Werbung
Ein wesentlicher Punkt bei einem NAS-System ist natürlich die darauf laufende Software. Viele User schwören auf Selbstbausysteme, entweder unter Windows-Server-Varianten oder speziell angepassten Linux-Distributionen wie FreeNAS. Der Funktionsumfang dieser Lösungen ist enorm, aber nicht jeder möchte sich so tief mit der Materie beschäftigen und stattdessen einfach eine funktionierende "Box" fertig kaufen. Natürlich erwartet der Käufer dann neben einem hohen Funktionsumfang auch eine einfache Bedienung, denn vom Preis her kann die Selbstbaulösung unter Umständen sogar ein wenig günstiger kommen als ein spezielles NAS-System, zumindest bei 4-Bay-Systemen oder größer. Als Marktführer haben sich in Deutschland Synology und QNAP etabliert. Beide können mit einer relativ einfach zu bedienenden Oberfläche aufwarten, die dank "Desktop-Oberfläche" auch hübsch aussieht. Vom Funktionsumfang her werden eigentlich auch alle üblichen Möglichkeiten geboten, womit Selbstbausysteme nur bei wirklich speziellen Problemen diesbezüglich Vorteile bieten.
Ersteinrichtung
Wer ein NAS-System von Synology in Betrieb nehmen möchte, braucht dazu idealerweise einen PC oder ein Notebook im gleichen Netzwerk wie das NAS. Eine Installation des eigentlichen Betriebssystems DSM lässt sich über ein entsprechendes Webinterface des NAS starten. Um darauf zugreifen zu können, wird die IP des NAS im Heimnetzwerk benötigt, die sich die Box im Normalfall per DHCP vom heimischen Router besorgt. Sie lässt sich meist im Webinterface des Routers auslesen, aber eine weitere Option ist es, von Synologys Website das Programm "DS Finder" zu installieren, welches bei der Suche und der Installation der NAS hilft. Nach einigen wenigen Klicks wird die aktuelle DSM-Version (~ 200 MB) automatisch heruntergeladen und installiert. Nach der Festlegung eines Admin-Benutzeraccounts und ggf. noch der Konfiguration des Speichervolumes ist dann die NAS schon fast einsatzbereit.
Synologys Betriebssystem "DiskStation Manager"
Die DS216j sollte inzwischen mit der neuesten Version DiskStation Manager 6.0 ausgeliefert werden, welche Ende März nach zwei Beta- und einer Release-Candidate-Version freigegeben wurde. Erfolgt die Einrichtung über den Assistenten, wird die neue 6.0-Version in jedem Fall installiert. Um einen Überblick darüber zu bekommen, welche Änderungen Synology beim Sprung von DSM 5.2 auf 6.0 vorgenommen hat, kann einen Blick auf unseren Artikel zur zweiten Betaversion von DSM 6.0 werfen. In der zweiten Beta waren bereits alle wesentlichen neuen Features enthalten.
Die Oberfläche von DSM teilt sich in den eigentlichen Desktop mit den verschiebbaren - und bei Bedarf in Ordnern einsortierbaren - Programm-Icons und eine Taskleiste am oberen Rand auf. Über den "Start-Button" oben links wird einer Übersicht der installierten Programme angezeigt. Im Bereich rechts oben finden sich Admininstrationseinstellungen bzw. lässt sich hier unter "Widgets" eine mit mehreren Info-Modulen konfigurierbare Übersicht einblenden, die auf einen Blick z.B. Speicherbelegung, Systemzustand und den aktuellen Ressourcenverbrauch anzeigt. Alles in allem eine recht intuitiv zu bedienende Oberfläche, die QNAPs Oberfläche QTS im Prinzip recht ähnlich ist.
Im Bereich "Hardware & Energie" der Systemsteuerung lässt sich ein Ruhemodus für die Festplatten aktivieren, der dann nach einer einstellbaren Zeitspanne (10 min bis 5h) die Festplatten herunterfährt, sofern keine Zugriffe auf sie stattgefunden haben. Das DS216j unterstützt - auch als Einstiegsmodell - Wake-on-Lan und einen Standby-Modus, der nach einer definierten Zeitspanne nach Beginn des Festplatten-Ruhemodus automatisch aktiviert werden kann. Über einen Zeitplan lässt sich die Diskstation zu definierten Zeitpunkten hoch- oder herunterfahren. Weiterhin kann definiert werden, wann der akustische Alarm losgeht und welchen der drei Lüftermodi - Kühlmodus, Stiller Modus oder "semi-fanless" - genutzt wird. Über USB kann eine Verbindung zu einigen USV-Modellen hergestellt werden, sodass das NAS über einen Stromausfall informiert wird und genügend Zeit hat, kontrolliert herunterzufahren. Die DS216j bietet hier also alle wesentlichen Features, die auch die größeren Modelle auszeichnen.
Basisfunktionen
Als NAS ist eine wesentliche Funktionalität des DS216j die Speicherung und Verwaltung von Daten. Die beiden internen Laufwerke lassen sich über verschiedene Varianten wie Einzellaufwerk(e), JBOD, RAID 0 und RAID 1 zu entsprechenden Daten-Volumes einrichten. Als Besonderheit bietet Synology als Default-Modus eine Konfiguration namens "SHR" an, was für Synology Hybrid Raid steht. Bei einem 2-Bay-NAS wie dem DS216j entspricht dieser quasi einem RAID 1, bei einem 4-Bay-NAS ist die Ausfallsicherheit und Speichernutzung mit RAID 5 zu vergleichen. SHR ist aber etwas flexibler, wenn es um ein Aufrüsten des RAIDs geht, da hier meistens nicht der RAID-Modus gewechselt werden muss.
Synology hat mit DSM 6.0 das btrfs-Dateisystem als Alternative zum ext4-Format eingeführt, welches verschiedene Features mitbringt. Unter anderem kann damit innerhalb von Sekunden ein Schnappschuss des Datenbestandes gesichert werden. Synology stellt btrfs aktuell aber nur den aktuellen Top-Modellen mit Intel-CPUs zur Verfügung, d.h. im Falle eines 2-Bay-NAS nur den DS216+ und DS716+, nicht den DS216 oder DS216j. Da z.B. Netgear schon länger btrfs auf seinen NAS-Systemen mit ARM-CPUs einsetzt, wird dies bei Synology wohl weniger technische Gründe haben, sondern vielmehr einer Differenzierung des Produktportfolios geschuldet sein.
Eine Verschlüsselung - mit AES 256 bit - findet bei dem DS216j auf der Ebene von Freigabe-Ordnern innerhalb eines Volumes statt. Komplette Volumes wie bei QNAP oder Netgear lassen sich nicht verschlüsseln. Das hat Vorteile, weil dadurch bei Bedarf schnell Daten verschlüsselt gespeichert werden können, andererseits führt die Verschlüsselung zu Einschränkungen bei der Länge der verwendbaren Dateinamen im verschlüsselten Ordner. Auch lassen sich bei ordnerbasierte Verschlüsselung innerhalb eines Volumes - ein 2-Bay-NAS wird in der Regel auch nur ein Volume haben - verschlüsselte und nicht verschlüsselte Daten parallel speichern. Bei einer Volume-basierten Verschlüsselung muss sich der User entscheiden, on er (alles) verschlüsselt oder nicht.
Auf den angelegten logischen Datenträgern (Volumes) lassen sich dann sehr flexibel Ordner anlegen, für die je nach Benutzer oder Benutzergruppe unterschiedliche Zugriffsberechtigungen vergeben werden können. Auch können wie üblich per USB angeschlossene externe Datenträger als Freigabeordner angelegt werden. Für Zugriffe übers Netzwerk bietet das DS216j neben Telnet/SSH, (S)FTP und WebDAV auch alle gängigen Dateizugriffsprotokolle von Windows- und Mac-Systemen. Neben SMB bzw. dem Microsoft-Dateidienst inkl. einiger Domänen-Zugriffs-Optionen sind dies AppleTalk und das universelle NFS-Protokoll (v2/v3/v4).
Nicht fehlen darf bei einem NAS eine VPN-Funktionalität, sowohl als Client als auch Server. Dazu stellt Synology im Paketzentrum das Paket "VPN Server" zum Download bereit, welches OpenVPN, IPSec/L2TP und PPTP unterstützt. Die Einrichtung eines OpenVPN-Servers ist hier relativ einfach. Per Klick kann eine Zip-Datei fertig mit Config und Zertifikat heruntergeladen werden, welche dann - ggf. nach Anpassung der IP in der Config - nur noch auf den Client kopiert werden muss. Soll sich die Diskstation selbst bei einem VPN-Server einwählen, so kann unter "Netwerk" das entsprechende Profil ohne weitere Softwareinstallation eingerichtet werden.
Cloud
Um das Disktstation-NAS online erreichbar zu machen, hat Synology einige entsprechende Funktionen integriert. So kann die Diskstation selbst per uPnP beim Router erforderliche Portweiterleitungen setzen (EZ Internet), sofern dieser das unterstützt bzw. diese aus Sicherheitssicht nicht unbedenkliche Funktionalität aktiviert ist. Dann gibt es Synology QuickConnect, welches verschiedene Möglichkeiten bietet, lokal und mobil auf die Dienste der Diskstation zuzugreifen. Natürlich lässt sich das alles auch per DynDNS, Port Forwarding und/oder VPN erreichen, aber Synology möchte hier User ohne Netzwerkkenntnisse ansprechen.
Dazu wird eine "Quickconnect-ID" angelegt, unter welcher die Diskstation dann sowohl im eigenen LAN als auch von unterwegs erreichbar wird. Dazu kontaktiert die Diskstation mit ihrer ID einen Relay-Server bei Synology und hinterlässt dort u.a. ihre interne und externe IP. Wenn man dann per Quickconnect-ID aus dem eigenen LAN auf die Diskstation zugreifen möchte, wird direkt die lokale Verbindung aufgebaut. Befindet man sich unterwegs und hat die entsprechenden Portfreigaben im Router gesetzt, erfolgt die Verbindung vom mobilen Client zum NAS ebenfalls direkt. Quickconnect übernimmt hier quasi die Aufgabe eines DynDNS-Dienstes. Ist keine direkte Verbindung zwischen der NAS (hinter dem Router) und dem mobilen Client möglich, weil z.B. keine Portweiterleitungen im Router gesetzt sind, versucht Quickconnect eine Verbindung per "Hole Punching". Dabei wird genutzt, dass ausgehende Verbindungen bei einem Router normalerweise immer frei möglich sind. Das NAS und ggf. auch der Client bauen ein ausgehende Verbindung zum Relay-Server auf, welcher dann die temporären offenen Ports an den jeweiligen anderen Partner übermittelt, sodass NAS und Client dann direkt kommunizieren können. Funktioniert dies "Hole Punching" nicht, erfolgt der eigentliche (end-to-end-verschlüsselte) Datenaustausch dann auch physisch über den Relay-Server. Synology hat auf seiner Website ein entsprechendes White-Paper, welches die Funktionsweise von Quickconnect näher erläutert.
In DSM 6.0 hat Synology die Cloud-Station-Umgebung überarbeitet. Das bisherige "Cloud Station" zur bidirektionalen Synchronisierung der Cloud Station auf der DiskStation mit einem oder mehreren Clients (PC, Mac, Smartphone, etc.) ist weiterhin vorhanden, wurde nur NAS-seitig in "Cloud Station Server" und Client-seitig in "Cloud Station Drive" umbenannt. Eine Versionierung war in Cloud Station (Server) bereits vorhanden. Neu ist nun, das die bis zu 32 Versionen einer Datei wahlweise mit einem "Intelliversioning"-Algorithmus verwaltet werden können, welcher eine möglichst optimale Versionierung über einen möglichst langen Zeitraum ermöglicht, was Vorteile bei sich sehr häufig ändernden Dateien bietet. Wird also eine Datei in einem von Cloud Station synchronisierten Verzeichnis versehentlich gelöscht oder verändert, so kann diese über Cloud Station Server oder ggf. auch per Kontextmenu auf dem Client wiederhergestellt werden.
Neben Cloud Station (Drive) steht nun ein weiteres Clientprogramm namens Cloud Station Backup zur Verfügung, welches ebenfalls Cloud Station Server auf der DiskStation anspricht. Mit ihm ist eine kontinuierliche One-Way-Synchronisation von Daten auf dem Client auf das NAS-System möglich. Weiterhin bietet Cloud Station ShareSync eine Synchronisation zwischen zwei Synology DiskStations und mit Cloud Station Sync kann Cloud Station Server seine Daten (bidirektional) mit einem kommerziellen Cloud-Anbieter wie DropBox, OneDrive, Google Drive und noch etlichen mehr synchronisieren, wahlweise auch verschlüsselt.
Synology hat in DSM 6.0 die Möglichkeiten, die eigene DiskStation als eigene Cloud einzusetzen, deutlich ausgebaut. Ob kontinuierliche Sicherung von Daten eines PCs, der Synchronisation mehrerer Workstations oder der Upload in eine kommerzielle Cloud, ggf. auch verschlüsselt: Mit der Cloud-Station-Umgebung stehen dem User sehr praktische Features zur Verfügung.
Im Basiszustand verfügt eine DiskStation im wesentlichen über die grundlegenden Fähigkeiten eines Fileservers. Über das Paketzentrum werden dann die zusätzlichen Features auf Wunsch nachinstalliert. Synology empfiehlt hier die wichtigsten eigenen Pakete, von Cloud Station über Photo Station bis hin zur Video Station. Ein leistungsfähiges Paket von Synology ist auch "Surveillance Station", welches aus dem NAS einen Videoüberwachungsserver für IP-Kameras macht. Des weiteren gibt es noch eine hohe Anzahl von weiteren Paketen, die sich über das Paketzentrum einfach nachinstallieren lassen. Hier ist eine Übersicht zu finden. Von Entwicklerprogrammen bis Business-Tools ist im Prinzip alles zu finden.
Multimedia
Dieser Bereich wird von dem DS216j natürlich auch abgedeckt, auch wenn Features wie eine Hardware-Videotranskodierung fehlen. Letzteres bedeutet schließlich "nur", dass z.B. bei reduzierter Bandbreite - z.B. im Hotel-WLAN oder über Mobilfunk - das hochauflösende Videomaterial auf der heimischen NAS "on-the-fly" auf eine reduzierte Datenrate heruntergerechnet werden kann. Zuhause sollte in der Regel die Bandbreite des WLAN/LAN ausreichend, um auch (Full-)HD-Material direkt zum Abspieler zu befördern, was das DS216j ohne Probleme schafft. Neben der Nutzung von Synologys Video Station inkl. passender Mobil-Apps können im heimischen Netz Medieninhalte auch per DLNA oder iTunes Server bereitgestellt werden.
Datensicherung
Neben den bereits angesprochenen Möglichkeiten von Synologys Cloud Station Plattform, welche nur eine kontinuierliche Sicherung bieten, hat die Diskstation DS216j natürlich noch verschiedene weitere Möglichkeiten zur Datensicherung im Angebot. Vorweg ist hier die klassische Backup-Funktionalität zu nennen, bei der zeitgesteuert die Diskstation Backup-Jobs durchführt oder ggf. auch annimmt. Beim Schritt auf DSM 6.0 hat Synology auch diesen Bereich kräftig überarbeitet. Die vormals in Datensicherung & Replikation vorzufindende Funktionen sind nun in zwei nachinstallierbaren Paketen namens Hyper Backup und Hyper Backup Vault zu finden. In Hyper Backup werden die Backup-Jobs definiert und angelegt, wobei Hyper Backup Vault als Oberfläche über die Backup-Jobs dient, welche andere DiskStation auf dieser angelegt haben. Die Synchronisation gemeinsamer Ordner findet sich nun direkt in der Systemsteuerung.
Hyper Backup kann auf lokale Freigabeordner, eine zweite Synology NAS, auf beliebige rsync-Server sowie auf diverse kommerzielle Speicheranbieter (Azure, S3, Hidrive, etc.) Backups ablegen. Die Backups erfolgen dabei jetzt immer Datenbank-basiert, d.h. die Daten werden versioniert innerhalb eines Datenbank-Konzeptes abgelegt. Dies war unter DSM 5.2 auch schon möglich, allerdings nur auf dedizierte Volumes innerhalb der NAS, nicht auf Freigabeordnern von normal genutzten Volumes. Jetzt sind versionierte Backups auch auf normale Volumes oder USB-Laufwerke möglich, was sicher ein praktisches Features ist. Allerdings hat Synology leider keine Wahlmöglichkeit eingebaut, de facto also die file-basierte Datensicherung, bei der sich die "in Klartext vorhandenen" Backup-Daten jederzeit an anderen Rechnern ohne Hilfsmittel auslesen lassen, entfernt. Um z.B. bei einem Defekt der DiskStation auf die Daten eines Datenbank-basiertes Backups zurückzugreifen, benötigt der User nun entweder eine zweite DiskStation oder ein propertiäres Programm von Synology. Dieses ist in der Community nicht gut angekommen und bereits während der Betaphase waren viele Stimmen zu hören, die wieder das file-basierte Backup zumindest als Option zurückhaben wollen. Zumal Synology die grundlegende Technik wohl nicht entfernt hat, denn noch in DSM 5.2 angelegte file-basierte Backup-Jobs werden auch nach dem Update auf DSM 6.0 weiter ausgeführt, es lassen sich nur keine neuen Jobs anlegen. Die Datenbank-basierte Sicherung in Hyper Backup bietet eine Versionierung, welches sicher ein sinnvolles Feature ist, ebenso wie eine Verschlüsselung der Backup-Daten.