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Plattenfirmen verdienen an Apple Music mehr, aber nicht genügend

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Plattenfirmen verdienen an Apple Music mehr, aber nicht genügend
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Knapp zwei Wochen vor dem Start und Monate nach den ersten Verhandlungsrunden sollte man eigentlich davon ausgehen, dass es bei Apple Music keine oder zumindest nur kleinere Überraschungen geben wird. Dass das Gegenteil der Fall ist, zeigt nun die britische Beggars Group.

Dahinter verbirgt sich nicht nur ein Independent-Label, sondern auch der Zusammenschluss mehrerer solcher Plattenfirmen und damit Künstler wie Adele, Radiohead oder The Horrors. Denn in einer Mischung aus Pressemitteilung und offenem Brief kritisiert Beggars Apples Verhalten in Hinblick auf finanzielle Regelungen zwischen den Kaliforniern und Plattenfirmen.

Konkret geht es dabei um die angekündigte dreimonatige Testphase, die für Nutzer kostenlos ist. Denn nicht nur Apple wird während dieser Phase auf Einnahmen verzichten, auch die Labels werden auf Lizenzgebühren verzichten müssen. Nach Ansicht der Gruppe sei dies vor allem für die Künstler ein Problem, die vor allem während der ersten drei Monate nach dem Start ein neues Album veröffentlichen werden. Aber auch der spätere Verlust von Einnahmen sei nicht hinnehmbar, so der Tenor. Man werde auf die gleiche Stufe wie ein Major-Label gestellt, auf die Besonderheiten der Indie-Labels würde Apple nicht eingehen, so das Fazit.

Was Beggars nicht erwähnt, aber aus Branchenkreisen verlautet, ist ein bedenklich wirkendes Instrument, das Apple nutzen will. Denn wer seine Stücke nicht für Apple Music hergebe, der werde auch nicht mehr in iTunes geführt, wie es von verschiedenen Quellen heißt. Dies könnte für die Plattenfirmen weitaus größere Konsequenzen nach sich ziehen, denn für digitale Musik-Käufe ist Apples Plattform nach wie vor ein wichtiger Anlaufpunkt

Das Ausnutzen dieser Marktmacht dürfte am Ende die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen – oder bereits gerufen haben. Denn schon Anfang Mai hieß es, dass die EU-Kommission sowie die US-amerikanische FTC die Verhandlungstaktiken untersuchen würden.

Einen Aspekt lässt die Beggars Group aber unter den Tisch fallen: Denn mit 71,5 Prozent schüttet Apple einen größeren Anteil der Einnahmen an die Plattenfirmen aus als Marktführer Spotify oder die Masse der Konkurrenten. Denn die Schweden bringen es wie diese nur auf 70 Prozent, was angesichts der Millionenbeträge in absoluten Zahlen einen spürbaren Unterschied ausmachen kann. Aus Apple-nahen Kreisen heißt es dazu, dass der höhere Anteil unter anderem die einnahmelosen drei Monate ausgleichen soll.

Am Ende könnten beide Seiten, aber auch der Verbraucher als Verlierer dastehen. Denn behalten die Indie-Labels ihre Blockadehaltung bei, wird der Markt der Streaming-Dienste unnötig fragmentiert.

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