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Während die Deutsche Telekom ihre Drosselpläne aufgrund einer vor dem Kölner Landgericht erfolgreich durchgebrachten Klage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen vorerst verschieben musste, versucht nun Konkurrent O2 die Begrenzung der Internetgeschwindigkeit bei Powerusern durchzusetzen. Ab dem 1. Oktober sollen Neukunden, Vertragsumsteiger und Bestandskunden, die einen Vertrag ab dem 17.10.2013 abgeschlossen haben, gedrosselt werden können.
Verkauft wird dies dem Kunden natürlich als Vorteil, auch wenn die Änderungen nicht ganz so drastisch wie bei der Telekom ausfallen und wohl tatsächlich nur die wenigsten Internet-Nutzer betreffen dürften. Der neue Fair-Use-Vorteil erlaubt es O2, die Geschwindigkeit der Internetleitung seiner Poweruser auf 2.000 Kbit/s zu drosseln, wenn diese in drei aufeinanderfolgenden Abrechnungsmonaten einen Traffic von über 300 GB erreicht haben. Die Drossel wird dann ab dem vierten Monat scharf gestellt, sobald das im Vertrag inkludierte Volumen überschritten ist und bleibt bis zum nächsten Abrechnungsmonat aktiv. Wird auch im fünften Monat die Grenze erreicht, wird die Geschwindigkeit erneut reduziert – der Fair-Use-Vorteil ist erloschen. Nur wenn man es schafft, nicht in drei Monaten in Folge auf über 300 GB zu kommen, erhält man immer mal wieder einen straffreien Monat, in dem man auch ein paar Gigabyte mehr verbrauchen darf.
Die Volumengrenze von 300 GB gilt allerdings nur in den All-In-DSL-Verträgen M und L. Der kleinste S-Tarif umfasst hier nur 100 GB, wobei die Surfgeschwindigkeit ohnehin nur 8 MBit/s beträgt, während es bei den anderen Tarifen 16 bzw. 50 MBit/s sind. Der Fair-Use-Vorteil entfällt beim kleinen S-Tarif komplett, ab Erreichen der 100 GB wird monatlich gedrosselt. Die Drosselung auf 2 MBit/s bleibt aber allen Tarifen gemein.
Wer mehr Volumen benötigt, kann dieses gegen einen monatlichen Aufpreis hinzubuchen. Ein Zusatz-Volumen von 100 GB kostet fünf Euro im Monat. Wer eine echte Flatrate ohne Volumen-Grenze haben möchte – und von einer Flatrate spricht O2 bei seinen Fair-Use-Verträgen ohnehin nicht mehr – bezahlt 15 Euro im Monat mehr.
O2 rechtfertigt seine Pläne damit, indem man eine Statistik aufzeigt, die zeigt, dass ein durchschnittlicher Internetnutzer ohnehin nur 21 GB pro Monat benötigen würde. Medienberichten zufolge sind die Zahlen der Bundesnetzagentur allerding veraltet und stammen aus dem Jahr 2012. Hinzukommt, dass das Datenaufkommen in den nächsten Jahren immer weiter steigen wird, da Video- und Musik-Streaming immer beliebter und deren Qualität und damit der Datenverkehr immer höher wird – ob dann auch die Traffic-Grenzen steigen werden, bleibt abzuwarten.
Aktuell dürften das Inklusivvolumen von 300 GB aber tatsächlich noch den meisten Internet-Nutern ausreichen, zumal ein gelegentliches Überschreiten nicht sofort abgestraft wird, wie es zunächst die Deutsche Telekom vorhatte. Den tatsächlichen Datenverbrauch sollen O2-Kunden ab dem 1. Oktober im Kundenportal einsehen können.
Update: Eigentlich sollte die Fair-Use-Drosselung schon scharf gestellt worden sein. Doch wie der Blogger Carsten Knobloch nun erfahren hat, soll sich die Scharfstellung noch bis zum 3. November 2014 verzögern. Ab dann sollen O2-Kunden im Kundencenter die Verbrauchsanzeige einsehen können.