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Ein NAS hat zwar als Kernaufgabe die zuverlässige Speicherung von Daten, sowie diese auch jederzeit und schnell zur Verfügung zu stellen, aber heutzutage sind die Anforderungen an ein NAS-System häufig komplexer. Manch User möchte das NAS, weil es i.d.R. auch vergleichsweise stromsparend arbeitet, auch gleich als kleinen Server nutzen: Bereitstellen von Multimedia-Daten, deren Aufbereitung, Hosting von Web-Anwendungen, Voice-Servern oder Datenbank bis hin zur Nutzung von virtualisierten Umgebungen bzw. Containern. Und nicht zu vergessen das Thema Datensicherung, also das gefühlt möglichst komplexe und mehrstufige Sichern von Daten, von dem NAS und auf das NAS.
Drobo geht hier einen anderen Weg, welcher durchaus minimalistisch genannt werden könnte und etwas an Apple-Produkte erinnert: einfach und funktionell, ohne den User durch erweiterte Funktionen zu verwirren. Über die Drobo-Apps lassen sich zwar einige erweiterte Anwendungen nachrüsten, aber im Kern ist das Drobo 5N nur ein per SMB/AFP ansprechbares Netzlaufwerk. Im Prinzip also eine - zugebenermaßen in sich intelligente - externe Festplatte.
Ersteinrichtung
Die Einrichtung des Drobo 5N ist zugegebenermaßen einfach. Es muss mindestens eine Festplatte eingebaut werden und auf einem PC oder Mac ist die Software "Drobo Dashboard" zu installieren, welche sich auf der Herstellerwebseite finden lässt. Dann braucht das Drobo 5N nur eingeschaltet zu werden und nach einiger Zeit findet die Dashboard-Software dann das Gerät.
Betriebssystem
Das Thema, ob die Bedienung des NAS im Browser über einen modernen, fensterbasierten Desktop erfolgt, oder nur ein einfaches seitenbasiertes Webinterface zum Einsatz kommt, stellt sich beim Drobo 5N nicht. Seine Bedienung erfolgt ausschließlich über die Dashboard-Software, nicht über einen Browser. Diese Software ist nur für Windows und Mac OS X verfügbar, aber Linux-User werden auch kaum Zielgruppe so eines "bedienungsoptimierten" NAS sein.
Die Oberfläche des Drobo Dashboard ist für die Verwaltung mehrer Drobo-Systeme ausgelegt, sowohl für NAS- als auch DAS-Systeme von Drobo. Nach dem Start und einer durchaus einige Sekunden andauernden Suche hat das Dashboard unsere Drobo 5N gefunden und zeigt den Zustand bzw. auch die belegte Kapazität an. Für den Zugriff muss diese dann nur angeklickt werden. Das Anlegen eines Passwortschutzes für den Admin-Account wird einem sinnvollerweise beim ersten Anmelden nahegelegt.
Im Dashboard werden dann Informationen zum eigenen Drobo-System angezeigt. Auf einen Blick lässt sich - grafisch nett aufbereitet - der Status des System erkennen.
Wie in der Einleitung erwähnt, geht das BeyondRAID der Drobo-Systeme einen anderen Weg als klassische RAID-Systeme. Bei einem RAID 5 beispielsweise werden Daten in Blöcke (Nutzdaten und Parität) aufgeteilt und gleichmäßig auf alle Laufwerke des RAID verteilt. Es sind also immer alle Laufwerke eines RAID an der Speicherung eines "Datensatzes" beteiligt.
BeyondRAID hingegen ist flexibel und kennt mehrere Modi, um die Daten samt Paritätsinfo verteilt abzulegen. Die Laufwerke werden dabei jeweils in kleinere Zonen aufgeteilt und BeyondRAID versucht dann, die Daten möglichst gut verteilt über die Zonen auf unterschiedlichen Laufwerken abzulegen. Der Platz unterschiedlich großer Laufwerke kann so also effektiver als bei klassischem RAID genutzt werden.
Testweise haben wir anstelle unserer üblichen WD-Red-Festplatten mit je 2 TB einen Satz unterschiedlich großer Toshiba-Festplatten eingebaut. Das Zusammenspiel der sehr unterschiedlichen HDDs zwischen ein und sechs TB hat gut funktioniert. Die für den Test gewählte Kombination ist allerdings nicht optimal, denn von den 13,64 TiB (=15 TB) der fünf Platten stehen nur 8,17 TiB für Nutzdaten zur Verfügung, denn neben den 3,65 TiB Paritätsdaten bleiben 1,81 TiB aufgrund der ungünstigen Größenverhältnisse ungenutzt. Dieser momentan ungenutzte Platz wird aber bei entsprechenden Erweiterungen automatisch einbezogen. Zum Beispiel würde in unserem Fall ein Ersetzen der 1-TB-HDD durch ein 6-TB-Modell den ungenutzten Bereich verschwinden lassen und das nutzbare Volumen auf 12.71 TiB (bei 5.47 TiB Parität) erhöhen. Drobo hat dazu auf seiner Website einen "Capacity Calculator", mit dem alle Varianten einfach durchgerechnet werden können.
Im Falle von fünf gleich großen Festplatten (und einfacher Redundanz) verhält sich das Drobo wie ein RAID 5, d.h. eine der fünf Platten dient der Parität, bei zweifacher Redundanz stehen analog zu RAID 6 drei von fünf Festplatten bereit. Die Faustregel bei Drobo ist aber, dass bei einfacher Redundanz immer die größte Platte aufgrund der Speicherung der Paritätsdaten "verloren" geht.
Im Vergleich zu klassischen RAID-Modi hat BeyondRAID natürlich einen großen Vorteil, was den "Nutzungsgrad" des installierten Festplattenplatzes betrifft, sofern unterschiedliche Laufwerkskapazitäten zum Einsatz kommen. Bei vielen NAS-Systemen wird aber kein reines RAID 5 eingesetzt, was den Vorteil der Drobo relativiert. Synology setzt bei seinem "RAID-Modus" SHR dem/n RAID(s) noch eine Verwaltungsebene (LVM) auf und erreicht dadurch auch eine hohe Flexibiltät. Sowohl z.B. Synology als auch Drobo stellen auf ihren Websiten Kalkulatoren für beliebige HDD-Konfigurationen bereit und nach dem Durchspielen diverser Konstellationen bleibt nur zu sagen, dass hier beide in Bezug auf die nutzbare Kapazität gleichauf liegen.
BeyondRAID bietet natürlich die Option, im laufenden Betrieb eine Festplatte gegen ein größeres Modell auszutauschen. Es findet dann automatisch intern ein Rebuild statt und die Gesamtkapazität wird entsprechend angepasst.
BeyondRAID ist dabei stets bestrebt, die Daten optimal verteilt zu speichern, kennt dafür insgesamt sieben Modi. Ist nur eine Festplatte im System, legt BeyondRAID auch auf dieser eine Kopie an, was zumindest gegen Datenkorruption schützt. Weitere Modi sind das Speichern von Kopien auf bis zu drei Laufwerken, eine RAID 5/6-ähnliche Speicherung (Verteilung von Daten per Stripe und Paritätsdaten auf mehrere Laufwerke), sowie auch das geklonte Speichern von Stripes. Die Daten (inkl. Redundanz) liegen also nicht wie bei RAID immer auf allen Laufwerken, sondern meist nur auf einem Teil davon. Wenn bei einem Setup mit mehreren Festplatten ein Laufwerk ausfällt, ist unter Umständen nur ein Teil der Daten ohne Redundanz.
Bei dem Ausfall eines Laufwerkes ist bei RAID-Systemen ein kompletter Rebuild mit einem neuen Laufwerk nötig. Durch den Einsatz eines sonst ungenutzten Hot-Spare-Laufwerks lässt sich nur die Zeit bis zum Start des Rebuild minimieren. Bei BeyondRAID kann meist der bislang ungenutzte Speicherplatz im noch verbliebenen Laufwerksverbund die Aufgabe des Ersatzlaufwerks übernehmen, was Drobo als "Virtual Hot Spare" bezeichnet. Die vorhandenen Daten plus ggf. neue Paritätsinfo werden einfach auf den vorhandenen Laufwerken möglichst gut verteilt. Im Test hat das bei - zugebenermaßen noch recht leerem Volume - gut funktioniert: Nach dem Entfernen einer HDD startete der interne Rebuild, nach gut zwei Stunden war die komplette Redundanz wieder hergestellt. Ein Austausch des ausgefallenen Laufwerks führt dann ebenfalls zu einem Rebuild, was eine optimale Verteilung wiederherstellt. Wird ein nur kurz herausgenommenes Laufwerk wieder eingesetzt, benötigt das Drobo 5N keinen Rebuild und ist sofort wieder mit allen Laufwerken einsatzbereit.
Auch BeyondRAID hat natürlich Grenzen. Fällt bei den Rebuild-Aktionen dann eine zweite Platte aus, ohne dass mit genügendem Vorlauf die doppelte Redundanz aktiviert wurde, dann sind auch die meisten Daten im Nirvana, bzw. müssen aus einem hoffentlich extern angelegten Backup zurückgespielt werden.
Zu den einzelnen Laufwerken lassen sich auch Zustandsinformationen abfragen. Detailierte Infos wie z.B. SMART-Werte sind nicht abrufbar, aber die Überwachung der Laufwerke wird durch das Drobo automatisch erledigt. Überwacht werden z.B. Laufwerksfehler, Time-Outs oder Fehler beim Start. Aufgrund dieser Daten trifft das Drobo dann ggf. die Entscheidung, das Laufwerk aus dem Verbund zu nehmen und einen Ersatz anzufordern. Anders als andere Systeme merkt sich BeyondRAID die ID des Laufwerks und soll dieses dann zukünftig auch nicht wieder akzeptieren.
Die Administrationsmöglichkeiten sind bei dem Drobo 5N geringer als bei anderen NAS-Systemen. Es können freigegebene Ordner erstellt werden und für diese können dann je Benutzer die Zugriffsrechte eingestellt werden. Die Freigabeordner lassen sich auch als Ziel für Time-Machine-Backups nutzen. Die Verschlüsselung von Laufwerken oder Freigaben ist bei dem Drobo 5N nicht möglich.
Die Freigabeordner lassen sich über Drobo Dashboard auch per Mausklick auf dem Rechner mounten.
Neben Grundfunktionen wie Shutdown, welcher sich auch über das kurze Betätigen der Power-Taste auslösen lässt, sind auch Neustarts, die Suche nach Updates oder das Zurücksetzen auf Werkseinstellunge eine Option. Des Weiteren lassen sich noch eine Handvoll grundsätzlicher Einstellungen vornehmen, welche sich in vier Untermenüs verstecken.
Im Untermenu "Allgemeine Einstellungen" kann die doppelte Redundanz aktiviert werden, was dann zu einer Art Rebuild der Daten führen sollte. Weiterhin lässt sich die Helligkeit der LEDs dimmen sowie ein Spindown der Festplatten bei längerem Idle-Zustand aktivieren. Für letzteres ist leider weder die Zeitspanne einzustellen, noch ist ersichtlich, nach wievielen Minuten diese erfolgt. Drobo gibt auch an, dass das NAS selbstätig im Hintergrund die Daten überprüft und ggf. korrigiert. Dies passiert im Idle des Systems und verhinderte anscheinend während unserer zeitlich beschränkten Testphase einen Spindown der Laufwerke.
Im Bereich Admin-Einstellungen kann das Administrator-Konto konfiguriert sowie die Verwendung von Drobo Apps freigeschaltet werden.
Die Einstellungen im Bereich Netzwerk beschränken sich auf die Wahl des DHCP-Modus oder alternativ der Konfiguration einer statischen IP.
Zuletzt könen im Drobo Dashboard noch Warnmeldungen per Email aktiviert werden, auch wenn kein richtiges System-Log vorhanden ist.
Drobo Apps
Wie bei den meisten NAS-Systemen lassen sich auch bei dem Drobo 5N über "Apps" einige Funktionen nachrüsten. Dazu ist im Dashboard eine Art kleiner Appstore integriert, welcher insgesamt ca. 60 Apps enthält. Darunter sind bekannte Programme wie Plex, Owncloud, BitTorrentSync und Wordpress zu finden, auch kann per ProFTPD die sonst fehlende FTP-Server-Funktionalität und per NFS die Unterstützung des gleichnamigen Netzwerkprotokolls nachgerüstet werden. Eine Übersicht über die wichtigsten Apps ist auf der Website von Drobo zu finden.
Programme mit eigener Oberfläche werden dann über den Browser erreicht. Manche Anwendung bietet aus dem Apps-Portal einen direkten Link auf eine Konfigurationsseite, wo weitere Einstellungen vorgenommen werden können. Je nach App erfolgt dann der Zugriff auf die App per Browser auf die IP des Drobo und den entsprechenden Port.
Auch wenn auf dem Drobo 5N Plex installiert werden kann, so ist natürlich Transkodierung bei der verwendeten Marvell-CPU nicht möglich.
Datensicherung
Dem Drobo 5N ist anzumerken, dass der Fokus von Drobo sonst hauptsächlich im DAS-Bereich liegt, also den lokal per USB/Firewire/Thunderbolt angeschlossenen Speicherlösungen, wo die "Intelligenz" meist beim Host, also dem PC oder Mac liegt. Das Drobo 5N sorgt in sich sehr intelligent für das sichere Speichern von Daten, kann selbst aber nur als Backup-Ziel für entweder Time-Machine- oder über SMB/AFP durchgeführte dateibasierte Sicherungen dienen. Ein eigenständiges Backup von Daten auf externe Laufwerke oder externe Server bzw. Netzwerkspeicher sind beim Drobo 5N im Auslieferungszustand de facto nicht möglich.
Über Drobo Apps stehen zwar Apps bereit, die die Cloud-Anbieter Crashplan und ElephantDrive anbinden, aber damit erschöpft sich das Angebot schon, denn grundlegende Features wie eine rsync-Funktionalität sind nicht vorhanden. Andere NAS-Systeme, welche insgesamt auch viel "Server-Funktionalität" haben, sind da deutlich flexibler aufgestellt, d.h. bieten vielseitige und komplexe Optionen im Bereich Datensicherungen, sowohl als Backup-Ziel wie auch als -Quelle. Das Drobo 5N ist wohl eher ein reiner Netzwerkspeicher, also ein NAS im wortwörtlichen Sinne. Oder anders ausgedrückt: eine intelligente externe und per Netzwerk angebundene Festplatte, welche als Plex-Server dienen kann.