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Kommentar zur Apple Watch - Nicht mehr nur eine Frage des Preises

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Kommentar zur Apple Watch - Nicht mehr nur eine Frage des Preises
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Gestern präsentierte Apple nach einem halben Jahr Anlauf die Apple Watch. Über Monate hinweg war vor allem eines das Hauptthema: Der Preis. Seit gestern ist klar, dass die günstigste Variante, die Apple Watch Sport, 399 Euro kosten wird. Die meisten Kommentare im Netz aber beschäftigen sich mit der Preisgestaltung mit der Apple Watch Edition, die ihr Finale bei 18.000 Euro findet. Bei aller Kritik an den Preisen die Apple für seine Produkte aufruft, sollte man die Kirche aber im Dorf lassen, denn die Apple Watch Edition, die sich zwischen 11.000 und eben 18.000 Euro bewegt, wird weder den Markt für Smartwatches umkrempeln, noch wird Apple große Stückzahlen davon verkaufen können. Der Fashionmarkt funktioniert anders, als alles was wir von den PC-Komponenten, Smartphones, Tablets und anderen Produktkategorien kennen. Doch das ist genau der Markt, in den Apple mit der Watch Edition vordringen möchte.

Wer auf präzise per Hand gefertigte mechanische Uhren aus der Schweiz steht, für den wird auch die Watch Edition nicht der Maßstab sein, egal wie aufwändig und elegant die digitalen Ziffernblätter sein mögen. An dieser Stelle kann es Apple gar nicht richtig machen, aber eben diese Kundschaft ist auch nicht der Zielmarkt für Apple. Nicht alles was hinkt, ist auch ein guter Vergleich, aber eine Analogie zum Automobilmarkt bietet sich auch hier an. Tesla findet mit seinen Elektroautos seine Abnehmern, trotz aller Kompromisse die damit einher gehen. Wer jedoch lieber einen gut gepflegten Oldtimer fährt, der kann auch gerne dabei bleiben. Die gut betuchte Kundschaft für die Watch Edition ist definitiv vorhanden, ob diese sich auch vom Produkt angesprochen fühlt, wird die Zeit zeigen müssen.

Apple Watch

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Stattdessen sollten wir uns mit den übrigen Modellen beschäftigen, schließlich bietet Apple insgesamt 38 Auswahlmöglichkeiten zwischen den drei Varianten der Apple Watch. Ab 399 Euro geht es los und geboten wird ein Funktionsumfang, der sich vielleicht mit der Konkurrenz aus dem Hause Android Wear vergleichen lässt, der aufs Seiten vieler Hersteller bei der Integration in das System bestehend aus iPhone und Apple Watch aber weit hinten anstehen muss. Über die Details darf sicher gestritten werden. Wo stehen die anderen Smartwatches preislich? Die Motorola Moto 360 (Hardwareluxx-Artikel) mit Metallgehäuse kostet 280 Euro und eine LG G Watch R (Hardwareluxx-Artikel) 220 Euro. Die ASUS ZenWatch (Hardwareluxx-Artikel) liegt ähnlich. Inzwischen haben die Konkurrenten, die sich schon einige Monate am Markt versuchen und dabei mehr oder weniger erfolgreich sind, erkannt, dass die Optik und Verarbeitung ein wesentlicher Faktor für den Verkauf sind. Die LG Watch Urbane oder die erst kürzlich vorgestellte neue Huawai Watch werden sich in einem ähnlichen Preisbereich wie die Apple Watch Sport für 399 Euro bewegen.

Hat der nun im Vergleich niedrige Preis den bisherigen Smartwatches am Markt geholfen? Nein, denn Analysten sprechen von weniger als 1.000.000 verkauften Smartwatches (auf Basis von Android Wear) im Jahre 2014. Man darf hier durchaus von verfehlten Zielen sprechen, die aber nicht nur aufgrund der Hardware-Qualität zustande kommen, sondern auch weil viele Nutzer Sinn und Zweck einer solchen Smartphone-Erweiterung am Handgelenk nicht sehen. Eine bessere Integration zwischen Smartwatch und Smartphone könnte dies ändern und wenn nicht Apple wer sonst könnte dies vormachen?

Die Preisstrukturen sind also klarer, als dies auf den ersten Blick den Anschein hat. 399 / 449 Euro für die Apple Watch Sport in 38 bzw. 42 mm. Wer ein Edelstahlgehäuse mit Saphireglas wünscht, muss für die gleichen Funktionen, die auch das günstigere Modell bietet, einen Aufpreis von gut 300 Euro zahlen. Darin mit inbegriffen sind aber auch die Armbänder, die einen gehörigen Anteil an der Optik und dem Preis der Apple Watch haben. Während die normalen Sport-Armbänder mit 59 Euro noch keinen wirklich Einfluss auf den Gesamtpreis haben, sieht dies mit den Lederarmbändern, die bis zu 269 Euro kosten und den Gliederarmbändern aus Metall für bis zu 499 Euro, schon ganz anders aus. Laut Apple bedürfen diese stundenlanger Handarbeit und sind damit auf einem ganz anderen handwerklichen Niveau zu beurteilen. Teilweise dauert alleine die Fertigung der Einzelteile aus Metall über neun Stunden.

Für alle Apple-Watch-Modelle ab der Sport Edition müssen wir uns einfach daran gewöhnen, dass wir nicht mehr von IT-Hardware sprechen, die millionenfach gefertigt wird, sondern von Fashion-Hardware, die in der Preisstrukturen ganz anders funktioniert. Luxusgüter kosten nicht nur aufgrund des Materials der zwei/dreifache der günstigeren Ableger, sondern weil es einigen Leuten wert ist diesen Preis dafür zu zahlen. Am deutlichsten wird dies durch den Umstand, dass sich alle Modelle der Apple Watch in den Inneren gleich sind. Sieht man einmal von der Größe des Displays ab, sind alle Uhren identisch ausgestattet. Die Materialwahl des Gehäuses und des Armbandes sind die ausschlaggebenden Faktoren und nicht mehr rational einfach zu beurteilende Hardware in Form von Chips und Speicher.

Apple Watch

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Hat die Apple Watch also das Potenzial ein weiteres Standbein für Apple zu sein? Ja, hat sie! Die App-Entwickler stürzen sich bereits seit Wochen und Monaten auf das SDK, sodass ein entsprechendes Angebot an Apps vorhanden sein wird. Das sich auch Kundschaft für eine Apple findet, dürfte auch klar sein. Dies sind jedoch nicht alles nur Marketing-Zombies, wie sie gerne beschrieben werden, sondern in der überwiegenden Zahl rational denkende Käufer, die sich von einem guten Produkt überzeugen lassen.

Ich persönlich ziehe auch meine Konsequenzen aus dem gestrigen Tage. Mit rund 600 Euro für eine hochwertige Apple Watch hatte ich gerechnet. Die Watch Edition fiel für mich ohnehin aus jedem Betrachtungsrahmen. Für eine erste Generation bin ich aber wohl nicht bereit 600 Euro auszugeben. Auf der anderen Seite will ich eine erste Generation aber auch nicht verpassen und so wird ein günstiges Apple-Watch-Sport-Modell wohl ab dem 24. April an meinem Handgelenk befestigt sein.

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