Mogelpackung GPU
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Erst vor einigen Tagen priesen wir NVIDIAs GeForce GTX 960M als wahre Allround-Lösung in Sachen Notebook-Grafik. Allerdings lässt sich das Unternehmen seinen Mittelklasse-Chip ordentlich bezahlen – entsprechend bestückte Notebooks sind für den Preis eines Aspire V3-574G nicht zu bekommen. Wohl aber solche mit einer GeForce 940M. Auch hier kommt die Maxwell-Architektur mit zum Einsatz, blind zugreifen sollte man aber nicht.
Denn NVIDIA ermöglicht es seinen Partnern, den Käufern eine Falle zu stellen – eine GeForce 940M ist nicht gleich eine GeForce 940M. Denn auf dem Markt tummeln sich zwei verschiedene Versionen: Eine auf Basis des GM107, eine auf Basis des GM108. Was nach einem winzigen Unterschied klingt, macht in Summe viel aus. Denn letzterer Chip bietet mit 384 Shader-Einheiten deutlich weniger, der GM107 bringt es auf 640. Der zweite, gravierende Unterschied: Der GM108 muss sich mit DDR3-Speicher und einem 64 Bit breitem Speicher-Interface begnügen. Immerhin sind die Taktraten für GPU und Speicher identisch. Acer hat sich für den GM108 entschieden.
In Kombination mit Intels Core i5-5200U – zwei Kerne, Hyper-Threading, 2,2 bis 2,7 GHz – kommen Leistungswerte zusammen, die man bei einem Notebook dieser Klasse erwarten würde. Der 3DMark spricht von rund 41.100, 6.100 und 1.400 Punkten (Ice Storm, Cloud Gate, Fire Strike), Cinebench attestiert der CPU 2,74 und 247 Punkte (Cinebench 11, Cinebench 15). Bedingt durch die langsame Festplatte, die über einen 8 GB großen Cache verfügt, dennoch nur 104 MB pro Sekunde in der Spitze schafft, reicht es in den Office-Benchmarks nur für durchschnittliche Werte. Im PCMark 7 sind es knapp 4.000 Punkte, im PCMark 8 gut 2.300 und 2.100 Punkte (Home, Creative).
Für die alltäglichen Aufgaben reicht die gebotene Leistung dennoch mehr als aus, auch weniger fordernde Spiele stellen das System vor keine großen Probleme. Bei anderen Titeln muss jedoch auf eine geringere Auflösung oder weniger Details ausgewichen werden, um eine flüssige Wiedergabe zu gewährleisten. Daran ändert auch der 4 GB große Grafikspeicher nichts.
Kleiner Akku
Mal auf dem Schreibtisch, mal auf Terrasse, mal unterwegs: Auch ein Gerät mit den Maßen und dem Gewicht des Aspire V3-574G dürfte einen großen Teil der Betriebszeit abseits der Steckdose verbringen. Das große Gehäuse mit viel Platz für den Akku sowie der sparsame Broadwell-Prozessor wirken dabei vielversprechend, tatsächlich aber kann das Aspire V3-574G die hohen Erwartungen aber nicht erfüllen. Denn Acer verbaut lediglich einen 37 Wh fassenden Akku – weniger als in so manchem Ultrabook steckt. Immerhin schneidet der Prozessor wie vermutet ab. Denn im Leerlauf profitiert das System von Effizienz des Chips und kommt mit rund 9 W aus, die NVIDIA-Grafik schaltet sich dann wie vorgesehen ab. Wird die vorhandene Leistung hingegen vollständig abgerufen, genehmigt sich das Gerät rund 63 W, etwa die Hälfte geht dabei auf das Konto der GeForce 940M.
Für den Einsatz ohne Ladegerät bedeutet dies: Bei geringer Last lassen sich mit einer Ladung nicht ganz 6,5 Stunden überbrücken, bei hoher Last nicht ganz 2 Stunden. Im Office-ähnlichen Betrieb wurden im Test annähernd 3 Stunden gemessen. Im Zweifelsfall lässt sich der Akku aber auch in einer halben Stunde leeren.
Wer auf längere Laufzeiten angewiesen ist, sollte das Haus nicht ohne Ladegerät und die Gewissheit, im Zweifelsfall eine Steckdose aufsuchen zu können, verlassen. Denn das schnelle Wechseln des Akkus hat Acer nicht vorgesehen. Dem steht zunächst die Entfernung der gesamten Bodenplatte im Weg, anschließend kann unter anderem aber auch der Massenspeicher gewechselt werden.
Heißes Eisen
Eine durchwachsene Vorstellung liefert das Aspire V3-574G in Hinblick auf die Kühlung ab. Schon im Leerlauf arbeitet der Lüfter permanent, mit 35,1 dB(A) jedoch noch recht zurückhaltend. Nach einigen Minuten erwärmt sich das Gehäuse im Durchschnitt auf etwa 32 °C, die Spitzenwerte liegen bei rund 35 °C an der Ober- und knapp 33 °C an der Unterseite. Unter Volllast – simuliert mit Furmark und Prime95 – dreht der Lüfter deutlich auf und erreicht 45,2 dB(A), die aufgrund der mittleren Frequenz zumindest leicht stören.
Kritischer fällt die Temperaturentwicklung aus. So erwärmt sich die Oberseite des Gehäuses auf bis zu knapp 49 °C, die Unterseite hingegen auf bis zu 52 °C; bei längerem direkten Hautkontakt können leichte Verbrennungen deshalb nicht ausgeschlossen werden. Ein Blick auf CPU und GPU fällt kaum besser aus. Denn der i5-5200U erreicht laut Software 99 °C, die GeForce 940M 85 °C. Der winzige Trost: Intels Prozessor wird nicht gedrosselt, sondern arbeitet auch unter derartigen Bedingungen mit mindestens 2,2 GHz und damit im Rahmen des Vorgesehenen weiter. NVIDIAs Grafikchip wird hingegen auf 300 MHz gebremst. Unter realistischen Bedingungen waren die hohen CPU- und GPU-Temperaturen aber ebenso wenig anzutreffen wie die Drosselung der dedizierten Grafiklösung.
Ein leicht bitterer Nachgeschmack bleibt aber dennoch: Denn wer häufiger die volle Leistung abruft, dürfte die Lebenserwartung der beiden wichtigen Komponenten spürbar verringern.
Fazit
Dass es das ideale Notebook für alle Zwecke nicht gibt, zeigte nicht zuletzt unser Blick auf die GeForce GTX 960M. Denn einen Haken findet man bei jedem Gerät, und sei es am Ende nur der Preis. Gerade vor diesem Hintergrund wirkt das Aspire V3-574G äußerst attraktiv. Denn für knapp 800 Euro bietet Acer nicht nur ein Full-HD-Display in Kombination mit einer Broadwell-CPU und einer Mittelklasse-Grafiklösung, sondern auch ein durchaus gefälliges Gehäuse.
Der Teufel steckt hier jedoch sprichwörtlich im Detail. Denn wer den Faktor Mobilität ausnutzen und das Allround-Gerät beispielsweise im Garten aufstellen will, wird mit einem zu dunklen Bildschirm und der allenfalls durchschnittlichen Akkulaufzeit konfrontiert. Wer hingegen die gebotene Leistung über einen längeren Zeitraum abrufen muss, wird mit hohen Temperaturen und einer eventuellen Beeinträchtigung der Langlebigkeit der Hardware leben müssen. Die nicht ganz optimal platzierten Anschlüsse sind da nur eine Randnotiz. Auf der Haben-Seite stehen die überzeugende Tastatur sowie die Vielfältigkeit der Ein- und Ausgänge.
Einfacher wird es dadurch für Acer aber nicht. Denn die Konkurrenz ist groß, ähnliche Konfigurationen gibt es bereits für gut 500 Euro. Erst die Kriterien Broadwell-CPU und aktuelle NVIDIA-GPU lassen das Aspire V3-574G in der getesteten Version auf die erste Seite des Preisvergleichs rutschen. Die direkten Mitbewerber sind dann ASUS‘ F555LB sowie die Acer-Baureihen Aspire V Nitro VN7 und Aspire E5-573G.
Positive Aspekte des Acer Aspire V3-574G (NX.G1UEV.002):
- insgesamt gut verarbeitetes Gehäuse
- Tastatur und Touchpad überzeugen
Negative Aspekte des Acer Aspire V3-574G (NX.G1UEV.002):
- unter Volllast hohe Temperaturen
- Schnittstellen nicht optimal platziert
- Display für den Außeneinsatz zu dunkel
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