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Mit manipulierten Benchmark-Ergebnissen handelte sich Samsung im vergangenen Jahr viel Kritik und Häme ein. Als Reaktion darauf entfernte man in der aktuellen Android-Version für das Galaxy S4 und Galaxy Note 3 diese Funktion und nahm damit die Rolle eines Vorreiters ein - schließlich hatten in der Zwischenzeit andere Hersteller nachgezogen und ihre Geräte ebenfalls mit einem ähnlichen Mechanismus ausgestattet.
Doch das Umdenken Samsungs hat nicht auf alle Unternehmen abgestrahlt, so zumindest kann man das deuten, was Ende der vergangenen Woche von mehreren Portalen und Testern entdeckt wurde. Denn mit seinem neuen One M8 ist nun auch HTC dazu übergegangen, Benchmark-Ergebnisse zu schönen. Das angewandte Prinzip weicht allerdings von dem der Konkurrenz ab. Denn statt die CPU-Frequenz permanent am Limit zu halten, werden die Reaktionszeiten des Chips verändert. Dadurch reagiert der SoC deutlich schneller auf hohe Leistungsanforderungen und kann die Taktrate weitaus schneller steigern. Die Rede ist dabei von einem Leistungsgewinn in Höhe von etwa 15 Prozent, allerdings nur im Falle der CPU. Denn die GPU ist von der Manipulation nach aktuellem Stand nicht betroffen.
Von CNet auf die Schummelei angesprochen, reagierte HTC ähnlich unvorteilhaft wie Samsung im vergangenen Jahr. Denn nach Ansicht der Taiwaner würde es sich beim High-Performance-Modus, der in den Entwickleroptionen ein- und abgeschaltet werden kann, um ein Feature handeln, das dem Nutzer mehr Kontrolle über sein Smartphone gebe, „ähnlich wie bei einem Hochleistungs-Sportwagen“. Tatsächlich kann das Verhalten des One M8 über diese Option verändert werden, allerdings zu Lasten der Akkulaufzeiten.
Was HTC jedoch nicht erklärt, sind zwei Punkte, die die Funktion nicht als Feature, sondern als schlichte Schummelei darstellen. Denn zum einen hat die Option in den Entwicklereinstellungen keinen Einfluss auf Benchmarks, diese laufen immer mit veränderten Reaktionszeiten, zum anderen erkennt das One M8 Benchmarks anhand verschiedener Faktoren. Nachgewiesen werden konnte hier, dass in unveränderten Testprogrammen eine höhere Leistung zur Verfügung stand. Wurde das Tool jedoch in einigen wenigen Punkten verändert, erkannte das Smartphone nicht mehr, dass es sich um einen Leistungstest handelt - entsprechend stand nur die gewöhnliche und somit geringere Leistung zur Verfügung.
Unklar scheint derzeit noch zu sein, anhand welcher Merkmale das Gerät Benchmarks erkennt. Möglich ist, dass HTC ähnlich wie Samsung mit einer Whitelist arbeitet, die allerdings gut versteckt wäre.
Update: Die Leistungssteigerung bei Benchmarks hat eine erste Reaktion seitens Dritter hervorgerufen. Denn wie Futuremark bekannt gibt, wurde das One M8 aus der Liste der Ergebnisse des 3DMark entfernt. Dabei beruft man sich auf die Regeln, an die Hersteller sich halten müssen, wenn die entsprechenden Geräte geführt werden sollen.
Im entsprechenden Abschnitt heißt es: „Die Plattform darf den Start der Benchmark-Datei nicht erkennen. Die Plattform darf weder Parameter oder Teil des Tests verändern, austauschen oder übergehen, noch die übliche Funktionsweise der Plattform aufgrund der Erkennung eines Benchmarks modifizieren.“ Nach Ansicht von Futuremark sei in diesem Fall entscheidend, dass der High-Performance-Modus bei Benchmarks nicht deaktivierbar sei. Man hoffe, dass das Entfernen des Geräts HTC zum Umdenken bewege.