TEST

Intel versucht aufzuholen

Core i9-10980XE mit 18 Kernen im Test

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Es sind schwere Zeiten für Intel. Bei den Desktop-Prozessoren hält man sich nur noch durch die hohe Leistung der einzelnen Kerne vor allem in Spielen vor AMD. Den HEDT-Markt hat man durch die Ryzen-Threadripper-Prozessoren bereits verloren und nun legt AMD mit der dritten Generation der Ryzen-Threadripper-Prozessoren auch noch nach. Intels Konter in Form des Core i9-10980XE wollen wir uns heute im ausführlichen Test anschauen.

Intel hat das Embargo für den Core i9-10980XE vorgezogen. Im Laufe des Tages veröffentlichen wir aber auch unsere Benchmarks zu den neuen Ryzen-Threadripper-Prozessoren. Dementsprechend werden wir auch diesen Artikel mit den entsprechenden Werten aktualisieren, sobald uns dies erlaubt ist.

Im Frühjahr stellte Intel seine Xeon-Scalable-Prozessoren auf Basis der Cascade-Lake-Architektur vor. Die Änderungen in der Architektur beziehen sich weitestgehend auf die Serverplattform. Da wären die neuen Instruktionen für AI-Anwendungen alias DL-Boost, aber auch die Unterstützung für Optane DC Persistent Memory. Hinzu kommt eine höhere Flexibilität der einzelnen Modelle durch Resource Director und Speed Select. Auch eine Hardware-Mitigationen gegen bestimmte Sidechannel-Attacken hat Intel vorgenommen, wenngleich hier durch kürzlich erlangte Erkenntnisse einige Einschränkungen gemacht werden müssen.

Auf Cascade Lake als Architektur sind wir bereits genauer eingegangen. Zwei Xeon Platinum 8280 mit jeweils 28 Kernen haben wir in einigen Server-Anwendungen ebenfalls auf den Prüfstand gestellt.

Für die Endkunden-Umsetzung in Form von Cascade-Lake-X beschränkt sich Intel zunächst auf eine leichte Taktsteigerung durch eine weiter verbesserte Fertigung in 14 nm. Darüber hinaus hält Turbo Boost 3.0 nun mehr Kerne auf einem höheren Takt. Ansonsten bleibt es bei der Glacier-Falls-Plattform – wer bereits ein X299-Mainboard hat, kann dieses nach einem BIOS-Update auch für die neuen Prozessoren verwenden. Einige Mainboard-Hersteller haben aber auch neue Mainboards für diese Plattform vorgestellt, die vor allem im VRM-Bereich Verbesserungen vorzuweisen haben.

Die Modelle der Core-X-Prozessoren in der Übersicht
  Kerne / Threads Basis / All-Core / Turbo 2.0 / Turbo 3.0 Cache TDP Preis
Core i9-10980XE 18 / 36 3,0 / 3,8 / 4,6 / 4,8 GHz 24,75 MB 165 W ? 1.000 Euro
Core i9-10940X 14 / 28 3,3 / 4,1 / 4,6 / 4,8 GHz 19,25 MB 165 W ? 800 Euro
Core i9-10920X 12 / 24 3,5 / 4,3 / 4,6 / 4,8 GHz 19,25 MB 165 W ? 700 Euro
Core i9-10900X 10 / 20 3,7 / 4,3 / 4,5 / 4,7 GHz 19,25 MB 165 W ? 600 Euro
Ryzen Threadripper 3990X 64 / 128 - 256 MB 280 W -
Ryzen Threadripper 3970X 32 / 64 3,7 / 4,5 GHz 144 MB 280 W 1.999 USD
Ryzen Threadripper 3960X 24 / 48 3,8 / 4,5 GHz 140 MB 280 W 1.399 USD

Intel nimmt einige Änderungen in der Produktpalette vor. Einen 16-Kerner alias Core i9-10960X gibt es nicht mehr. Alle Modelle unterhalb des Core i9-10900X wurden gestrichen. Im gleichen Atemzug soll die Preisreduzierung der Prozessoren genannt werden. Intel hat aufgrund des Marktdrucks durch AMD die Preise seiner Core-X-Prozessoren halbiert. Der Core i9-10980XE kostet 1.000 Euro, der Core i9-10900X mit zehn Kernen 600 Euro.

Allerdings bekommt Intel nicht nur Druck durch die Ryzen-Threadripper-Prozessoren, sondern auch durch AMDs AM4-Plattform bzw. die neuen Modelle mit 12 (Ryzen 9 3900X) und 16 Kernen (Ryzen 9 3950X). Insofern wird es ein Core i9-10900X, Core i9-10920X und Core i9-10940X schwer haben, eine Rechtfertigungsgrundlage zu finden. Eigentlich bleiben hier fast nur das Quad-Channel-Speicherinterface und das Vorhandensein von einigen wenigen zusätzlichen, aber langsameren PCI-Express-Lanes. Der Prozessor bietet 44 PCI-Express-Lanes.

An Arbeitsspeicher hebt Intel die Spezifikationen auf DDR4-2933 an. Werden zwei DIMMs pro Speicherkanal verwendet, spricht Intel von DDR4-2666. Bis zu 256 GB werden nun unterstützt, was einer Verdopplung gegenüber Skylake-X entspricht. Zudem führt Intel Wi-Fi 6 und 2.5GbE auf. Beide Schnittstellen benötigen allerdings entsprechende Controller, die extern verbaut werden müssen.

Hinsichtlich der Hardware-Mitigationen schließt Intel mit Cascade Lake folgende Lücken:

  • Spectre Variante 2 (CVE-2017-5715)
  • Meltdown Variante 3 (CVE-2017-5754)
  • Meltdown Variante 3 (CVE-2018-3640)
  • Rogue System Register Read (RSRE) Variante 3a (CVE-2018-3640)
  • L1 Terminal Fault, Foreshadow (CVE-2018-3620/CVE-2018-3646)
  • MDS; MFBDS, RIDL, MSBDS, Fallout, MLPDS, MDSUM (CVE-2018-12130/CVE-2018-12126/CVE-2018-12127/CVE-2019-11091)

Die Verbesserungen bei den Turbo-Taktraten wollen wir uns nun noch einmal genauer anschauen.

Turbo Boost Max Technology 3.0

Die Boost-Taktraten im Vergleich
Kerne  Core i9-9980XE Core i9-10980XE
NormalAVX2AVX512 NormalAVX2AVX512
1 4,5 GHz3,9 GHz3,7 GHz 4,8 GHz3,9 GHz3,7 GHz
2 4,5 GHz3,9 GHz3,7 GHz 4,8 GHz
3,9 GHz3,7 GHz
3 4,2 GHz3,7 GHz3,5 GHz 4,7 GHz3,7 GHz3,5 GHz
4 4,2 GHz3,7 GHz3,5 GHz 4,7 GHz
3,7 GHz3,5 GHz
5 4,1 GHz3,6 GHz3,4 GHz 4,3 GHz3,6 GHz3,4 GHz
6 4,1 GHz3,6 GHz3,4 GHz 4,3 GHz
3,6 GHz3,4 GHz
7 4,1 GHz3,6 GHz3,4 GHz 4,3 GHz
3,6 GHz3,4 GHz
8 4,1 GHz3,6 GHz3,4 GHz 4,3 GHz3,6 GHz3,4 GHz
9 4,1 GHz3,6 GHz3,2 GHz 4,3 GHz3,6 GHz3,2 GHz
10 4,1 GHz3,6 GHz3,2 GHz 4,3 GHz3,6 GHz3,2 GHz
11 4,1 GHz3,6 GHz3,2 GHz 4,3 GHz3,6 GHz3,2 GHz
12 4,1 GHz3,6 GHz3,2 GHz 4,3 GHz3,6 GHz3,2 GHz
13 3,9 GHz3,4 GHz2,9 GHz 3,9 GHz3,4 GHz2,9 GHz
14 3,9 GHz3,4 GHz2,9 GHz 3,9 GHz3,4 GHz
2,9 GHz
15 3,9 GHz3,4 GHz2,9 GHz 3,9 GHz3,4 GHz2,9 GHz
16 3,9 GHz3,4 GHz2,9 GHz 3,9 GHz3,4 GHz2,9 GHz
17 3,8 GHz3,3 GHz2,8 GHz 3,8 GHz3,3 GHz2,8 GHz
18 3,8 GHz3,3 GHz2,8 GHz 3,8 GHz3,3 GHz2,8 GHz

Mit den Cascade-Lake-X-Prozessoren bringt Intel die Turbo Boost Max Technology (TBMT) auf neue neue Stufe. Vier anstatt zwei Kerne werden als "superior cores" ausgewählt und arbeiten mit den höchsten Boost-Taktraten. Bei Broadwell-Prozessoren war es ein Kern und Skylake wählte zwei Kerne aus.

Intel teilt die vier schnellsten Kerne in zwei Gruppen ein. Die erste Gruppe kommt beim Core i9-10980XE auf einen maximalen Takt von 4,8 GHz, die zweite kommt auf 4,7 GHz. Ab dem fünften Kern bricht der Takt auf 4,3 GHz ein und wird dann mit immer mehr Kernen auf 3,8 GHz reduziert. Ab dem 13. Kern ist der Core i9-10980XE genauso schnell wie sein Vorgänger. Dafür gibt es bei wenigen genutzten Kernen einen deutlichen Vorteil. Leider kennen wir für den Core i9-10980XE noch nicht die Taktraten unter Verwendung von AVX und AVX512.

Über die dazugehörige Software können manuell ausgewählten Programmen die entsprechenden Kerne zugewiesen werden. Dies ist aber nicht nur mit dem Core i9-10980XE möglich, sondern mit allen Prozessoren