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An der Frage, wann eine Smartwatch nur ein technisches Spielzeug oder auch ein Accessoire ist, scheiden sich die Geister. Denn nur ein rundes Display oder ein elegantes Design reichen nicht aus, wie die erste Moto 360 oder die ASUS ZenWatch gezeigt haben. Noch mehr Nachholbedarf hatte jedoch Samsung. Denn obwohl die Südkoreaner im Vergleich zu Konkurrenz regelrecht inflationär neue Modelle auf den Markt geworfen haben, war für den Fashion-bewussten Verbraucher nichts dabei – der Nerd-Faktor war zu groß. Mit der Gear S2 soll das nun anders werden.
Angekündigt wurde die Smartwatch zwar schon vor der IFA, erstmals gezeigt wurde sie jedoch nun auf der Berliner Messe. Der erste Eindruck: So viel Uhr hat bislang noch keine Smartwatch geboten – zumindest, wenn man sich auf die classic-Variante beschränkt. Hier ist aus jeder Perspektive klar zu erkennen, dass man eine Armbanduhr mit Intelligenz ausstatten wollte und anders als Apple nicht zwanghaft versucht, eine Smartwatch krampfhaft in Richtung Mode zu schieben.
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Dabei gelingt Samsung dies nicht durch eine einzelne Komponente wie das vergleichsweise schlank gestaltete Gehäuse oder die drehbare Lünette, die einen wesentlichen Bestandteil des Bedienkonzepts darstellt, sondern durch die Gesamtheit der Teile. Alles wirkt hochwertig, die Verarbeitung überzeugt.
Einlassen muss sich aber auf die vierteilige Bedienung. Wer die Gear S2 nutzt, muss sich an die Kombination aus Touchscreen, Lünette, Home- und Zurück-Button gewöhnen. Wie schnell das gehen kann, zeigt der erste Kontakt. Binnen Minuten hat man die Philosophie erkannt, das Verinnerlichen dauert nur wenig länger. Auch, weil Samsung an Tizen gearbeitet und die Benutzeroberfläche vollständig angepasst hat. Per Lünette wird schnell zwischen den laufenden Applikationen gewechselt, ein Druck auf die Home-Taste führt direkt zurück zum ausgewählten Zifferblatt – ein schneller doppelter Druck blendet alle installierten Programme ein. Hier wird dann sichtbar, dass man noch immer nicht ganz von Apple lassen kann. Die Übersicht erinnert klar an die Apple Watch. Negativ fällt aber auch ein anderer Punkt auf. Denn während die Lünette ohne Begrenzung frei gedreht werden kann, kann nicht im Kreis zwischen den Apps gewechselt werden, hier gibt es links und rechts jeweils ein Ende.
Was sonst noch auffällt: Das Display ist äußerst hell und bietet kräftige Farben, Super AMOLED sei Dank. Weitere Pluspunkte sammelt man mit den problemlos wechselbaren Armbändern sowie der Öffnung hin zum gesamten Android-Markt. Selbst den Schritt Richtung iOS kann man sich vorstellen, konkret daran gearbeitet wird aber derzeit nicht, wie es auf Nachfrage heißt.
Abzuwarten bleibt auch, wie schnell sich der zur Uhr gehörende App Store füllt. Insgesamt sollen es bislang mehr als 1.000 Programme sein, allerdings ist davon nicht jedes in Deutschland erhältlich. Ein Fragezeichen steht aber auch hinter der Akkulaufzeit. Samsung spricht zwar von zwei bis drei Tagen, verweist dabei aber auf die „typische Nutzung“. Für Aufklärung muss also ein Test sorgen. Dass die 39,9 x 43,6 x 11,4 mm große und 42 g leichte Gear S2 classic sich bequem tragen lässt, steht aber schon jetzt fest.
Etwas anders sieht es hier bei der Gear S2 ohne Namenszusatz aus. Dieses Modell richtet sich laut Hersteller vor allem an sportlich Aktive. Das Lederarmband weicht hier einem Pendant aus Kautschuk, das Gehäuse wirkt futuristischer. Aufgrund der leicht anderen Form fällt der Winkel zwischen Boden und Armbandaufnahme etwas kleiner aus, die Uhr richtet somit eher an Träger mit dünnen Handgelenken; gerade Männer dürften dies als unbequem empfinden. Ein anderer Nachteil: Wo die classic-Version problemlos mit neuen Armbändern versorgt werden kann, muss beim sportlichen Modell zu speziellen Alternativen gegriffen werden.
Entsprechend fällt das vorläufige Fazit aus. Mit der Gear S2 classic hat Samsung nicht nur seine bislang beste Smartwatch vorgestellt, sondern dürfte auch so manchem Konkurrenten gefährlich werden. Die sportlichere Variante hat hingegen mit kleineren Mankos zu kämpfen, zudem bietet beispielsweise die Moto 360 Sport mit ihrem GPS-Empfänger einen handfesten Vorteil.
Abzuwarten bleibt, welchen Preis man für die beiden Modelle aufrufen wird.