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Wer spät einen Markt betritt, kann sich in der Regel entweder mit Qualität oder einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis von den bereits aktiven Anbietern ab- und sich diesen gegenüber absetzen. Einen dritten, eher fragwürdigen, eventuell sogar illegalen Weg, soll hingegen Apple eingeschlagen haben. Denn schon vor dem Start des eigenen Dienstes, der aller Voraussicht nach im Rahmen der diesjährigen Ausgabe der Entwicklerkonferenz WWDC Mitte Juni vorgestellt wird, will man mögliche Konkurrenten schwächen.
Dies, so berichtet zumindest The Verge, habe inzwischen sogar das US-Justizministerium auf den Plan gerufen. Ermittler des Hauses hätten mit diversen hochrangigen Mitarbeitern mehrerer großer Plattenfirmen gesprochen, um den Vorwürfen nachzugehen. Apples Mittel zum Zweck soll die eigene Position im Musikgeschäft sein. So habe das Unternehmen unter anderem Universal Music angeboten, die wegfallenden Einnahmen auszugleichen, sollte sich das Label dazu entschließen, Musik und die dazugehörigen Videos nicht mehr kostenlos über YouTube bereitzustellen.
Aus Sicht der Konkurrenz aber weitaus gravierender könnte ein anderes Vorgehen sein. Denn nicht nur Googles Video-Plattform ist Apple ein Dorn im Auge, auch die Gratisangebote von Spotify und Co. stören die Kalifornier bei ihrem eigenen Vorhaben. Dementsprechend soll man die Plattenfirmen dazu gedrängt haben, auslaufende Lizenzen für Spotifys kostenloses Angebot, das die Schweden per Werbeeinblendungen finanzieren, nicht zu erneuern. Dann könnte der Marktführer seinen nicht zahlenden Nutzern weitaus weniger Titel als derzeit anbinden, als Folge würde ein großer Teil der derzeit 45 Millionen Verbraucher, die auf den kostenlosen Service des Dienstes zurückgreifen, abspringen und sich anders orientieren - so die vermutliche Schlussfolgerung in Cupertino. Schon im März hieß es passend dazu, dass Universal Music ein Ende des kostenlosen Streamings fordere.
Aber nicht nur in den USA geht man dem nach, auch die Europäische Kommission soll diesbezüglich eine erste Untersuchung eingeleitet haben. Offizielle Aussagen der Beteiligten gibt es nicht.
Update: Inzwischen berichtet auch Bloomberg über die Vorwürfe. Die zuständige Federal Trade Commission (FTC) habe sowohl mit Vertretern mehrere Platten-Labels als auch mit Apple selbst erste Gespräche geführt, alle Parteien hätten die Vorwürfe jedoch von sich gewiesen. Die Untersuchung dreht sich um die Frage, ob die Kalifornier ihre Position als größter Verkäufer von Musik-Downloads ausnutzen, um die Konkurrenz zu benachteiligen. Bloomberg zufolge sei es nicht sicher, ob der Start des Apple-Dienstes wie wahrscheinlich vorgesehen im Juni erfolgen kann.
Gleiches vermutet auch Billboard, begründet eine mögliche Verschiebung jedoch mit noch nicht abgeschlossenen Verhandlungen. Am Ende, so die Vermutung, werde Apple sein Streaming-Angebot im Rahmen der WWDC lediglich vorstellen.