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Die erste Vengeance-Serie war eine der ersten Netzteilserien von Corsair, die bei der Außenverpackung das inzwischen bei allen Serien verwendete Design mit den gelben Kanten und Elementen eingesetzt hat. Bei den Corsair Vengeance Silver wurde das nun weiter dem Look von Corsair angepasst.
Auf dem Karton sind alle wesentlichen Informationen zum Netzteil untergebracht. Die Anschlussmöglichkeiten sind beispielsweise auf der oberen Seitenfläche zu finden, während auf der Rückseite (vereinfachte) Infos zur Lüfter- und Effizienzkennlinie sowie den Leistungswerten untergebracht wurden. Auf der Frontseite sind die "Highlights" in Form der "japanischen Kondensatoren", dem umschaltbaren Rail-Design und der 80-PLUS-Silver-Effizienz vermerkt.
Der Lieferumfang beim Vengeance 650M Silver entspricht dem, was bei dieser Klasse zu erwarten ist. Neben den modularen Anschlusskabeln sind ein Netzkabel, Einweg-Kabelbinder, Schrauben und etwas Papierkram vorhanden. Das Handbuch ist übersichtlich, aber enthält die wesentlichen Infos. Corsair hat dann noch einen kleinen Zettel beigelegt, auf dem die 12V-Rail-Verteilung dokumentiert wird, wenn der User das Netzteil in der Multi-Rail-Einstellung betreibt.
Da das Corsair Vengeance 650M Silver über eine "ZeroRPM"-Lüftersteuerung mit semi-passiver Kennlinie verfügt, weist wie bei Corsair im Auslieferungszustand üblich ein Aufkleber über der Netzbuchse darauf hin, dass der bei niedriger bis mittlerer Last nicht arbeitende Lüfter normal und kein Defekt ist.
Äußerlich ist bei der neuen Version mit 80 PLUS Silver nichts wirklich Neues zu erkennen. An der Außenseite haben sich etwas Form und Anordnung von Netzschalter und -buchse verändert, aber das mag allenfalls im direkten Vergleich auffallen. Weiterhin kommt ein anthrazitfarben beschichtetes Stahlblechgehäuse in "klassischer Bauform" zum Einsatz, welche mit 140 mm Länge weiterhin sehr kompakt ist. Der 120-mm-Lüfter ist durch das übliche klassische konzentrische Lüftergitter geschützt.
Von der anderen Seite betrachtet mag im direkten Vergleich auffallen, dass die Anzahl der Buchsen des teil-modularen Kabelmanagementsystems gleich geblieben ist, aber sich deren Anordnung etwas verändert. Daneben ist dann die einzig auffällige Veränderung in Form des Schalters für den 12V-Rail-Modus.
Über diesen Schalter kann der User - im ausgeschalteten Zustand - zwischen Single- und Multi-Rail-Modus umschalten. Im Single-Rail-Modus steht auf jedem 12 V führenden Anschluss theoretisch die komplette 12-V-Leistungsfähigkeit des Netzteils zur Verfügung. Im Multi-Rail-Betrieb hingegen werden die verschiedenen "12-V-Ausgänge" jeweils in kleine Gruppen zusammengefasst und jede dieser "Anschlussgruppen" wird von einer eigenen Überlastschaltung überwacht. Die Schaltschwelle dieser Gruppen liegt jeweils unter dem Wert, was das Netzteil in Summe auf 12 V zu leisten vermag. Damit ist dann nicht möglich, einzelne Kabelstränge mit zu hohen Strömen zu belasten bzw. so zu überlasten, dass sie im worst case durchschmoren oder andere "Ereignisse" auslösen.
Bei einem Mittelklasse-Netzteil ist dies aufgrund der niedrigen Gesamtleistung ohnehin ein eher unrealistisches Szenario, aber bei High-End-Modellen könnte man sich ohne Multi-Rail-Modus den worst case so vorstellen, dass es zu einer Art "Semi-Kurzschluss" kommt, bei der aufgrund z.B. von Leitungswiderständen die Überlastsicherung des Netzteils (OPP) gerade so nicht anspricht. Oder dass bei einem Defekt von einer vom Netzteil versorgten Komponente diese eine kritische Last erzeugt. Wohlgemerkt muss diese so groß sein, dass sie für Ströme sorgt, die über üblichen OCP-Schwellen (30-40 A), aber unterhalb der Kurzschlusserkennnung des Netzteils liegen. Über das wirkliche Risiko und die Existenz realer "Unfälle" in Zusammenhang mit Single-Rail-Netzteilen streiten sich die Anhänger beider "Philosophien" gerne. Ein gut dimensioniertes Multi-Rail-Design ist wohl in den meisten Fällen die beste Lösung.
Der Nachteil von Multi-Rail-Netzteilen war früher häufig, dass die Schaltschwellen der OCPs auf den 12-V-Schienen und deren Zuordnung auf die Anschlusskabel teilweise so niedrig bzw. unglücklich war, dass sich leicht Systeme zusammenbauen ließen, bei denen das Netzteil viel zu früh abgeschaltet hat. Für die Abschaltung hat dann ein einzelnes stark belastetes 12-V-Rail gesorgt, obwohl das Netzteil insgesamt noch genug Reserven hatte. Single-Rail-Netzteile haben dieses Problem nicht, da bei ihnen prinzipiell auf jedem 12-V-Anschluss die volle 12-V-Leistung des Netzteils zur Verfügung steht.
Soweit die Theorie: In der Praxis ist es so, dass Multi-Rail-Systeme zumindest bei den Premium-Marken so konstruiert sind, dass sich eigentlich nur mit explizitem Vorsatz einzelne 12-V-Rails "vorzeitig" überlasten lassen. Ist das Netzteil insgesamt vernünftig dimensioniert, sind auch Overclocking & Co kein Problem. Und in Bezug auf Single-Rail-Netzteile dürfte dort das Risiko eher theoretischer Natur sein, denn Hauptursache für reale netzteilbezogene "Ereignisse" dürfte die Verwendung von billigen Noname-Netzteilen sein.
Beim Corsair Vengeance 650M Silver hat der User die Wahl, welchen Rail-Modus er verwenden möchte. Zur Auswahl steht im Single-Rail-Modus eine einzelne 54 A starke 12-V-Schiene und im Multi-Rail-Modus eine Aufteilung auf insgesamt fünf 12-V-Schienen. Diese sind jeweils laut beiliegenden Datenblatt mit je 30 A belastbar. In diesem Modus stellen die 54 A dann die kombinierte Belastbarkeit aller fünf 12-V-Schienen dar, was in Leistung umgerechnet 648 W sind. Die Zuordnung lässt sich dem beiliegenden Blatt entnehmen. Kurz zusammengefasst: 12V1 liegt am 24-Pin-ATX-Stecker an, 12V2 am festen 8(4+4)-Pin-Stecker und 12V3 am festen PCI-Express-Kabel. 12V4 und 12V5 versorgen die Anschlussbuchsen des Kabelmanagements, jeweils immer eine 8-Pin-Buchse plus ein oder zwei der 6-Pin-Peripherie-Buchsen.
Die Nebenspannungen sind kombiniert mit 100 W belastbar. Die 3,3-V-Schiene bietet nominal bis zu 25 A, die 5-V-Schiene bis zu 20 A. Das Corsair Vengeance 650M Silver ist ein Netzteil mit Weitbereichseingang, d.h. es lässt sich mit Netzspannungen zwischen 100 und 240 V quasi "weltweit" betreiben, das passende Netzanschlusskabel vorausgesetzt.
Im Inneren hat sich bei den neuen Vengeance-Modellen einiges verändert. Hier kommt nun vermutlich eine Plattform von HEC/Compucase zum Einsatz, wo bei den Vengeance Bronze noch CWT der Auftragsfertiger war. An der grundsätzlichen Technik mit DC-DC-Wandlern hat sich allerdings bei den Vengeance Silver nichts verändert, nur dass die Effizienz auf 80 PLUS Silver gebracht wurde.
Wie schon bei der ersten Revision der Corsair-Vengeance-Netzteile kommen nun auch bei den "silbernen" Nachfolgemodellen ausschließlich Kondensatoren japanischer Marken zum Einsatz. Der Primärkondensator stammt aus dem Regal von Matsushita und ist mit einer Spannungsfestigkeit von 400 V, einer Kapazität von 390 uF und einem Temperaturrating von 105 °C spezifiziert. Sekundärseitig setzt Corsair auf Elektrolytkondensatoren von Nippon Chemicon, ebenfalls mit 105-°C-Rating, und einige Feststoffkondensatoren. Für die Überwachung wird eine Weltrend WT7527V eingesetzt.
Zum Konzept der Corsair Vengeance gehören natürlich auch funktionierende Schutzschaltungen. Die OCP auf den Nebenspannungen greift jeweils bei ca. 36 A ein. Im Multi-Rail-Modus haben wir uns exemplarisch 12V4 angeschaut und dort erfolgte die Abschaltung bei ca. 35 A, was angesichts der nominalen Leistungsfähigkeit eines 12-V-Rails von 30 A eine vergleichsweise ehrliche Auslegung darstellt. Die Schutzschaltung gegen eine Gesamtüberlastung (OPP) konnten wir bei einer Leistungsabgabe von knapp über 825 W auslösen.