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Wer das Online-Nachrichtenportal der Augsburger Allgemeinen Zeitung besucht, der bekommt seit heute nur noch eine bestimmte Anzahl von Artikeln kostenlos zu Gesicht. Denn die Tageszeitung führt heute auf ihrem Online-Portal eine Paywall ein und setzt dabei auf das Metered-Modell wie es beispielsweise auch Axel Springer bei Welt.de macht. Ein kleiner Fisch im Online- und Print-Business ist die Tageszeitung der Mediengruppe Pressedruck nicht, zählt die Augsburger Allgemeine Zeitung mit ihren zahlreichen regionalen Ablegern im bayerischen Schwaben und angrenzenden Teilen Oberbayerns zu den größten Tageszeitungen des Freistaates. Auch online mischt man in den Top 20 der deutschen Nachrichtenportale mit und erreicht dort laut den jüngsten IVW-Zahlen monatlich knapp fünf Millionen Leser (Visits).
Ab dem heutigen Donnerstag können pro Kalendermonat nur noch zehn Artikel kostenlos gelesen werden, bis dann automatisch eine Paywall heruntergelassen wird, die die Leser aufruft, sich für ein monatliches Online-Abonnement zu entscheiden. Wer sich hingegen mit seinen persönlichen Daten registriert, bekommt die doppelte Menge an Artikeln kostenlos. Ist das Freikontingent erschöpft, muss eines der zahlreichen digitalen Abonnements abgeschlossen werden, um weiter lesen zu können. Deren Preise beginnen schon ab 99 Cent im Monat. Die Pakete können individuell zusammengestellt werden – je nachdem, ob man die Tageszeitung auch offline ließt, lediglich auf der Desktop-Seite surft oder nur mobil von unterwegs aus oder auf das ePaper zugreifen möchte.
Für Abonnenten der 330.000 Exemplare starken Auflage, die nur wenige Prozentpunkte hinter dem Komma unterhalb des Vorjahresniveau liegt und sich damit entgegen dem Branchen-Trend entwickelt, kommen vergleichsweise günstig weg. Für 5,99 Euro im Monat zusätzlich zum Print-Abo können die Inhalte der Webseite und des Mobilportals uneingeschränkt genutzt werden. Auch die digitale Zeitung als ePaper und die dazugehörige Mobil-App lassen sich kostenlos nutzen. Außerdem gilt der Zugang für die gesamte Familie.
Mit der Paywall nach dem Metered-Modell verspricht sich das Verlagshaus eine Balance zwischen Vermarktungs- und Content-Erlösen zu schaffen. Damit ist die Liste der Zeitungstitel, die hierzulande auf Paid-Content setzen auf knapp 70 Titel gewachsen. Eine solche Liste hatte der Bundesverband Deutsche Zeitungsverleger (BDZV) vor wenigen Wochen veröffentlicht.
Bild.de macht es vor
Dass man mit Paid-Content durchaus einen guten Weg einschlagen kann, das zeigt Axel Springer in seinen neusten Zahlen zu „Bild plus“ auf. Demnach soll der kostenpflichtige Teil von Bild.de sechs Monate nach seinem Start schon rund 152.500 Abonnenten zählen. Entgegen der Augsburger Allgemeinen Zeitung setzt der Medienkonzern beim Internet-Auftritt seines Boulevard-Blatts „Bild“ auf das Freemium-Modell. Hier ist ein Großtel der Artikel für jedermann frei und kostenlos zugänglich. Lediglich eine Auswahl bleibt hinter einer Paywall versperrt, die sich erst nach Bezahlen eines Abos oder eines Tagespasses umgehen lässt. Je nach Paket bezahlt man für „Bild plus“ zwischen 4,99 und 14,99 Euro im Monat.
Rund ein Drittel der Online-Abonnenten soll zusätzlich das Bundesliga-Paket mit gebucht haben, das monatlich mit 2,99 Euro mehr zu Buche schlägt und alle Höhepunkte der ersten und zweiten Bundesliga in Video-Spielberichten zusammenfasst sowie relevante Szenen schon kurz nach dem Abpfiff einer Partie aufzeigen soll. Hinzu kommen Hintergrundinformationen zu den einzelnen Vereinen und angeblich exklusive Interviews. Das Bundesliga-Angebot lässt sich sowohl im Web, als auch als App oder auf dem Fernseher nutzen.
Laut Vorstandschef Mathias Döpfner seien die Zahlen „extrem ermutigend“ und sollen aufzeigen, dass eine wachsende Bereitschaft von Internet-Nutzern besteht, die bereit ist, für Online-Journalismus zu bezahlen. Außerdem sollen die Inhalte von „Bild plus“ und des Bundesliga-Pakets nicht zulasten des kostenfreien Angebots gehen. Eine etwas andere Sprache sprechen hier allerdings die jüngsten IVW-Zahlen von Bild.de. Innerhalb eines Jahres verlor das Nachrichtenmagazin rund 65.000 Leser (Visits). Die zahl der monatlichen Page-Impressions fiel sogar von ehemals etwa 2,5 Milliarden auf heute knapp 1,6 Milliarden PIs. Die meisten „Bild plus“-Nutzer sollen sich für das günstigste Paket entschieden haben.
Für Axel Springer wird das Digitalgeschäft immer wichtiger. Knapp 40 Prozent der Gesamterlöse erwirtschaftet der Medienriese heute im digitalen Geschäft. Ein Geschäftsfeld, das den immer weiter schrumpfenden Print-Markt abfängt und Springer in Sachen Umsatz auf das Vorjahresniveau hievt.