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Motorola auf Augenhöhe mit Samsung und Apple

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Motorola auf Augenhöhe mit Samsung und Apple
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Motorola hat es geschafft. War es rund um den Mobilfunkpionier zuletzt sehr ruhig, steht man nun wieder im Scheinwerferlicht, im Zentrum der Aufmerksamkeit. Was es dafür in Zeiten von Quad- und Octa-Core-SoCs, Full-HD-Displays mit fünf und mehr Zoll und 41-Megapixel-Kameras braucht? Nicht viel, geschickt platzierte Informationen, die einen Hype rund um das Moto X auslösten, reichten aus, damit die gesammelte IT-Presse gespannt gen Kalifornien blickt.

Doch das Loblied, das von vielen im Vorfeld erwartet wurde, blieb sowohl seitens der Berichterstatter als auch seitens der Leser, Zuhörer und Zuschauer aus. Aber dies lag nicht daran, dass nahezu alle technischen Daten und Software-Finessen bereits im Vorfeld bekannt waren, sondern an drei Stichworten: Verfügbarkeit, Preis und Prism.

moto X 1

Doch der Reihe nach. In puncto Hardware kann das Moto X als durchaus solide bezeichnet werden, Motorola und Google verbauen Technik, die jedem Mittelklasse-Smartphone gut zu Gesicht stehen würde. Ein SoC, der mit allerlei Spezial-Chips versehen ist, eine Kamera, die gute Bilder auch im Dunkeln verspricht und vor allem die Möglichkeit, sich das Smartphone optisch entsprechend dem eigenen Geschmack anpassen zu lassen. Über 500 Farb- und Materialvarianten verspricht der Hersteller, doch schon hier versteckt sich die erste Fußnote. Denn nur Kunden des US-amerikanischen Mobilfunkanbieters AT&T werden aus dem Vollen schöpfen können, allen anderen stehen weitaus weniger Möglichkeiten der Anpassung zur Verfügung. Wobei „allen anderen“ eine weitere Erklärung erfordert: Nach aktuellem Stand wird das Moto X Nordamerika nie verlassen, nur in den USA und Kanada will man den Heilsbringer - so und so ähnlich wurde das Moto X in den letzten Wochen mehrfach bezeichnet - anbieten.

Vermutlich aus gutem Grund. Denn wer sich für das Handy entscheidet, muss 199 US-Dollar auf den Tisch seines Providers legen. Der Pferdefuß: Dabei handelt es sich um die Zuzahlung bei gleichzeitigem Abschluss eines Zweijahresvertrags. Wer dies als akzeptabel bezeichnet, sollte einen Blick in die Auslagen von AT&T, Verizon und Co. werfen. Denn damit bewegt sich das Moto X in der gleichen Preisregion wie ein Samsung Galaxy S4, iPhone 5 oder HTC One. Unabhängig von persönlichen Vorlieben: Alle drei Geräte dürften deutlich mehr fürs gleiche Geld bieten. Warum Motorola und Google dennoch einen solchen Preis - die unverbindliche Preisempfehlung dürfte klar oberhalb von 500 US-Dollar liegen - verlangen, ist offiziell nicht bekannt.

moto X 2

Vermutet wird jedoch, dass man sich das „Assembled in USA“ vergolden lassen möchte. Denn besonders stolz ist man auf die Fertigung in der Heimat, auch wenn hier lediglich alle vorgefertigten Bauteile zusammengeschraubt und -geklebt werden; Amerikaner lieben so etwas, auch Apple ist ja bereits auf diesen Zug  aufgesprungen. Doch dem Durchschnittseuropäer dürfte es ziemlich egal sein, ob das eigene Smartphone in den USA, China, Taiwan oder Finnland produziert wird, in der Kritik stehende Auftragsfertiger wie Foxconn oder Pegatron würden sonst sicherlich deutlich weniger Geräte fertigen.

Aus rein deutscher Sicht ist es aber vielleicht gar nicht die schlechteste Idee, das Moto X nicht in den heimischen Gefilden anzubieten. Denn angesichts der Möglichkeit, die Mikrofone des neuen Smartphones permanent aktiviert zu lassen, würde es hier noch mehr Diskussionen und Kritik als jetzt schon geben. Nicht ganz zu Unrecht heißt es in jedem dritten oder vierten Kommentar, ob Google bei der Entwicklung dieses speziellen Features, das im Übrigen komplett abschaltbar ist, mit der NSA zusammengearbeitet hat.

Das Resümee: Motorola und Google haben es ähnlich wie zuletzt Samsung und Apple geschafft, ein wenig bis gar nicht revolutionäres Smartphone als sensationell zu präsentieren. Fraglich bleibt, ob man es den beiden wichtigsten Anbietern auch in puncto Verkaufszahlen nachmachen kann.

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