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Beim Ausbau des deutschen Breitbandnetzes deutet sich eine Veränderung hinsichtlich der verwendeten Technologien an. Denn wollte die Deutsche Telekom in den nächsten Jahren bislang vor allem auf Vectoring und FTTH setzen, scheint letztere nun erst einmal vom Tisch zu sein.
Dies berichtet zumindest die Wirtschaftswoche und beruft sich dabei auf Unternehmenskreise. Anstelle der Glasfaseranschlüsse soll dem Bericht zufolge auf die noch neue Technik G.fast gesetzt werden, die derzeit noch von der Internationalen Telekommunikationsunion ITU geprüft und standardisiert wird. Entwickelt wurde die Lösung vor allem von Alcatel Lucent, als Ausgangslage dient VDSL2.
In Laborversuchen war mittels G.fast die Übertragung von 1,1 Gb/S über eine herkömmliche Telefonkupferleitung möglich, allerdings lediglich über eine Entfernung von 70 m. Über 100 m hinweg konnten hingegen Übertragungsraten von rund 800 Mb/s realisiert werden, die Deutsche Telekom rechnet mit mehr als 500 Mb/s auf einer vergleichbaren Strecke. Möglich wird dies durch die Bündlung von Leitungen sowie die Nutzung vergleichsweise hoher Frequenzen: Während für VDSL2 17 MHz genutzt werden, sind es bei der neuen Technik 212 MHz.
Um den Ausbau von G.fast voranzutreiben, soll das Unternehmen sich aktiv an der Standardisierung beteiligen, bis zum Alltagseinsatz dürfte es aber dennoch noch einige Zeit dauern. Mit dem Festlegen eines Standards wird frühestens Ende 2014 gerechnet, erste G.fast-Anschlüsse sollen nicht vor Ende 2015 geschaltet werden. Als Grund für den Einsatz der neuen Lösung anstelle von FTTH gelten die Kosten: Während für einen VDSL-Anschluss mit Vectoring ein dreistelliger Betrag im mittleren Bereich pro Anschluss fällig wird, soll es bei der Glasfasertechnik um den Faktor vier bis fünf teurer sein.
Neue Ziele hinsichtlich des Ausbaus gibt es bislang aber nicht. Zuletzt hieß es, dass die Deutsche Telekom mit Vectoring bis 2016 24 Millionen Haushalte mit 100 Mb/s und mehr versorgen wolle, allein in diesem und im nächsten Jahr will man dafür 8,4 Milliarden Euro investieren.
Der dafür notwendige Start ist bereits Mitte November erfolgt, bis Ende März sollen bereits 45 Ortsnetze mit einer Million Haushalten entsprechend ausgerüstet sein, bis Ende Dezember ist die Rede von 145 Netzen und drei Millionen Haushalten. Allerdings nutzen die Bonner Vectoring derzeit nur für die Vergrößerung der VDSL-Reichweite von 200 auf 600 m bei Übertragungsraten von etwa 50 Mb/s. Eine Verdoppelung des Tempos - der zweite Vorteil von Vectoring - soll erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.