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Es wird Zeit für die großen Geschütze, denn heute schauen wir uns den Intel Xeon W-3175X an. Der Prozessor hatte auf der Computex 2018 einen etwas unrühmlichen Start und ist seit Ende des vergangenen Jahres erhältlich. Mit etwas Verspätung wollen wir uns nun das Spitzenmodell von Intel anschauen und dabei auch einen Vergleich zum letzten Test des Core i7-9700K gegen den Core i9-9980XE ziehen.
Beim Xeon W-3175X handelt es sich um einen Workstation-Prozessor mit offenem Multiplikator und 28 Kernen. Er basiert auf den Skylake-SP-Prozessoren mit ebenfalls bis zu 28 Kernen und wird in 14 nm gefertigt. Der Xeon W-3175X sitzt auf dem Sockel LGA3647 und bietet wie alle Skylake-X- und SP-Prozessoren 1 MB an L2-Cache pro Kern. Hinzu kommen insgesamt 38,5 MB an L3-Cache. Der Turbo-Takt soll bei bis zu 4,3 GHz auf einzelnen Kernen liegen.
Auf der Computex zeigte man ein mit einem Xeon W-3175X bestücktes System mit einem Takt von 5,0 GHz – damals aber mit einer aufwendigen Chiller-Kühlung, die keinesfalls als alltagstauglich bezeichnet werden kann. In unserem Fall haben wir auf eine Kühlung mittels Chiller verzichtet, allerdings ist die verwendete Kühlung auch nicht wirklich sehr viel weniger aufwendig.
Modell | Intel Core i9-9980XE | Intel Xeon W-3175X | AMD Ryzen Threadripper 2990WX |
Preis | 1.980 Euro | 4.000 Euro | 1.775 Euro |
Architektur | Skylake | Skylake | Zen+ |
Fertigung | 14 nm | 14 nm | 12 nm |
Sockel | LGA2066 | LGA3647 | TR4 |
Kerne / Threads | 18 / 36 | 28 / 56 | 32 / 64 |
Basis-Takt | 3,0 GHz | 3,1 GHz | 3,0 GHz |
Boost-Takt | 4,5 GHz | 3,8 GHz | 4,2 GHz |
L2-Cache | 1 MB pro Kern | 1 MB pro Kern | 512 kB pro Kern |
L3-Cache | 24,75 MB | 38,5 MB | 64 MB |
PCIe-Lanes | 44 | 48 | 64 |
Speicherinterface | 4-Kanal | 6-Kanal | 4-Kanal |
TDP | 165 W | 255 W | 250 W |
Wir haben die drei Prozessoren von AMD und Intel mit der höchsten Anzahl an Kernen und im Falle von Intel in Abhängigkeit von der Plattform, einmal gegenüber gestellt. Der Core i9-9980XE bietet 18 Kerne und 36 Threads. Die 18 Kerne haben einen Basistakt von 3,0 GHz und kommen vereinzelt per Boost auf bis zu 4,5 GHz. Der Speicher wird über vier Kanäle angebunden und wie unser Test bereits zeigte, kann auch einem Core i9-9980XE per Overclocking noch etwas mehr Leistung entlockt werden. Die Angabe zur Thermal Design Power ist mit 165 W mehr oder weniger Makulatur, denn unter Last genehmigt sich der Prozessor ohne Overclocking bereits 255 W und kommt bei einem Takt von 4,5 GHz auf allen Kernen sogar auf eine Leistungsaufnahme von 431 W. Auch hier ist also eine gute Kühlung bereits eine Standardvoraussetzung.
Der Xeon W-3175X basiert auf der gleichen Architektur, anstatt eines HCC-Dies mit eben 18 Kernen wird allerdings der XCC-Die mit 28 Kernen verwendet. Dies bedingt auch den Wechsel auf einen anderen Sockel. Über den LGA3647 findet auch die Anbindung des Sechskanal-Speicherinterfaces statt. Die 28 Kerne arbeiten mit einem Basistakt von 3,1 GHz und kommen per Boost auf 3,8 GHz. Intel gibt eine TDP von 255 W an – wir werden sehen, unter welchen Bedingungen diese eingehalten wird.
Schlussendlich haben wir auch den Ryzen Threadripper 2990WX von AMD aufgeführt. Wir werden zum aktuellen Zeitpunkt aber keine neuen Benchmarks des Workstation-Prozessors von AMD bieten können und verweisen auf den Test zum Start des Prozessors. Der Ryzen Threadripper 2990WX bietet 32 Kerne und kann damit 64 Threads verarbeiten. Der Basistakt liegt bei 3,0 GHz und per Boost sind bis zu 4,2 GHz möglich. Der L2-Cache ist pro Kerne etwas geringer, dafür ist der L3-Cache sehr großzügig ausgelegt. Wie alle Ryzen-Threadripper-Prozessoren bietet er ein Quad-Channel-Speicherinterface und satte 64 PCI-Express-Lanes.
Preislich ist der Xeon W-3175X mit 4.000 Euro mehr als doppelt so teurer wie der Core i9-9980XE. Der Ryzen Threadripper 2990WX kostet mit 1.775 Euro noch etwas weniger als der Core i9-9980XE, bietet dafür aber auch fast doppelt so viele Kerne.
Wie immer sind die Turbo-Taktraten aber nicht auf die Verwendung aller Kerne bezogen. Da ein Workstation-Prozessor aber möglichst viele Kerne unter Volllast verwendet, haben wir die Turbo-Taktraten mal etwas genauer aufgeschlüsselt:
Core i9-9980XE | Xeon W-3175X | |
1 | 4,5 GHz | 4,3 GHz |
2 | 4,5 GHz | 4,3 GHz |
3 | 4,2 GHz | 4,1 GHz |
4 | 4,2 GHz | 4,1 GHz |
5 | 4,1 GHz | 4,0 GHz |
6 | 4,1 GHz | 4,0 GHz |
7 | 4,1 GHz | 4,0 GHz |
8 | 4,1 GHz | 4,0 GHz |
9 | 4,1 GHz | 4,0 GHz |
10 | 4,1 GHz | 4,0 GHz |
11 | 4,1 GHz | 4,0 GHz |
12 | 4,1 GHz | 4,0 GHz |
13 | 3,9 GHz | 4,0 GHz |
14 | 3,9 GHz | 4,0 GHz |
15 | 3,9 GHz | 4,0 GHz |
16 | 3,9 GHz | 4,0 GHz |
17 | 3,8 GHz | 4,0 GHz |
18 | 3,8 GHz | 4,0 GHz |
19 | - | 4,0 GHz |
20 | - | 4,0 GHz |
21 | - | 4,0 GHz |
22 | - | 4,0 GHz |
23 | - | 4,0 GHz |
24 | - | 4,0 GHz |
25 | - | 3,8 GHz |
26 | - | 3,8 GHz |
27 | - | 3,8 GHz |
28 | - | 3,8 GHz |
In dieser Aufstellung zeigt sich recht deutlich, dass der Core i9-9980XE für bis zu 12 Kerne einen Taktvorteil hat. Dann aber übernimmt der Xeon W-3175X die Regie und bietet einen höheren Takt. Ab 19 Kernen ist dann für den Core i9-9980XE ohnehin Schluss und der Xeon W-3175X zieht die 4 GHz für bis zu 24 Kerne durch. Erst dann wird der Takt auf 3,8 GHz für die Nutzung von 25 bis 28 Kernen gesenkt.
Was bedeutet dies nun für die Praxis? Der Test des Core i7-9700K und des Core i9-9980XE zeigt recht deutlich die beiden Extreme, die man bei der Wahl des Prozessors sehen kann. Umso wichtiger ist es, sich im Vorfeld darüber klar zu werden, was man mit seinem System machen möchte. Dies gilt umso mehr für den Xeon W-3175X. So manche Anwendung profitiert nicht von mehr, als acht Kernen. Die meisten Spielen laufen problemlos mit sechs schnellen Kernen und sind dann auch schneller als mit einer höheren Anzahl an Kernen, die aber niedriger takten.
Auch im Workstation-Segment sollte man sich darüber bewusst sein, dass mehr Kerne nicht immer sinnvoll sind. Adobe Premiere bzw. der Media Encoder profitiert kaum von mehr als 12 Kernen. Wer also regelmäßig Videos schneidet und eben diese Software verwendet, sollte auf einen Prozessor setzen, der 10 bis 12 Kerne möglichst hoch taktet. Nicht ohne Grund gibt es auch Spezialmodelle bestimmter Prozessoren, die zwar weniger Kerne als das Spitzenmodell haben, dafür über einen deutlich höheren Takt verfügen. Entsprechend dieser Anforderung gibt es schnelle Xeon- (Xeon Scalable der 2. Generation mit Speed Select Technology) und EPYC-Prozessoren (EPYC 7371 mit 16 Kerne bei einem Basis-Takt von 3,1 GHz), die nicht über die maximale Kern-Anzahl der jeweiligen Plattform verfügen, sondern die rund 2/3 der maximal verfügbaren Kerne haben, diese aber besonders hoch takten. Ein gutes Beispiel ist der auch der Core i9-9990XE, der nur über 14 Kerne verfügt, diese aber mit bis zu 5 GHz arbeiten lässt.