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Der Online-Händler Zalando steht erneut aufgrund seines Umgangs mit Mitarbeitern in der Kritik. Nachdem der Fernsehsender RTL Mitte April im Rahmen einer Dokumentation aufzeigte, unter welchen Bedingungen Angestellte im Erfurter Versandzentrum eingesetzt werden, hat nun die zuständige Gewerkschaft Verdi eine Umfrage am selben Standort durchgeführt, deren Ergebnisse dem Spiegel vorliegen.
Diesen zufolge ist der Arbeitsdruck so hoch, dass jeder dritte Mitarbeiter schon einmal krank zur Arbeit erschienen ist - aus Angst, die Anstellung zu verlieren. Annähernd 75 Prozent der Befragten gaben darüber hinaus an, nach eigener Ansicht „einem hohen oder sehr hohen Arbeitsdruck“ ausgesetzt zu sein, mehr als die Hälfte könne sich nicht vorstellen, länger als zwei Jahre dort unter derartigen Umständen zu arbeiten.
Zwar wurden nur 63 der knapp 2.000 Mitarbeiter befragt, eine klare Tendenz ist aber zu erkennen. Auch, weil sich die Angaben mit früheren Berichten decken. Nach den Aufdeckungen durch RTL hatte Zalando zwar Veränderungen in einigen Bereichen angekündigt, das generelle Prinzip soll jedoch nicht verändert werden. Mitarbeiter und Verdi werfen dem Unternehmen vor, eine Drohkulisse aufzubauen und systematisch gegen das Arbeitsrecht zu verstoßen. So gebe es Standorte, an denen das Sitzen verboten wurde und zu wenige sanitäre Einrichtungen vorhanden sind. Zudem würden Mitarbeiter mitunter auf Schritt und Tritt überwacht, um die Arbeitsleistung permanent nachverfolgen zu können.
Auf die neuerlichen Vorwürfe reagierte Zalando bislang nicht, angesichts des geplanten Börsengangs dürfte man jedoch weiterhin verstärkt an der eigenen Profitabilität arbeiten. Aus diesem Grund soll bereits das Ende des Standorts Potsdam beschlossen worden sein, als weiteres Motiv gelten jedoch auch geplante Betriebsratswahlen.
Seit der Gründung im Jahr 2008 muss sich Zalando in regelmäßigen Abständen den Vorwurf gefallen lassen, Mitarbeiterrechte ähnlich wie der Branchenprimus Amazon zu ignorieren.