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Flächendeckendes VDSL nur mit Geld vom Staat

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Flächendeckendes VDSL nur mit Geld vom Staat
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Sollen deutsche Haushalte flächendeckend mit VDSL ausgestattet werden, muss der Staat nach Ansicht von Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme finanzielle Mittel bereitstellen. Diese klar an die Bundesregierung gerichtete Aussage vertrat der Manager in einem Interview mit der Berliner Zeitung bereits Ende der vergangenen Woche, die Reaktionen dürften jedoch erst nach und nach Erfolgen.

Zwar nannte van Damme keine konkreten Summen, deutet jedoch unmissverständlich an, dass es um hohe Milliardenbeträge geht: „Die Telekom wird bis Ende 2016 rund 65 Prozent der Haushalte mit dem schnellen VDSL erschlossen haben. Für alles, was darüber hinausgeht, brauchen wir Fördermittel. Die genaue Summe hängt von vielen Details ab. Man könnte zum Beispiel Breitbandkabel auch als Freileitungen an Masten verlegen statt unterirdisch, das würde die Kosten drücken.“ Würde man hingegen auf den klassischen Tiefbau setzen, „muss einem klar sein, dass ein Kilometer Tiefbau zwischen 50.000 und 60.000 Euro kostet“.

Deshalb wäre dieser Weg wirtschaftlich nicht vertretbar, es dauere „einfach viel zu lange, bis sich die Investitionen dafür auszahlen“, so van Damme. Anders würde es seiner Meinung nach jedoch aussehen, wenn man verstärkt auf Mobilfunktechniken setzen würde. Schon heute können man auf diesem Weg 150 Mbit pro Sekunde anbieten, die doppelte Übertragungsrate wäre in Kürze möglich.

Aber nicht nur unmittelbar finanziell soll der Staat den Breitbandausbau unterstützen, in bestimmten Regionen würde eine Deregulierung den Ausbau erleichtern. Denn bei der Festlegung der Preise, die die Deutsche Telekom von ihren Konkurrenten für die Nutzung der eigenen Infrastruktur verlangen darf, spielt auch die Marktmacht eine Rolle. Laut van Damme würde die zuständige Bundesnetzagentur dabei derzeit jedoch nur auf den Durchschnitt, der bei 43 Prozent liegt, achten: „Aber in Hamburg oder in Köln haben wir Marktanteile von weniger als 25 Prozent. Dort sind Kabelnetzbetreiber und Stadtnetzbetreiber sehr stark.“ Ausgenutzt werden könnte eine solche Deregulierung nicht, „Marktmacht zu missbrauchen, würden die Aufsichtsbehörden in Deutschland nicht tolerieren“.

Für Diskussionsstoff dürfte aber auch das Festhalten an Volumen-basierten Verträgen sein. Nach dem Drosselkom-Debakel im vergangenen Jahr sei das Ziel dennoch klar. „Aber grundsätzlich halten wir Tarife, die sich am Download-Volumen orientieren, für eine faire Sache. Daneben wird es immer auch Flatrate-Tarife mit unbegrenzter Datennutzung geben, die etwas teurer sind. Diese Systematik wird kommen, nicht nur bei uns, sondern bei vielen Anbietern“, so der Manager. Gleichzeitig dürfte jedoch auch die Netzneutralität ihr Ende finden, so zumindest deutet es van Damme an: „Eine Firma bietet ein Online-Spiel, das mit einer Leitung mit garantiert hoher Bandbreite vermarktet wird. Dafür beteiligt uns der Anbieter an seinen Einnahmen. Kunden können entscheiden, ob sie für die schnelle Verbindung extra zahlen.“ Würde die Deutsche Telekom derartige Pläne nicht verfolgen, „dann machen das Anbieter aus den USA“.

Zu guter Letzt bestätigte van Damme eine Kooperation mit Netflix. Man verhandele mit allen Content-Partnern, um das eigenen Angebot Entertain weiter auszubauen.

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