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Mit dieser Nachricht dürfte kaum jemand gerechnet haben. Denn nach der zuletzt langsamen Genesung des Unternehmens, nicht zuletzt durch steigende Verkäufe der Lumia-Modelle, galt das Fortbestehen Nokias als gesichert.
Nun aber ist dann doch das eingetreten: Was Marktbeobachter schon seit dem Beginn der Partnerschaft mit Microsoft im Februar 2011 haben kommen sehen: Der Software-Konzern aus Redmond schluckt große Teile des finnischen Handy-Herstellers, im Einzelnen die „Devices & Services“-Sparte. Für insgesamt 5,44 Milliarden Euro in bar übernimmt Microsoft die Marken Lumia und Asha und sichert sich zudem das Recht, bereits verfügbare Lumias weiterhin unter dem Namen Nokia anbieten zu dürfen. Darüber hinaus darf das noch von Steve Ballmer geführte Unternehmen aktuelle und künftige Geräte der Baureihen Series 30 und Series 40 als Nokia-Handys anbieten. Die Rechte am eigenen Namen bleiben jedoch in Finnland.
Im Kaufpreis enthalten sind aber nicht nur Namensrechte und ähnliches, sondern auch 1,65 Milliarden Euro für Lizenzen. Diese decken nicht nur Nokia-Patente ab, sondern ermöglichen auch die Nutzung von Lizenzen, die die Finnen von anderen Unternehmen erworben haben. Zwar in der Übereinkunft enthalten, durch die Kaufsumme aber noch nicht abgedeckt, sind die Kartendienste der HERE-Familie. Diese darf Microsoft vorerst vier Jahre lang verwenden und kann hierfür die bereits vorhandenen Applikationen nutzen. Im Gegenzug darf Nokia etwaige Weiterentwicklungen der Software für eigene Produkte nutzen, allerdings vorerst nur eingeschränkt. Denn der Vertrag sieht vor, dass der ehemalige Weltmarktführer bis Ende 2015 kein Mobiltelefon unter eigenem Namen vertreiben darf.
Weitere Punkte auf dem Papier sind unter anderem der Bau eines neuen Rechenzentrums in Finnland, das vor allem für europäische Kunden konzipiert ist, sowie die Übernahme zahlreicher Mitarbeiter. Die Rede ist hier von etwa 32.000 inklusive zahlreicher Führungskräfte. Zudem wird Nokia von Microsoft einen zinsgünstigen Kredit über insgesamt 1,5 Milliarden Euro erhalten, der allerdings in mehreren Schritten ausgezahlt wird. Abzuwarten bleibt vorerst aber, ob die Übernahme von den verschiedenen Kartell- und Aufsichtsbehörden genehmigt wird. Microsoft selbst rechnet damit, dass bis spätestens zum Ende des ersten Quartals 2014 alle notwendigen Zusagen vorliegen und sich die Übernahme in der Bilanz für das Geschäftsjahr 2015 erstmals positiv bemerkbar macht. Sollte die Transaktion allerdings am Einspruch scheitern, zahlen die US-Amerikaner als Kompensation 750 Millionen US-Dollar an Nokia.
Auf einer Pressekonferenz sowie während einer Telefonschaltung wollen beide Unternehmen sich den Fragen der Presse stellen. Ein Thema dabei dürfte sein, welche Rolle Nokia-Chef Stephen Elop künftig spielen wird. Denn Elop wird den Angaben zufolge ebenfalls zu Microsoft wechseln und dort aller Voraussicht nach die neue Smartphone-Sparte leiten. Allerdings gilt der Kanadier nach wie vor als Kandidat für die Nachfolge von Steve Ballmer, der im Laufe der nächsten zwölf Monate von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender zurücktreten will.