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In den vergangenen Jahren konnten sich Online-Händler über steigende Umsätze und Kundenzahlen freuen. Während weltweit betrachtet vor allem Amazon als großer Gewinner gilt, kommt der deutsche Konkurrent Zalando trotz des Booms nicht aus den roten Zahlen. In einem nehmen sich beide Unternehmen jedoch nichts: Sowohl der US-Konzern als auch das deutsche Pendant schreiben eher negative denn positive Schlagzeilen.
Betriebsratswahlen als mögliches Motiv
Dabei muss Zalando nun bereits seit gut einer Woche auf teils harsche Kritik reagieren, der aktuelle Auslöser ist dabei die Schließung eines erst Mitte 2012 eröffneten Standorts. Wie der RBB berichtet, wird die Halle im Potsdamer Stadtteil Marquardt Ende 2014 geschlossen, ein Unternehmenssprecher bestätigte dies. Während man sich gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender nicht zu den Gründen äußern wollte, wird über einen Zusammenhang mit geplanten Betriebsratswahlen spekuliert - hiervon will Zalando jedoch nichts wissen; auch ein mögliches Ende des Mietvertrags wird in Medienberichten genannt.
Von der Schließung betroffen sind „50 bis 80“ Mitarbeiter, die teilweise an den Standorten Brieselang und Erfurt eingesetzt werden können. Betriebsbedingte Kündigungen werden den Angaben zufolge nicht ausgesprochen, da die Verträge der weiteren Mitarbeiter zum gleichen Zeitpunkt auslaufen würden, so der Sprecher.
Im vergangenen Jahr konnte der Umsatz zwar von 1,2 auf 1,8 Milliarden Euro gesteigert werden, gleichzeitig stiegen jedoch auch die Verluste im Jahresvergleich von 90 auf 120 Millionen Euro - bei einer gleichgebliebenen Rückläuferquote von 50 Prozent. Dementsprechend könnte die Standortschließung auch mit dem geplanten Börsengang zusammenhängen, in dessen Vorfeld der Online-Händler ein großes Interesse an einer Verringerung der Verluste haben dürfte.
Kritik an Arbeitsbedingungen
Auslöser der Kritikwelle war ein Bericht des Fernsehsenders RTL, der in der vergangenen Woche ausgestrahlt wurde. In diesem wurden die Arbeitsbedingungen am Standort Erfurt beschrieben, die entsprechenden Eindrücke hatte eine RTL-Journalistin im Zeitraum von drei Monaten gesammelt, in denen sie unerkannt im Lager arbeitete. Der Sendung zufolge sei das Arbeitsklima „geprägt von ständiger Angst“ und zu großer Arbeitslast: „Selbst Mitarbeitern eines Rettungsdienstes fällt auf, dass bei Zalando kaum ein Tag vergeht, an dem kein Rettungswagen angefordert wird.“ Als Reaktion auf den Bericht hatte das Unternehmen Anzeige gegen die Journalistin erstattet und alle Vorwürfe von sich gewiesen. Allerdings wurden ähnliche Missstände schon mehrfach angeprangert, ähnlich wie beim Konkurrenten Amazon.