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Nach zuletzt deutlicher Kritik und dem Reagieren der ersten Regierungen hat Amazon seine Steuersparmentalität überdacht. Denn bereits seit dem 1. Mai werden alle in Deutschland erzielten Gewinne auch hierzulande voll versteuert. Bislang umging der Konzern dies durch trickreiche Buchungen über die Europa-Zentrale.
Für den Käufer ändert sich durch die Umstellung nichts: Wurde in der Vergangenheit ein Produkt über Amazon.de gekauft, erfolgte die Auslieferung zwar meist aus einem der deutschen Versandzentren, als Verkäufer fungierte jedoch offiziell die luxemburger Mutter Amazon EU S.à r.l. respektive bei digitalen Waren Amazon Media EU S.à r.l.. Bedingt durch die sich teils widersprechenden Steuergesetze und -schlupflöcher konnte das Unternehmen nicht nur teilweise bei der Mehrwertsteuer sparen, sondern auch tatsächlich in Deutschland angefallene Gewinne ins Großherzogtum transferieren und dort zu deutlich attraktiveren Konditionen versteuern oder gar komplett unversteuert weiterleiten.
Während sich an den Rahmenbedingungen noch nichts geändert hat, will Amazon nun aber doch auf Kritik reagieren. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte ein Sprecher, dass man die eigenen Strukturen regelmäßig überprüfen würde, „um sicherzustellen, dass wir unsere Kunden bestmöglich bedienen können“.
Dass die Motivation wirklich die Kundenbelange sind, darf jedoch zumindest leicht bezweifelt werden. Denn zum einen arbeitet die EU-Kommission ebenso wie die ersten nationalen Regierungen an der Abschaffung solcher Steuersparmaßnahmen, zum anderen dürfte das Steueraufkommen gering ausfallen. Denn Amazon ist nicht nur bekannt für die Vermeidung von Steuern, sondern auch für seine hohen Investitionen. Bedingt durch diese fällt selbst konzernweit oftmals nur ein geringer Gewinn an, häufig werden auch Verluste ausgewiesen. Am Ende könnte die Umstellung weder Amazon schmerzen, noch die Finanzämter freuen.
Anders sieht es jedoch aus, wenn der Blick über den Tellerrand hinaus wandert. Denn auch in Großbritannien hat der Online-Händler sein Gebaren überarbeitet und führt auch dort seit wenigen Wochen Steuern auf seine Gewinne ab. Andere Konzerne, die ebenfalls Schlupflöcher zur Steuervermeidung nutzen, könnten sich dadurch unter Druck gesetzt fühlen. Anders als Amazon erwirtschaften Apple, Google, Starbucks und andere jedoch satte Gewinne in Europa, ein Umdenken in den jeweiligen Zentralen könnte die öffentlichen Kassen dementsprechend füllen.
Einer Strafe dürfte aber keines der Unternehmen entgehen, falls die EU-Kommission zu dem Schluss kommt, dass es sich nicht um legale Lücken im Steuerrecht, sondern um illegale Beihilfen handelt. Dies zeichnet sich zumindest im Fall Apple und Irland ab.