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Im Juli dieses Jahres beendeten einige Künstler ihre Zusammenarbeit mit dem Musik-Streaming-Dienst Spotify. Künstler wie der Radiohead-Frontmann Thom Yorke nahmen ihre Solo-Projekte und Studio-Alben aus dem Angebot der schwedischen Plattform. Der Grund: Das Bezahlmodell von Spotify soll es nicht zulassen, dass auch Newcomer Geld verdienen können – zu gering seien die Einnahmen. Damals kursierten Zahlen, Spotify würde für eine Million Streams rund 4.500 US-Dollar ausschütten. Nun klinkte sich der Streaming-Anbieter in die Debatte mit ein und versuchte sich zu wehren.
Demnach sieht sich Spotify als der dominierende Anbieter auf dem Streaming-Markt, der seine Umsätze und Nutzerzahlen in den vergangenen Jahren weiter kräftig gesteigert haben will. Allein 2012 soll sich der Umsatz des Unternehmens auf 590 Millionen US-Dollar verdoppelt haben. Über 24 Millionen Nutzer zählt der Dienst – davon etwa sechs Millionen zahlende Kunden, die für werbefreien Musik-Genuss sowie für die Nutzung des Dienstes auf ihrem Smartphone oder Tablet einen monatlichen Betrag von 4,99 bis 9,99 US-Dollar bezahlen. Die Mehrzahl nutzt Spotify aber noch immer kostenlos und damit werbefinanziert. Sowohl im Musik-Player wie auch zwischen den gestreamten Songs gibt es Werbung. Zudem ist die Zahl der Streams bei den Free-Accounts limitiert.
Damit würde ein Nutzer von Spotify Premium pro Jahr fast 120 US-Dollar für Musik bezahlen, ein durchschnittlicher US-Bürger aber nur 55 US-Dollar. Somit soll ein durchschnittlicher US-Bürger der Musik-Industrie Einnahmen von 25- US-Dollar bescheren, wohingegen es bei einem Spotify-Nutzer im Schnitt 41 US-Dollar wären. Zudem will Spotify viele seiner Nutzer von illegalen Filesharing-Diensten für sich gewonnen haben, mit denen die Musik-Industrie bislang keine Einnahmen gewonnen hätte.
Über 425.000 US-Dollar für ein Album
Seit der Gründung im Jahr 2009 will Spotify mehr als eine Milliarde US-Dollar an die Musik-Industrie überwiesen haben. Mehr als die Hälfte des Betrags soll allein in diesem Jahr geflossen sein. Insgesamt wollen die Schweden etwa 70 Prozent ihrer Einnahmen an die Urheber weitergeben. Pro Stream soll der Rechteinhaber zwischen 0,6 und 0,84 US-Cent erhalten. Das mag auf den ersten Blick wenig erscheinen, doch die Summe macht es laut Spotify, denn wird ein Song eine Million Mal angehört, werden etwa 6.000 bis 8.400 US-Dollar fällig. Ein nicht näher genanntes, weltweites Hitalbum soll so im Juli einen Umsatz von 425.000 US-Dollar generiert haben, während es bei einem Top-10-Album 145.000 US-Dollar waren. Insgesamt sollen die beiden Alben der Industrie 2,1 Millionen bzw. 734.000 US-Dollar eingebracht haben.
Ein Classic-Rock-Album brachte es innerhalb eines Monats hingegen auf 17.000 US-Dollar, ein Indie-Album lediglich auf 3.300 US-Dollar. Damit können vor allem Künstler, die im Rampenlicht der Charts stehen, durchaus eine hohe Summe über Spotify verdienen. Alle anderen müssen weiter zusehen, wie sie die Zahl ihrer Streams innerhalb der Plattform maximieren können. Zudem ist unklar, welcher Betrag tatsächlich bei den Künstlern ankommt, schließlich teilen sich die Summen zwischen den Künstlern und Musikkonzernen auf.
Der Jahresrückblick auf Spotify
Gleichzeitig veröffentlichte Spotify in diesen Tagen seinen Jahresrückblick und warf einen Blick zurück auf die vergangenen zwölf Monate. Demnach sollen die Nutzer in diesem Jahr über 4,5 Milliarden Stunden Musik gehört und dabei über eine Milliarde neue Playlisten erstellt haben. Die größte Spotify-Musiksammlung soll ein Nutzer in den USA besitzen. Er bringt es laut Spotify auf über 90.000 verschiedene Playlists. Inzwischen will Spotify über 20 Millionen Songs in seiner Datenbank zählen. Täglich sollen in diesem Jahr etwa 20.000 neue hinzugekommen sein.
Zu den beliebtesten Künstlern des Jahres zählen Rihanna und Macklemore. Letzterer stellte mit seinem Partner Ryan Lewis im Übrigen auch den Rekord des meist getreamten Songs auf Spotify auf. Über 150 Millionen Mal wurde der Song „Thrift Shop“ gestreamt. Auf immerhin 1,5 Millionen Streams brachte es „Get Lucky“ von Duft Punk innerhalb eines einzigen Tages. Die fünf beliebtesten Songs 2013 in Deutschland waren „Can’t hold us“ und „Thrift Shop“ von Macklemore, „Radioactive“ von Imagine Dragons, „Wake me up“ von AVICII und „Scream and Shout“ von Will I Am.
Wer sich mit seinem eigenen Spotify-Account anmeldet, kann seinen ganz persönlichen Jahresrückblick erstellen. Dieser zeigt unter anderem die zehn Lieblings-Titel sowie die Anzahl der insgesamt gestreamten Songs.
Mehr Konkurrenz, vier Milliarden US-Dollar wert
Spotify wurde im Übrigen vor wenigen Wochen auf einen Wert von über vier Milliarden US-Dollar geschätzt und konnte sich in einer weiteren Finanzierungsrunde neues Kapital im Wert von rund 250.000 US-Dollar beschaffen. Erst gestern wurde bekannt, dass sich der Dienst demnächst auch auf dem Smartphone kostenlos nutzen lassen könnte. Ebenfalls seit dieser Woche mischt Konkurrent Google auf dem deutschen Streaming-Markt mit.