TEST

Seasonic CONNECT 750W Gold im Test

Eine saubere Lösung für das Kabelmanagement? - Seasonic CONNECT 750 Gold - Lautstärke und Ausstattung

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Das Seasonic CONNECT 750 Gold ist ebenso wie die PRIME-Modelle mit einem 135-mm-Lüfter ausgestattet, der von Seasonics per Knopfdruck umschaltbarer Hybrid-Lüftersteuerung angesteuert wird. Diese sicher schon bestens bekannte Lüftersteuerung bietet einen rein aktiven und einen semi-passiven Modus, bei dem der Lüfter erst bei einer gewissen Last bzw. Temperatur aktiviert wird.

Den Lüfter der Firma Hong Hua mit der Modellnummer HA13525H12F-Z kennen wir bereits aus diversen Modellen, u.a. war er auch schon in PRIME-Modellen von Seasonic zu finden. Dank einer FDB-Lagerung sollte dieser Lüfter einen guten Kompromiss aus Lautstärke und Lebensdauer bieten. Zumindest verbaut ihn z.B. Seasonic schon seit längerer Zeit in den PRIME-Modellen.

In unserem Test konnte das Seasonic CONNECT 750 Gold im semi-passiven Modus bis einschließlich dem 30-%-Lastpunkt den passiven Modus aufrechterhalten. Im aktiven Modus liegt hier die Basisdrehzahl bei ca. 520 U/min, wobei der Lüfter sehr leise und de facto nicht wahrnehmbar arbeitet. Bei 40-%-Last springt der Lüfter an, aber seine Drehzahl schwankt kontinuierlich im Bereich von 250 bis 450 U/min, bleibt also sehr leise und nicht wahrnehmbar. Bei 50-%-Last schwankt die Lüfterdrehzahl ebenfalls, allerdings im Bereich von knapp 500 bis 600 U/min. Bei steigender Last stabilisiert sich dann die Regelung und erreicht bei 60 % Last eine stabile Umdrehungszahl von 650 U/min, welche bei dieser Laststufe auch im aktiven Modus anliegen. Hierbei ist der Lüfter leise und produziert ein schwaches Laufgeräusch. Bei weiterer Laststeigerung werden dann 975 U/min bei 80-%-Last und 1.350 U/min unter Volllast erreicht, was dann schon ein deutlich wahrnehmbares Lüfterrauschen zur Folge hat.

 Last 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 80 % 100 %
Lüfterdrehzahl (in U/min)
   aktiver Modus
   semi-passiver Modus
0
520
0
520
0
520
250 - 450
550
490 - 590
550
650
650
975
975
1.350
1.350

Insgesamt ist das Seasonic CONNECT 750 Gold im niedrigen bis mittleren Lastbereich sehr leise und unauffällig. Die instabile Drehzahlregelung des semi-passiven Modus im mittleren Lastbereich ist etwas enttäuschend, denn bisherige PRIME-Modelle zeigten nicht dieses Verhalten. Im Betrieb fällt es aufgrund der geringen Lüfterlautstärke nicht auf und die wenigsten werden ihr Netzteil mit freiem Blick auf den Lüfter verbaut haben.

Das "Gruppenbild mit Kabeln" fällt beim Seasonic CONNECT 750 Gold etwas anders als gewohnt auf. Zu erkennen ist die einzelne Verbindung zwischen ATX-Netzteil und CONNECT-Modul, und dass alle modularen Anschlussgabel vom CONNECT-Modul ausgehen. Um wie sonst die Längen der modularen Kabel einzuschätzen zu können, muss man sich allerdings das Modul montiert im Gehäuse vorstellen. Das vermeintlich kurze ATX-Kabel muss eigentlich nur um die vordere Kante bzw. durch ein Loch im Mainboard-Tray geführt werden und ist dann schon am Ziel. Ebenso die beiden 8-Pin-EPS-Stecker, die fast "nur" auf die andere Seite des Mainboard-Trays geführt werden müssen.

Im eingebauten Zustand ist die Positionierung der Anschlüsse der Buchsen am CONNECT-Modul am besten zu erkennen. Von unten erfolgt der Anschluss der Leitung vom ATX-Netzteil her, weiter oben an den Seiten befinden sie die Abgänge für die modularen Anschlusskabel. 

Im oberen bzw. linken Bereich der Moduloberfläche ist ein Lüftungsgitter vorhanden, unter welchem sich die DC-DC-Wandler inkl. auch eines Kühlkörpers befinden. Im Bild oben sind in der Mitte links das ATX-Kabel und ein Peripherie-Kabelanschluss platziert, oben rechts die beiden 8-Pin-EPS-Leitungen.

Im Betrieb ist der Seasonic-Schriftzug im unteren bzw. (wenn gedreht betrachtet) rechten Bereich des Moduls blau beleuchtet. RGB-LEDs oder gar eine Anbindung an LED-Steuerungssysteme hat Seasonic nicht vorgesehen, aber bei 99,x % aller Gehäuse dürfte sich auf dieser Seite auch eine massive Gehäuseseitenwand ohne Fenster befinden, womit sich der Sinn eines solchen Features auch erübrigt.

Was ist nun von Seasonic CONNECT zu halten? Positiv ist natürlich zu sehen, dass sich Seasonic traut, mit so einem vergleichsweise revolutionären Konzept in den Markt zu gehen. Sich im eigentlichen Netzteil nur noch auf die Erzeugung der 12 V zu konzentrieren, ist sicher nicht kompliziert und DC-DC-Wandler für die Nebenspannungen sind heute quasi Standard. Dazu kommt noch, dass in einigen Bereichen der PC-Branche eine Entwicklung hin zu reinen 12V-Netzteilen stattfindet, der vielleicht auch irgendwann in den Mainstream- bzw. unseren DIY-Markt schwappt. Die eigentliche Herausforderung für Seasonic ist sicher die Akzeptanz des Marktes für ein System wie CONNECT und ob sich dafür ein Markt entwickelt.

Dem User bringt CONNECT einige Vorteile. Das Aufbauen des Systems und das Anschließen der modularen Kabel ist deutlich einfacher, da jedes Kabel mehr oder weniger schon fast dort ist, wo es hingehört. Das teilweise elendige Verlegen von Kabelsträngen quer durch den Rechner entfällt. Kürzere Kabel ermöglichen einen (optisch) sauberen Aufbau und sicher auch etwas besseren Airflow im Case. Theoretisch kann die Erzeugung von 3,3 V und 5 V nahe am Verbraucher auch Verluste vermindern bzw. die Effizienz steigern.

Als mögliche Nachteile fallen uns im Wesentlichen zwei Punkte ein. So eignet sich Seasonic CONNECT nur für Gehäuse mit Standard-Layout, also Netzteil unten mit dem Mainboard-Tray direkt darüber, und es müssen auf der Rückseite zwischen Mainboard-Tray und Seitenwand laut Seasonic idealerweise mindestens 28 mm als Abstand bestehen, in der das CONNECT Modul untergebracht werden kann. Bei vielen Tower-Gehäusen ab der etwas gehobeneren Preisklasse ist dies sicher der Fall, aber es muss trotzdem vor dem Kauf abgeklärt werden. Das ältere und nicht gerade kleine Enermax-Gehäuse unseres Testsystems war z.B. nicht kompatibel zu Connect, aber wir haben es dennoch zwecks Demonstration des Systems provisorisch eingebaut. Der Abstand zur Seitenwand war beim dem Case zu gering und vor allem hat der Mainboard-Tray genau an der Stelle, wo das CONNECT-Modul Platz finden muss, etliche aufgesetzte Schraubenlöcher und Laschen für die Montage von Kabelbindern. Und bei weiter abweichenden Gehäuseformen oder -typen ist CONNECT ebenso nicht einsetzbar. Hat man also erstmal CONNECT im Einsatz, gilt es bei einem Gehäusewechsel wieder darauf zu achten. Bleibt zu hoffen, dass der eine oder andere Gehäuse-Hersteller zukünftig gleich Angaben zur Kompatibilität zu CONNECT macht.

Eine weitere potenzielle Einschränkung ist sicher, dass es momentan nur genau eine Variante von CONNECT gibt - 750 W und 80 PLUS Gold. Andere Leistungsstufen oder andere Effizienz-Stufen sind nicht verfügbar und Pläne für einen weiteren Ausbau des Angebotes sind uns auch nicht bekannt. Das Seasonic CONNECT 750 Gold richtet sich aber nicht an User mit etwas extremeren Ansprüchen, passt daher von Leistung und Anschlussmöglichkeiten schon sehr gut zu einem Standard-System der gehobenen Klasse.