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Während die amerikanische Aufsichtsbehörde FCC politisch unterstützt eine vollständige Netzneutralität fordert, sieht die Lage hier in Deutschland leider ganz anders aus. So fordert die Deutsche Telekom das Ende des staatlich diktierten Einheitsnetzes - spricht sich also gegen die Netzneutralität aus, die ohnehin bereits teilweise aufgeweicht wurde. Bei Vodafone bläst man in das gleiche Horn und sieht den Begriff Netzneutralität gar schon negativ belegt.
Vodafone: "Deshalb brauchen wir richtig verstandene Netzqualität. Niemand darf in einer offenen Gesellschaft die freie Verfügbarkeit von Inhalten unterbinden, das ist meine feste Überzeugung. Aber wenn es um Qualitätsklassen geht, muss es möglich sein, besondere Dienste gegen Geld abzuwickeln." Man müsse aber vom "negativ belegten Wort Netzneutralität wegkommen", da dies "politisch verfänglich" sei.
Auf der Suche nach Einnahmequellen wird die Deutsche Telekom nun mit dem israelischen Startup Shine Technologies in Verbindung gebracht. Das Wall Street Journal berichtet von konkreten Plänen des jamaikanischen Mobilfunkanbieters Digicel, der eine Filtertechnologie von Shine Technologies verwenden will, um sämtliche Werbung aus dem eigenen Netz zu filtern. Seinen 13,6 Millionen Kunden wird Digicel den Service bald anbieten und dann Werbung auf Plattformen wie Google, Facebook und Yahoo komplett blocken. Diese Unternehmen müssen Digicel eine Gebühr zahlen, damit die Werbung wieder weitergeleitet und angezeigt wird.
Dem Endkunden wird dies als Service verkauft, schließlich spare dieser ja sowohl Zeit für das Laden der Werbung als auch Geld durch das eingesparte Datenvolumen. Das Blocken der Werbung wird standardmäßig aktiviert sein, lässt sich vom Kunden aber auch abschalten. Dennis O'Brien, der CEO von Digicel dazu:
"Companies like Google, Yahoo and Facebook talk a great game and take a lot of credit when it comes to pushing the idea of broadband for all – but they put no money in. Instead they unashamedly trade off the efforts and investments of network operators like Digicel to make money for themselves."
Shine Technologies soll sich in Verhandlungen mit einigen großen Mobilfunkanbietern befinden. Die Deutsche Telekom wird dabei als einziges Unternehmen namentlich genannt. Das Wall Street Journal hat außerdem bei AT&T, Verizon und Sprint angefragt, doch auch hier kam noch keine Reaktion. Gegenüber Golem.de sagte die Deutsche Telekom:
"Die Deutsche Telekom hat keine geschäftlichen Beziehungen mit Shine und es gab keine offizielle Mitteilung von unserer Seite zu diesem Thema. Wir verfolgen alle Trends und Entwicklungen in der Branche, aber wir haben keinen festgelegten Plan in Bezug auf Werbeblocker."
Gegenüber dem Wall Street Journal äußerte sich Google zu den Plänen von Digical und bezeichnete diese als äußerst unvernünftig. Die Mobilfunkanbieter sollten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und das sei das Versenden von Datenpaketen.
Über die Notwendigkeit eines Adblockers lässt sich sicherlich streiten. Auch wir von Hardwareluxx sind von der zunehmenden Anzahl solcher Software betroffen, denn der Betrieb von Hardware, Software und den angestellten Redakteuren ist von den Werbeeinnahmen abhängig. In den vergangenen Jahren haben wir daher mehrfach dazu aufgerufen auf die Einsatz von Adblockern beim Besuch auf Hardwareluxx.de zu verzichten.
Die Frage im Zusammenhang mit Shine Technologies und dem Adblocker auf Netzanbieterseite ist sicherlich, wem der Endkunde hier die Kontrolle überlassen sollte. Mehrwertdienste haben schleichend den Weg in unseren Alltag gefunden und so sind Musik-Streamingsdienste teilweise beim Datenvolumen im Mobilfunknetz ausgenommen. Wo die Anbieter hier jedoch die Grenzen ziehen werden, ist nicht abzusehen und so sprechen wir uns immer wieder für eine Netzneutralität auf allen Ebenen aus.
Letztendlich sollte ein Mobilfunkanbieter oder Internet Service Provider einzig und alleine eine Aufgabe erfüllen: Dem Kunden das möglichst schnellste und beste Netz zum Zugang in das Internet zu gewähren. Doch diese suchen sich mit den Zusatzdiensten weitere Einnahmequellen. Dem Kunden kann diese zusätzliche Serviceleistung ebenso verkauft werden, wie dem Anbieter der Inhalte. Nun sollen die Seitenbetreiber mit Werbenetzwerken auch aus dieser Richtung zur Kasse gebeten werden, was aber weitreichende Auswirkungen für alle Seiten im Netz haben könnte.
Es ist sicherlich jedem freigestellt, ob er die Werbung eingeblendet haben nöchte oder nicht, doch die Kontrolle sollte beim Endkunden bleiben und nicht den ISP oder Mobilfunkanbieter überlassen werden.