nebenspannungen scheitern.

Im Inneren des Corsair AX1600i kommt eine Topologie zum Einsatz, welche erstmalig im Consumerbereich bzw. bei PC-Netzteilen Verwendung findet. Bei der sogenannten Totem-Pole-LFK-PFC-Schaltung wird der Eingangsbereich des Netzteils optimiert, dort wo die Gleichrichtung und die Power-Faktor-Korrektur stattfindet. Anstelle von Gleichrichter-Dioden-Brücken oder aufwendigen Ersatzschaltungen kommt hier ein Setup auf Basis von Galliumnitrid-Transistoren zum Einsatz. Die GaN-Transistoren, welche erst seit vergleichsweise kurzer Zeit für derartige Anwendungen zur Verfügung stehen, bieten im Vergleich zu klassischen "Silizium-Transistoren" das an dieser Stelle nötige schnelle und energiearme Schaltverhalten, was die Anwendung dieser Topologie überhaupt erst ermöglicht. Im Vergleich zu klassischen Netzteiltopologien mit einem Brückengleichrichter am Eingang, an dessen Dioden prinzipbedingt immer Verluste von beachtlicher Größe auftreten, werden beim Einsatz der Totem-Pole-LFK-Topologie diese Verluste im Eingangsbereich des Netzteils durch die Verwendung von Transistoren, welche durchgeschaltet fast keine Verluste haben, deutlich reduziert.

Ein Netzteil wie das AX1600i als Aushängeschild bzw. Technologieträger, bei dem die Fertigungs- und Entwicklungskosten zumindest eine weniger große Rolle als sonst spielen, bietet sich natürlich für den erstmaligen Einsatz dieser Technik an, zumal der Produzent des Netzteils, Flextronics, schon beim AX1500i gezeigt hat, das sich technisch immer eine Schippe drauflegen lässt. Da der Wirkungsgrad von Netzteilen insgesamt schon mittlerweile sehr hoch ist, dürfte diese vergleichsweise große Optimierungsmöglichkeit des Gesamtwirkungsgrad durch die Galliumnitrid-Transistoren wohl vermutlich auch bald von anderen Herstellern genutzt werden, zumindest im High-End-Bereich.

Hinter dem nun durch die Galliumnitrid-Transistoren optimierten Eingangsbereich kommt beim AX1600i eine übliche LLC-Resonanzwandler-Topologie mit Synchronous Rectification und DC-DC-Wandlern zum Einsatz. Das Ganze wird wie schon beim Vorgänger AX1500i primär- wie sekundärseitig von digitalen Reglern gesteuert, wobei hier vermutlich auch eine Rolle spielt, dass für die besonderen Anforderungen, insbesondere der Totem-Pole-PFC-Schaltung, keine spezialisierten "analogen" Steuerungschips existieren, weswegen die Flexibilität von digitalen Regelungen zum Einsatz kommt.

Bei der Bauteilwahl hat Corsair nicht gespart und setzt bei den Elkos durchgängig auf Modelle japanischer Hersteller. Im Sekundärbereich wird auf auf Modelle von Nippon Chemicon und Rubycon zurückgegriffen, welche von etlichen Feststoffkondensatoren ergänzt werden. Im Eingangsbereich kommen insgesamt drei Kondensatoren zum Einsatz. Ein 680-uF-Modell von Rubycon Nippon Chemicon wird von zwei  560-uF-Kondensatorn von Nichicon ergänzt, jeweils wie die Elkos im Sekundärbereich auch mit 105-°C-Rating.

Ein wichtiges Merkmal eines Netzteils sind seine Schutzschaltungen, denn schließlich hängt an ihm meist eine um ein vielfaches teurere PC-Hardware, von den allgemeinen Risiken eines Gerätes unter Netzsspannung für seine Umwelt einmal abgesehen. Das Corsair AX1600i kann mit entsprechenden Schutzschaltungen aufwarten. So sind laut Hersteller Schutzschaltungen gegen Über- und Unterspannung (OVP/UVP), Überlastung einzelner Spannungsschienen (OCP), Überlast (OPP), Kurzschluss (SCP) und Überhitzung (OTP) vorhanden. Im Test konnten wir die Funktion der Überlastschutzschaltungen bestätigen. Auf den Nebenspannungen 3,3 Volt und 5 Volt lag die Schaltschwelle der OCP bei 38 bzw. 37 Ampere, was bei einer nominalen Auslegung von 30 Ampere sehr gut passen sollte. Auf den Test der Überlast-Schutzschaltung OPP mussten wir leider verzichten, da unsere Chroma-Teststation nicht die nötige Leistung aufnehmen kann. Im Single-Rail-Betrieb kann einer einzelnen Schiene deutlich mehr als 40 Ampere entnommen werden. Umgestellt auf Multirail-Betrieb liegt die Abschaltschwelle dann auf dem Wert im Bereich 20 bis 40 Ampere, den der User im Link-Interface eingestellt hat.

Kommen wir auf der nächsten Seite zu Lautstärke und Ausstattung.