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Dass Genie und Wahnsinn nah beieinander liegen, ist eine bekannte Tatsache – wie nah, das zeigte bislang wohl kein Gerät in unseren Tests besser als das MSI GT80 Titan. Das Gaming-Notebook kommt im handlichen 18-Zoll-Format daher, besitzt eine integrierte mechanische Tastatur, nutzt zwei Grafikkarten, noch mehr SSDs und oben drauf noch eine schnelle Quad-Core-CPU. Klingt verrückt? Wie verrückt, das zeigt unser Test.
Es gibt Geräte, die sind auch für einen Hardware-Tester mit langer Erfahrung noch eine Besonderheit. Eines von diesen Geräten ist ohne Frage das MSI GT80 Titan. Noch bei der Vorstellung wirkte das GT80 wie eine der Konzeptstudien, die gerade von Premium-Autobauern gern verwendet werden, um auf großen Messen alle Blicke auf sich zu lenken. Während beispielsweise auf Audis Quattro-Konzept (leider) noch immer gewartet werden muss, hat MSI ernst gemacht und seit kurzem ein Gaming-Notebook im Handel, das dem Betrachter schnell so manchen Begriff entlockt – hier einige Beispiele: extrem, over the top, kompromisslos, vollkommen bescheuert (die Liste ließe sich dabei problemlos noch etwas weiter fortsetzen).
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Etwas nüchterner betrachtet ist der Begriff „kompromisslos“ aber sicher die treffendste Umschreibung für das GT80 Titan, denn kaum ein anderes Gerät ist dermaßen auf die aktuellen Gaming-Trends ausgerichtet wie MSIs XXL-Koloss. Das augenscheinlichste Merkmal ist dabei ohne Frage die fest verbaute mechanische Tastatur, die so ein Novum im mobilen Gaming-Segment darstellt. Gleichzeitig geht MSI aber auch keine Kompromisse ein, wenn es um die Leistung geht, was beispielsweise zwei GeForce GTX 980M und gleich vier SSDs, aber auch ein hochgezüchteter 4-Kerner zeigen. Dass all das natürlich seinen Preis hat, sollte nicht verwundern. Der von MSI aufgerufene Preis von 4.800 Euro wird vielen Lesern sicherlich auch wieder den ein oder anderen der oben genannten Begriffe entlocken. Dabei sollte aber bedacht werden, dass MSI mit dem GT80 Titan ein Gerät in der Hinterhand hat, dass aktuell ganz klar „a kind of its own“ ist – und diese Trumpfkarte spielt man nun aus. Wer auch mit etwas schwächerer, aber noch immer mehr als üppig dimensionierter Hardware leben kann, für den beginnt das GT80 Titan schon bei „nur“ 3.600 Euro – wirklich günstig ist an das Titan also nicht heranzukommen.
Reminiszenz an die Schreibmaschine
Das mechanische Keyboard ist ohne Frage Highlight und stilbildendes Element des GT80 Titan zur gleichen Zeit. Solange der 18-Zöller geschlossen auf dem Schreibtisch liegt, ist davon aber nicht viel zu erkennen, von den monströsen Dimensionen einmal abgesehen. MSIs High-End-Gamer bringt es auf eine Höhe von 49 mm, eine Breite von 456 mm und eine Tiefe von 331 mm. Wer es bei der Diagonale noch nicht vermutet hat, wird nun bestätigt: Das MSI GT80 ist ein Desktop-Replacement-System in Reinform – herumtragen wollen einen solchen „Klopper“ wohl nur die wenigsten Nutzer.
Die Optik des Deckels ist dabei recht schlicht. MSI setzt großflächig auf schwarzes Aluminium, das mit zwei roten Zierelementen entlang der oft genutzten „Abrisskanten“ und dem Gaming-Logo mehrere Eye-Catcher zu bieten hat – überladen wirkt der 18.Zöller aber dennoch nicht. Das wirkliche Highlight zeigt sich aber erst dann, wenn der Deckel geöffnet wird – die mechanische Tastatur, die alle Blicke auf sich lenkt – dazu aber später mehr. Die Nutzung mechanischer Eingabegeräte wirkt sich aber auch massiv auf das restliche Design aus. Bedingt durch die Bauhöhe kann unter der Tastatur keine Notebook-Technik sitzen – entsprechend hat MSI das Keyboard direkt an der Front platziert, sodass es keine Handballenauflage im klassischen Stil gibt. Die eigentliche Hardware sitzt unter einem groß dimensionierten Top-Cover, das die ungewöhnliche Optik weiter verstärkt und als Eye-Catcher ein Drachenemblem besitzt. All dies führt dazu, dass GT80 Titan ohne Frage mit einer sehr individuellen Optik aufwarten kann, die sicherlich nicht jedermann zusagt – irgendwie erinnert das GT80 in unseren Augen damit an eine alte Schreibmaschine, das ist aber wohl eine ganz individuelle Wahrnehmung.
Das große Gehäuse bietet dem Soundsystem natürlich einen gewissen Vorteil, schließlich ist ein gewisses Volumen durch kaum etwas zu ersetzen. Das von MSI verbaute Dynaudio-System kann dabei wieder einmal auf der ganzen Linie überzeugen und bietet einen klaren und dynamischen Klang. Viele günstige Desktop-Sets werden damit obsolet und es muss auf jeden Fall ein dreistelliger Betrag investiert werden, um einen echten Fortschritt zu bemerken.
Das Volumen spielt aber nicht nur dem Soundsystem in die Karten, sondern auch dem Anschlussportfolio. So verbaut MSI auf den beiden Seitenteilen insgesamt fünf USB-3.0-Ports. Die beiden auf der rechten Seite verbauten USB-Anschlüsse liegen dabei recht weit hinten, sodass es keine Probleme beim Einsatz einer Maus auf der rechten Gehäuse-Seite gibt. Die linke Seite ist hingegen schon deutlich voller. Neben den übrigen drei USB-Anschlüssen gibt es dort zwei Klinke-Buchsen, einen optischen Digitalausgang und einen Cardreader. Während das üppig dimensionierte Kühlsystem, das den Großteil der hinteren Seitenteile einnimmt, bei nur zwei USB-Anschlüssen kein Problem ist, müssen die Anschlüsse der rechten Seite allesamt sehr weit vorne liegen – Linkshänder wird das nicht wirklich freuen. Zudem nutzt MSI auch die Rückseite. Hier werden der Stromanschluss sowie die obligatorische RJ45-Buchse, die beim GT80 über die Killer E2200 realisiert wird, untergebracht. Ebenso werden dort auch drei Monitor-Ausgänge verbaut – 2x DisplayPort und 1x HDMI.
Leider bringt das ebenfalls von Killer stammende WLAN-Modul N1525 Einschränkungen für drahtlosen Betrieb mit, denn AC-WLANs werden noch nicht unterstützt – in Anbetracht des Preises, der für das GT80 aufgerufen wird, ist das ein Stück weit unverständlich. Bluetooth ist in der 4.0-Version vorhanden, NFC gibt es hingegen nicht – das ist bei einem Gaming-Notebook aber auch nicht überraschend.
Nun aber zum Highlight, den Eingabegeräten. MSI ist beim GT80 Titan eine Kooperation mit Cherry eingegangen und setzt auf MX Brown Switches. MX Brown Switches haben den Ruf, ein guter Kompromiss aus einer reinen Gaming-Tastatur und einer Lösung für Vielschreiber zu sein. Der Umschaltpunkt ist nicht zu spüren, die Betätigungskraft liegt mit 45 Gramm im guten Mittelfeld. Ob eine mechanische Tastatur nun wirklich sein muss, liegt am Ende im Auge des Betrachters, das Keyboard des GT80 lässt sich final betrachtet aber exzellent tippen – bisherige Chiclet-Nutzer werden sich aber in jedem Fall umgewöhnen müssen. MSI setzt auf eine rote Hintergrundbeleuchtung, die nicht nur gut zum optischen Konzept des GT80 passt, sondern auch gut ablesbar ist.
Der Einsatz eines mechanischen Keyboards bringt aber auch aus Sicht der Eingabegeräte einige Besonderheiten mit sich. Wie bereits beschrieben, musste das Keyboard recht weit vorne platziert werden, so weit, dass kein Platz mehr für eine Handballenauflage vorhanden ist. Das wiederum führt auch dazu, dass das Touchpad nicht mehr an der gewohnten Stelle untergebracht werden kann. Ersteres kompensiert MSI durch die Dreingabe einer Silikon-Handballenauflage, wie es sie schon vor gefühlten Ewigkeiten gab. Deutlich komplexer wird da schon an das zweite Problem herangegangen.
MSI verschiebt das Touchpad rechts neben die Tastatur, in den Bereich, der normalweise vom Num-Pad eingenommen wird – das führt zu einem recht ungewohnten Format. Davon einmal abgesehen, kann das Pad in seiner Funktion überzeugen, auch wenn natürlich meist nur ein kleiner Teil der berührungssensitiven Oberfläche wirklich genutzt wird. Problematisch ist die Positionierung allerdings für Linkshänder – nach den Schnittstellen zeigt sich auch hier, dass MSI wohl hauptsächlich Rechtshänder bedacht hat. Auf einen numerischen Zahlenblock muss grundlegend übrigens nicht verzichtet werden, denn das Touchpad lässt sich auch in ein Numpad umschalten, das über berührungssensitive Tasten verfügt – ein echter Ersatz ist das aber natürlich nicht. Wer lieber mit einer normalen Maus arbeitet, der wird sich über den im Lieferumfang befindlichen Nager freuen.