Dunkler, aber immer noch hell
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Huawei selbst sagt, dass das Display des MateBook E mit dem des MateBook übereinstimmt. Dennoch gibt es derart große Abweichungen, dass eine gesonderte Betrachtung lohnt.
Zumindest auf dem Papier scheint es auch keine Veränderungen gegeben zu haben. Die Diagonale liegt weiterhin bei 12,0 Zoll, die Auflösung bei 2.160 x 1.440 Pixeln und erneut setzt man auf ein IPS-Panel mit großzügigen Betrachtungswinkeln und einer insgesamt guten Farbdarstellung. Damit letztere erreicht wird, muss aber Hand angelegt werden. Denn ab Werk driftet der Bildschirm unübersehbar ins Blaue ab - im Schnitt lag die Farbtemperatur bei rund 8.000 Kelvin. Zum Vergleich: Beim MateBook waren es seinerzeit mehr als 9.100 Kelvin. Passende Messintrumente - oder ein entsprechendes Farbprofil - vorausgesetzt, lassen sich jedoch deutlich bessere 6.800 Kelvin erreichen. Dann wird der sRGB-Farbraum zu 92 % abgedeckt, bei AdobeRGB sind es 68 %. Nichts ändern kann man hingegen an der Helligkeit des Displays. Das erreicht zwar in der Spitze gute 481 cd/m² sowie eine Homogenität von 89 %, beim Vorgänger waren es aber noch 565 cd/m² und 91 %. Was nach einem geringen Unterschied klingt, kann in der Praxis aber durchaus Auswirkungen haben. Denn aufgrund der spiegelenden Oberfläche kommt es beim Einsatz im Freien auf jedes Candela an. Etwas schlechter fällt das Kontrastverhältnis aus. Hier werden allerdings immer noch gute 964:1 erreicht.
Der Touch-Sensor arbeitet präzise und erkennt bis zu zehn Eingaben gleichzeitig. Wie schon der Vorgänger kann auch das MateBook E im Zusammenspiel mit dem MatePen genutzt werden. Allerdings gehört dieser erneut nicht zum Lieferumfang. Der Aufpreis beträgt knapp 70 Euro.
Mehr Leistung sorgt für weniger und mehr Wärme
Die wesentliche Veränderung - und der vermutlich eigentliche Grund für die Modellpflege - ist der Wechsel des Prozessors. Hier musste Skylake seinem Nachfolger Kaby Lake weichen, was spürbare Folgen in puncto Leistung hat. Der verbaute Core i5-7Y54 verfügt über zwei Kerne nebst Hyper-Threading und arbeitet einem Nominaltakt von 1,2 GHz; den maximalen Takt gibt Intel mit 3,2 GHz an. Der im MateBook eingesetzte Core m5-6Y57 muss sich hingegen mit 1,1 und 2,8 GHz begnügen. Eine andere Änderung betrifft die integrierte GPU. Die HD Graphics arbeitet mit 300 bis 950 MHz in der Spitze minimal schneller, muss aber wie schon die zuvor genutzt HD Graphics 515 mit 24 Execution Units auskommen und verfügt über keinen eigenen Speicher. Es bleibt allerdings bei einer TDP von 4,5 W, der Fertigung im - wenn auch verfeinerten - 14-nm-Verfahren sowie einem 4 MB großen Level-3-Cache.
Wie groß der Sprung tatsächlich ist, zeigen die üblichen Benchmarks. In Cinebench 11 beträgt das Plus 75 und 71 % (Single-Thread/Multi-Thread), in Cinebench 15 immerhin noch 49 und 26 %. In 7Zip liegt das MateBook E mit 13 % vorn, in PCMark 7 fast 31 %. Und selbst im anspruchsvolleren PCMark 8 werden um bis zu 9 % höhere Resultate erzielt. Allerdings darf man sich von den relativen Werten nicht blenden lassen. Mit 2,93 respektive 266 Punkten in Cinebench 11 und 15 sowie rund 5.000 und 2.300 Punkten in PCMark 7 und 8 hat das MateBook E zwar mit Office-Software sowie vergleichbaren Programmen und Einsatzzwecken keine wirkliche Mühe, aber schon das etwas tiefergehende Bearbeiten von Fotos und ähnliches bringt den 2-in-1-Rechner schnell an seine Grenzen. Denn der Prozessor soll vor allem bei sehr kurzen Lastspitzen mit den echten Core-i5-CPUs problemlos mithalten können. Schon nach wenigen Sekunden kann der (maximale) Turbo-Takt aber nicht mehr gehalten werden. Wer den CPU-Part vollständig auslastet, muss dann zunächst mit 2 GHz auskommen, nach etwa fünf Minuten Betrieb sind nicht mehr als 1,8 GHz möglich. Wird der Core i5-7Y54 hingegen vollständig gefordert, wird selbst der Nominaltakt schnell unterschritten. Dann arbeiten die beiden CPU-Kerne nur noch mit 700 MHz, die GPU mit 400 MHz.
Was aber führt dann zum Leistungsplus gegenüber dem MateBook? Die Erklärung liefert das Temperatur-Management. Wurde der Core m5-6Y57 im MateBook schon ab 51 °C gedrosselt, erlaubt das MateBook E 65 °C. Das reicht aus, um länger mit hohen Taktraten zu rechnen, bzw. früher wieder hochzuschalten. Und es reicht aus, um die Halbierung des RAMs von 8 auf 4 GB auszugleichen. Die 256 GB fassende SSD ist hingegen vergleichbar schnell: Beim Lesen werden maximal 491 MB/s erreicht, beim Schreiben immerhin noch 454.
Der Vollständigkeit halber sei verraten, dass auch die Spieleleistung höher ausfällt. Im 3DMark liegt das Plus je nach Szenario bei mehr als 100 %. Für Grafikkracher reicht es aber dennoch bei weitem nicht aus, wie knapp 700 Punkte in Fire Strike und 5.200 Punkte in Cloud Gate zeigen.
Angst, dass sich das Gehäuse angesichts der höheren Prozessor-Temperaturen zu stark erwärmt, muss man aber nicht haben. Zwar erreicht das wieder passiv gekühlte MateBook E etwas höhere Werte als das MateBook, doch mit punktuell maximal rund 39 °C bleibt es selbst nach langen Volllastphasen weit von einer kritischen Grenze entfernt. Im Schnitt werden in solchen Situationen knapp 34 °C auf der Rückseite erreicht, im Leerlauf konnten nicht mehr als durchschnittlich 25 °C gemessen werden.
Mehr Ausdauer für das MateBook E
Am Akku hat Huawei nichts verändert. Die Kapazität gibt das Unternehmen wieder mit 33,7 Wh an, laut Systeminformationen beträgt die nutzbare Kapazität wieder 32,6 Wh. Dass es trotz der Parallelen abweichende Laufzeiten gibt, liegt am veränderten Energiebedarf des Rechners. So begnügt sich das MateBook E im Leerlauf und bei einer Display-Helligkeit von 120 cd/m² mit 5,2 W - das MateBook genehmigte sich unter vergleichbaren Rahmenbedingungen 9,1 W. Im Gegenzug ist aber der Maximalbedarf gestiegen. So werden unter Volllast bis zu 15,8 W abgerufen, der Vorgänger kam auf 14,2 W.
Vor allem dieser Punkt ist wichtig. Die höhere Systemleistung erfordert auch mehr Energie, weshalb der Wechsel von Skylake zu Kaby Lake in diesem Fall nicht immer in einer verlängerten Laufzeit münden muss. Bei hoher Last (Battery Eater Classic) sinkt die Laufzeit deshalb im Vergleich mit dem MateBook um etwa 25 % auf nur noch rund zweieinhalb Stunden. Gleichzeitig sieht es in weniger leistungsfordernden Situationen anders aus. Im simulierten Office-Betrieb (PCMark 8) landet das MateBook E bei etwa dreieinhalb Stunden - je nach Szenario 12 bis 18 % mehr als beim Vorgänger.
Einen weitaus größeren Sprung gibt es bei geringer Last (Battery Eater Reader's Test). Mit neun Stunden liegt die zweite Generation gleich 45 % vor der ersten. Im Vergleich mit der Konkurrenz ist das aber lediglich ein durchschnittlicher Wert.
Fazit
Huawei ist es gelungen, einige größere Schwachstellen des MateBook zu beseitigen. So erlaubt das neue Tastatur-Dock nun nahezu beliebige Öffnungswinkel, das Dock mit wichtigen Anschlüssen gehört zum Lieferumfang und die Laufzeiten fallen teils deutlich besser aus. Diesbezüglich hat sich der der Wechsel der Prozessor-Generation durchaus gelohnt, obendrauf gibt es auch noch mehr Leistung.
An den konzeptionellen Schwächen hat sich hingegen kaum etwas geändert. Auch im MateBook E wird der Core-m-Abkömmling gedrosselt, wenn auch nicht so früh und stark wie im MateBook. Ebenso stört es trotz Docks, dass Schnittstellen fehlen. So gibt es weder einen Kartenleser noch genügend USB-Schnittstellen. Schlimmer noch: Beim neuen Dock liegen einige Ports so dicht beieinander, dass gar nicht alle gleichzeitig genutzt werden können. Und natürlich ist der Einsatz auf den Beinen oder anderen, eher wackeligen Untergründen nur mit Einschränkungen möglich.
Doch Huawei hat es auch geschafft, Stärken des Vorgängers beizubehalten. Die passive Kühlung ist trotz Prozessor-Mehrleistung nicht überfordert, die neue Tastatur überzeugt und das Display ist erneut vergleichsweise hell, auch wenn der Wert der ersten Generation nicht erreicht wird.
Dennoch: Wie schon das MateBook ist auch das MateBook E nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Wer ein 2-in-1-Device vor allem für den Einsatz daheim sucht, kann eine vergleichbare Leistung und Laufzeit für deutlich weniger Geld erstehen. Wer hingegen einen Begleiter für Arbeit, Uni oder ähnliches sucht wird nur dann glücklich, wenn in der Regel ein Tisch zur Verfügung steht. Auf den Beinen sind Surface Book und Co. deutlich überlegen. Zumal der mobile Einsatz oftmals auch vom Fehlen einer Steckdose geprägt ist und das MateBook E einen kompletten Arbeits- oder Vorlesungstag in aller Regel nicht mit einer Akkuladung überstehen dürfte.
Und anders als im vergangenen Jahr liefert auch der Preis keine Bonuspunkte. Zwar hat sich an der unverbindlichen Preisempfehlung nichts Nennenswertes geändert, aber nicht zuletzt der allgemeine Preisverfall hat Spuren hinterlassen. So gibt es Acers Switch Alpha 12 mit vergleichbarer Ausstattung bereits für etwa 650 Euro, das ASUS Transformer 3 Pro T303UA schon für weniger als 800 Euro.
Somit bleibt zu hoffen, dass mit der dritten Auflage nicht nur die letzten Schwächen beseitigt werden, sondern Huawei auch an der Ausstattung schraubt. Das Kühlsystem des MateBook X würde den Einsatz leistungsfähigere Prozessoren erlauben, mehr Arbeitsspeicher darf man oberhalb von 1.000 Euro ebenso erwarten.
Das MateBook E ist wie schon der Vorgänger eine interessanter Alternative und in wichtigen Punkte verbessert worden, für die Spitzengruppe reicht es nach wie vor aber nicht.
Positive Aspekte des Huawei MateBook E:
- kompaktes Gehäuse
- sehr hohe Verarbeitungsqualität
- Tastatur mit hohem Schreibkomfort
- geringe Wärmeentwicklung
- passive Kühlung
Negative Aspekte des Huawei MateBook E:
- zu wenige physische Schnittstellen trotz mitgeliefertem Dock
- Prozessor wird gedrosselt
- wenig Arbeitsspeicher
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