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Zweieinhalb Jahre nach der Vorstellung ist ein Erfolg von Google Glass unwahrscheinlicher denn je. Denn nicht nur, dass der reguläre Verkaufsstart nicht wie angekündigt noch in diesem Jahr erfolgen wird, auch die Zahl der Unterstützter wird immer geringer. Dies zumindest meldet Reuters und beruft sich dabei auf Aussagen von Entwicklern.
Von 16 Befragten hätten neun inzwischen ihre Arbeit an Applikationen für die Datenbrille komplett eingestellt, weitere drei hätten zudem die Entwicklung von Consumer-Apps aufgegeben und würden sich statt dessen auf Business-Anwendungen konzentrieren. Einzig große Unternehmen würden an ihren Projekten festhalten, darunter Facebook und OpenTablet - nur Twitter hatte diesen Kreis verlassen und die Umsetzung einer Glass-App aufgegeben.
Das Henne-Ei-Problem
Der Grund für den Stimmungswechsel ist ein altbekannter: Die Entwickler sehen keinen Markt für ihre Programme. Auf den Punkt bringt es Tom Frencel, der dem Spielentwickler Little Guy Games vorsteht. „Wenn 200 Millionen Google Glass verkauft worden wären, wäre die Aussicht eine andere. Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinen Markt.“ Diesen sieht Frencel - wie wohl auch einige andere Entwickler - derzeit eher in Produkten wie Oculus Rift oder Sony Morpheus. Zwar ist auch dort noch nicht abzusehen, wann die kritische Masse in Form hoher Verkaufszahlen erreicht wird, der überwiegende Teil der Branche scheint sich jedoch sicher zu sein, dass die Chancen auf Erfolg bei Oculus und Co. größer als bei Google sind.
[figure image=images/stories/newsbilder/pbellmer/2014/google_glass_01.jpg]Nur ein Hype? Die Erfolgsaussichten von Google Glass scheinen geringer zu werden[/figure]
Aber auch im eigenen Hause scheint der Glaube zu schwinden. So zumindest könnte man die personellen Verluste der vergangenen Monate beschreiben. Nicht nur der ehemalige Entwicklungszeiten Babak Parviz hat Google verlassen, auch Elektrotechnik-Chef Adrian Wong und Ossama Alami, zuständig für die Zusammenarbeit mit Drittentwicklern, haben sich neue Arbeitgeber und Projekte gesucht. In Mountain View selbst will man von den negativen Schlagzeilen nichts wissen. Man stehe nach wie vor hinter dem Projekt, so der dafür mitverantwortliche Chris O’Neill gegenüber Reuters. Auch am Verkaufsmodell für die breite Masse halte man fest, dies würde jedoch einige Zeit dauern, man werde kein unfertiges Produkt auf den Markt bringen. Branchenkenner schätzen die Lage jedoch ähnlich wie die Mehrheit der befragten Entwickler ein.
Mit Rabatten zum Erfolg?
Als Indiz für das mittlerweile aber auch bei Verbrauchern geschrumpfte Interesse wertet das Portal Preise auf Portalen wie eBay. Dort könne man die ursprünglich für 1.500 US-Dollar verkaufte Explorer-Version mittlerweile für die Hälfte erstehen. Aber auch Google selbst scheint die Verkäufe mit Preissenkungen ankurbeln zu müssen. Denn einigen Kunden bietet man zwei Exemplare zum Preis von einem an.