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Mit dem Surface Laptop feiert Microsoft gleich zwei Premieren. Nicht nur, dass man damit zum ersten Mal ein klassisches Notebook anbietet: Es ist auch der erste Rechner mit Windows 10 S. Doch was im Vorfeld für Neugierde sorgte, entpuppt sich im Test als durch und durch konservative Zusammenstellung mit einem Hauch von Extravaganz, den die Konkurrenz nicht fürchten muss.
Dass es gleich zu Beginn einen mehr als deutlichen Hinweis auf die Bewertung gibt, liegt an der engen Verwandschaft mit Surface Pro und Surface Book. Nicht nur optisch hat Microsoft das Surface Laptop unübersehbar an die beiden Schwestermodelle angelehnt, auch Kernelemente wie die Kompatibilität zum Surface Pen oder das 3:2-Format wurden übernommen. Überraschungen - in positiver wie negativer Hinsicht - gibt es darüber hinaus nur wenige.
Zur Auswahl stehen vier Konfigurationen. Den Einstieg markiert das Surface Laptop mit Core i5-7200U, 4 GB RAM und einer 128 GB fassenden SSD für 1.149 Euro. Darüber rangiert das für den Test berücksichtigte Modell mit gleichem Prozessor und jeweils doppelter Speicherkapazität für 1.449 Euro. Einen Core i7-7500U verbaut Microsoft nur in den beiden größten Konfigurationen. Für 1.799 Euro gibt es dazu 8 GB RAM und eine 256-GB-SSD, für 2.499 Euro 16 GB RAM und eine 512-GB-SSD. Hinzu kommen mit Bordeaux Rot, Platin Grau, Kobalt Blau und Graphit Gold vier Farbvarianten, die frei Wahl hat man allerdings nur im Falle des 1.449 Euro teuren Version.
Angesichts der Tatsache, dass Windows 10 S in erster Linie für den Einsatz in Bildungseinrichtungen und vergleichbarem vorgesehen ist, erscheinen die Preise sehr hoch. Allerdings sieht Microsoft sein Surface Laptop mehr als Aushängeschild für diese Plattform, die Masse der Windows-10-S-Rechner dürfte weit günstiger werden. Immerhin heißt der wichtigste Konkurrenz Chromebook. Hinzu kommt, dass der Wechsel zu Windows 10 Pro mit wenigen Schritten möglich ist und das Notebook damit in einen vollwertigen Windows-Rechner verwandelt wird. Allerdings ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden, knapp 50 Euro müssen für das Upgrade bezahlt werden. Nur wer sich bis Ende 2017 dafür entscheidet, wechselt kostenlos. Offiziell ist der Sprung von Windows 10 S zu Windows 10 Pro nicht rückgängig zu machen. Tatsächlich bietet Microsoft selbst aber entsprechende Images an.
Sämtliche Tests wurden unter Windows 10 Pro durchgeführt. Grund hierfür ist eine Einschränkung in Windows 10 S. Denn die neue Version des Betriebssystems erlaubt lediglich die Installation von Programmen aus dem Windows Store. Die genutzten Benchmarks sind dort allerdings nicht gelistet. Microsoft selbst sagt, dass das Surface Laptop unter Windows 10 S eine bessere Laufzeit sowie in einigen Situationen, beispielsweise beim Systemstart, eine höhere Leistung respektive kürzere Reaktionszeiten erreichen soll. Beides konnte im Test allerdings nicht festgestellt werden.
Weniger Schnittstellen gehen kaum
Auf einen der größten Kritikpunkt stößt man bereits vor dem ersten Einschalten des Surface Laptop. Denn in Bezug auf die Schnittstellen zeigt Microsoft sich weder spendabel noch der Zukunft zugewandt. Klammert man den Netzteilanschluss Surface Connect aus, stehen nur drei physische Anschlüsse zur Verfügung: Eine Audio-Buchse, ein Mini-DisplayPort sowie einmal USB 3.1 Gen 1 Typ-A, Weder Thunderbolt 2 oder 3 noch USB Typ-C wurden berücksichtigt, was Mitte 2017 und angesichts des Preises nur zu Unverständnis führt. Wer mehr Ports benötigt, muss zum Surface Dock für 229 Euro greifen, das aber nur für den stationären Einsatz vorgesehen ist, oder nach einer kompatiblen Alternative für unterwegs zu suchen. Warum Microsoft es nicht einfach wie Huawei beim MateBook X macht und eine günstige Lösung mit den wichtigsten Anschlüssen beilegt, ist ein Rätsel.
Etwas besser sieht es bei den drahtlosen Schnittstellen aus. Hier bietet das Surface Laptop immerhin Dual-Band-WLAN mit ac-Unterstützung sowie Bluetooth 4.0.
Für Sicherheit soll ein TPM-Chip sorgen, das Anmelden erleichtert die Windows-Hello-kompatible Webcam. Im Test bot die eine gute, aber keine wirklich überzeugende Leistung. Das lag vor allem der Erkennungsgeschwindigkeit, die Eingabe eines Passworts oder der Windows-PIN dürfte in vielen Fällen die schnellere Methode sein.
Besser gefallen die direkt unterhalb der Tastatur verbauten Stereo-Lautsprecher mit Dolby-Audio-Premium-Zertifizierung. Diese erreichen eine mehr als ausreichende Lautstärke. Mitte und Tiefen sind vergleichsweise deutlich vorhanden, Verzerrungen gibt es auch bei maximalem Pegel nicht. Dennoch sollten Musikliebhaber eher zum Kopfhörer greifen, bauartbedingt gibt es natürlich unüberwindbare Grenzen bezüglich der Qualität.
Für Video-Telefonate und ähnliches reichen sie aber ebenso mehr als aus wie auch das Mikrofon-Array. Das nimmt die Stimme des Nutzers zuverlässig auf und filtert auch das ein oder andere Nebengeräusch heraus. Weniger gut gefällt hingegen die 720p-Webcam. Die bietet nur in gut ausgeleuchteten Umgebungen eine zufriedenstellende Qualität, in anderen Situationen kommt es schnell zu Bildrauschen und anderen Problemen.
Der Stoff, aus dem nicht die Träume sind
Das Design des Surface Laptop kann schlicht mit nüchtern beschrieben werden. Microsoft hat sich im Wesentlichen an der Optik des Surface Pro 4 und Surface Book orientiert, hier und da aber auch kleinere Eigenheiten integriert. Darunter fallen die Antennen-Isolatoren am rechten und linken Rand, der Übergang vom seitlichen Rand zum Boden oder auch die Lüftungsschlitze unterhalb des Display-Scharniers. Nicht zuletzt die leichte Keilform sorgt darüber hinaus dafür, dass das Surface Laptop aus jedem Blickwinkel ein wenig anders erscheint.
Echte Eyecatcher gibt es allerdings nur zwei. So bleibt das Auge am Windows-Logo auf dem Deckel hängen, natürlich aber auch am stoffbezogenen Innenraum, der Handballenablage und den Bereich rund um die Tastatur bedeckt. Microsoft setzt hier wie auch schon beim Signature Cover auf Alcantara. Der Mikrofaserstoff kommt üblicherweise in der Bekleidungs- und Automobilindstrie zum Einsatz und gilt als hochwertige Alternative zu Leder. Dem Surface Laptop verleiht es einen Hauch von Extravaganz, die mit dem restlichen Gehäuse-Design bricht. Während das aber lediglich eine Frage des eigenen Geschmacks ist, erübrigen sich Diskussionen bezüglich der Haltbarkeit und Hygiene.
Denn so hochwertig der Stoffbezug auch sein mag, unterliegt er dennoch einem gewissen Verschleiß und ist zudem deutlich schlechter als eine Alumnium- oder Kunststoffoberfläche zu säubern. Wer sein Notebook häufig nutzt, dürfte früher oder später mit Schmutzablagerungen, Verfärbungen und anderem konfrontiert werden.
Von diesem Manko abgesehen präsentiert sich das Surface Laptop als qualitativ sehr hochwertig. Abgesehen vom Alcantara setzt Microsoft vor allem auf Aluminium sowie Gorilla Glass, das den Touchscreen vor Beschädigungen schützt. Das 308,0 x 223,2 x 14,5 mm große und knapp 1,3 kg schwere Notebook ist abgesehen von einem leicht schief eingesetzten Touchpad hervorragend verarbeitet, was nicht zuletzt am Unibody-Konzept liegt. Verformungen oder Geräusche lassen sich selbst mit hohem Kraftaufwand nicht provozieren, selbst der Deckel lässt sich nur minimal verwinden - dem Gorilla Glass sei Dank. Das Display-Scharnier packt gut zu und gleicht auch gröbere Stöße zufriedenstellend aus, gleichzeitig ist aber dennoch das Anheben des Deckels ohne Festhalten der Bodeneinheit möglich - keine Selbstverständlichkeit.
Einen Kritikpunkt gibt es am Ende aber dennoch. Denn während Microsoft auf eine hohe Verarbeitungsqualität geachtet hat, wurde die Wartbarkeit völlig ignoriert. Eine entfernbare Bodenplatte gibt es nicht, statt dessen wird auf sehr viel Klebstoff gesetzt. Auch das führte im Juni dazu, dass die Experten von iFixit dem Surface Laptop mit 0 Punkten die schlechtmöglichste Note in Bezug auf die Reparierbarkeit verliehen.
Dem Touchscreen und Surface Pen treu geblieben
Entgegen des allgemeinen Trends spendiert Microsoft dem Surface Laptop einen Touchscreen und schafft somit fast schon so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Denn klassische Notebooks kamen zuletzt nur noch selten mit berührungsempfindlichen Bildschirm auf den Markt - oftmals sogar nur gegen Aufpreis. Beibehalten hat man aber auch die Unterstützung des Surface Pen, der nicht ohne Grund zu den besseren seiner Art zählt. Unterschieden wird zwischen 4.096 Druckstufen, die integrierte Technik erkennt zudem das Kippen für Schattierungen. Leider gehört der Surface Pen aber nicht zum Lieferumfang des Surface Laptop, weshalb er im Test nicht berücksichtigt wurde. Mit knapp 110 Euro ist er zudem alles andere als günstig.
Ein Stück weit entschädigt das Display im Microsoft-typischen 3:2-Format. Auf die 13,5 Zoll des IPS-Panels, das im Falle des Testgeräts von Panasonic stammt, verteilen sich 2.256 x 1.504 Pixel. Der verbaute Touch-Sensor erkennt zehn Eingaben zur gleichen Zeit, Gorilla Glass sorgt für den Schutz des Panels, aber auch für mehr Reflexionen.
Die Testwerte fallen sehr unterschiedlich aus. Zunächst klingt eine maximale Helligkeit von 408 cd/m² als ausreichend, der Einsatz im Freien ist aber nur bedingt möglich. Hier sollte ein schattiger Ort gesucht werden, direkte Sonneneinstrahlung kann die Hintergrundbeleuchtung nicht ausgleichen. Hinzu kommt, dass die Homogenität nur bei rund 85 % liegt, vor allem zu den vier Rändern hin nimmt die Helligkeit ab; bei komplett schwarzem Bildschirminhalt ist das Clouding mit bloßem Auge erkennbar. Besser gefällt das Kontrastverhalten. Hier erreicht das Surface Laptop 1.316:1 - ein für ein Notebook sehr guter Wert.
Nachholbedarf gibt es hingegen bei der Farbdarstellung. Denn ab Werk erstrahl das Display mit einem kräftigen Blaustich, durchschnittlich wurden 7.400 Kelvin gemessen. Wer - entsprechendes Equipment vorausgesetzt - selbst Hand anlegt, kann bessere, aber immer noch nicht optimal 6.800 Kelvin herausholen. Besser sieht es bei den Farbräumen aus. AdobeRGB wird zu 60 % abgedeckt, sRGB zu 92 %. Subjektiv werden Farben kräftig, aber nicht übertrieben dargestellt, wer häufig Fotos bearbeitet, dürfte nur wenig zu kritisieren haben.
Etwas seltsam wirkt, dass Microsoft dem Surface Laptop einen „ultradünnen Rahmen" attestiert. Mit etwa 11 mm rechts links sowie 9 mm oben ist der Rahmen deutlich breiter als beispielsweise beim Dell XPS 13 oder Huawei MateBook X. Das ist per se kein gravierender Nachteil, aber letztlich eine falsche Behauptung sowie der Grund dafür, dass Microsofts Notebook größer als das MateBook X ist. Einem Plus von 3 % bei der Display-Fläche stehen 13 % mehr Grundfläche entgegen.