Kioxia Exceria Pro im Test

Schneller Phison-Controller trifft BiCS5 - Die Kioxia Exceria Pro im Detail

Kioxia setzt bei der Exceria Pro wie bereits geschrieben und im Datenblatt ersichtlich, auf aktuelle und bekannte HighEnd-Hardware, setzt diese aber in einer Kombination ein, die es sonst nicht auf dem Markt gibt. Den verwendeten Phison PS5018-E18 wollen wir an dieser Stelle daher zunächst kaum weiter beachten, kennen wir ihn doch von unseren Reviews der letzten Modelle von Seagate, TeamGroup, MSI, PNY, Kingston, Corsair und weiteren. Zwar wird der Controller bei der Exceria Pro unter dem Label von Kioxia verwendet, doch die Eckdaten bleiben die selben, auch wenn Kioxia vermutlich die Firmware entsprechend selbst optimiert. Acht Speicherkanäle für bis zu 1.600 MT/s haben wir bereits in vielen Benchmarks eindrucksvoll getestet, jedoch waren zuletzt bei den genannten Modellen stets Speicherbausteine von Crucial im Einsatz. 

Kioxia setzt hier allerdings im Unterschied zur Konkurrenz auf eigene Speicher, namentlich BiCS5, also der fünften Generation des bekannten und vielfach eingesetzten BiCS-NAND. Den Vorgänger konnten wir noch gerade anfangs zu PCIe4-Veröffentlich in praktisch jeder SSD sehen, von Corsairs MP600 bis zu Seagates FireCuda 520. Mit der neuen fünften Generation konnten Kioxia und Western Digital in Zusammenarbeit die "Speicherhöhe" weiter steigern, sodass der NAND von 96 Schichten (BiCS4) nun auf 112 Schichten steigt. Dieser Sprung ist dabei vergleichsweise gering angesichts der Ankündigungen von BiCS6 mit 162 Layern oder eben Crucials aktueller Speichergeneration, die bereits in vielen Modellen verbaut wird und auch uns erstmals in Form der P5 Plus überzeugen konnte. Warum Kioxia und Western Digital also offenbar aktuell etwas hinterher hängen, bleibt Spekulation und ist in Zeiten von globalen Lieferengpässen auch nicht allzu verwunderlich. Mit dem Hintergrund von BiCS6 jedenfalls bereits Ende des Jahres, könnte BiCS5 jedenfalls nur eine temporäre Erscheinen bleiben, auch wenn man bedenkt, dass BiCS4 noch absolut konkurrenzfähig ist. 

Durch die Stapelung des Speichers auf nun 112 Lagen ergibt sich für die Hersteller die Möglichkeit, die selbe Speichermenge deutlich günstiger zu produzieren, da auf den Wafern weniger Platz benötigt wird. Allerdings wurde laut Kioxia und Western Digital auch der NAND selbst optimiert, sodass nun bis zu 50 % höhere Interface-Geschwindigkeiten und geringere Lese-Latenzen möglich sind. Western Digital setzt den neuen NAND bereits ein, zuletzt in der WD_Black SN770, die auch durchaus überzeugen konnte. 

Blicken wir zunächst also auf die Flash-Leistung und das Cache-Verhalten der SSD. In unserem hauseigenen SSDStresstest konnten wir die Exceria Pro zunächst mit gut 5.500 MB/s beschreiben, ehe die Leistung nach fast 40 Sekunden deutlich einbricht. Zu diesem Zeitpunkt haben wir den NAND mit bereits gut 214 GB im (Pseudo-)SLC-Cache beschrieben, jetzt beginnt der Schreibvorgang direkt im TLC-NAND. Dieser findet mit starken 1.200 MB/s auf einem hohen Level statt, der auch bis zum Ende gehalten werden kann. Nach fünf Minuten haben wir dadurch etwa 536 GB Daten geschrieben. 

Wiederholen wir den Test mit bereits befüllter SSD, verändert sich das Ergebnis bekanntlich. Nun kann die Exceria Pro logischerweise keine 200 GB (Pseudo-)SLC-Cache aufbringen, sondern muss deutlich früher in den TLC direkt schreiben. Das bedeutet, dass wir zwar für acht Sekunden (und damit gut 40 GB) noch einen schnellen Boost messen können, anschließend sinkt die Leistung jedoch auf etwa 750 MB/s ab und verharrt auch so, ehe nach 300 Sekunden und 263 GB der Test beendet wird. 

Da dies bekanntlich nicht unsere erste SSD mit Phison PS5018-E18 ist, wundert es uns nicht, dass die Kioxia Exceria Pro gerade unter maximaler Belastung sehr warm wird. Da Kioxia auf jegliche Kühlungsoptionen verzichtet und die SSD nur mit einem einfachen Papier-Label beklebt ist, kann eine Drosselung vergleichsweise schnell erreicht werden. Nach etwa 38 Sekunden hat unser Exemplar die offenbar kritische Temperatur von 75 °C erreicht, was zu einem fast kompletten Leistungseinbruch führt. Erst als die Temperatur wieder auf 66 °C sinkt, kann sie kurzzeitig nochmals Vollgas geben, ehe sich das Muster wiederholt. Einen dritten Leistungs-Peak konnten wir in unserem Szenario leider nicht messen, da unser Sample bei 67°C bis zum Ende des Tests verblieb. 

Gerade Power-User und Nutzer von sehr kompakten Systemen sollten daher überdenken, wie ihr Nutzerverhalten davon beeinträchtigt sein könnte. Da die meisten aktuellen Mainboards jedoch die Möglichkeit einer vorinstallierten Kühlung bieten, sollte diese dann auch verwendet werden. 

Auch wenn Kioxia sowie Western Digital in ihren Pressemeldungen zum neusten BiCS5-NAND von verbesserter Haltbarkeit sprechen, schlägt sich dies auch bei der Exceria Pro nicht in großzügigeren TBW-Angaben nieder. Unser Testsample ist daher mit fünf Jahren Garantie oder eben dem Erreichen von 800-TB-Schreiblast spezifiziert. Western Digital bietet hier bei seiner WD_Black SN770 mit selbem NAND gut 50 % mehr TBW bei selber Kapazität, vermutlich dürften auch das noch moderate Angaben für den BiCS5 sein.

Maximale Schreiblast