Werbung
Die IFA ist um ein Highlight ärmer: Denn zum ersten Mal hat Samsung ein Galaxy Note nicht im Rahmen der Berliner Messe vorgestellt. Ob dahinter wirklich Apples Zeitplan steht, dürfte offiziell niemand bestätigen wollen. Tatsache ist jedoch, dass das iPhone 6 Plus ein ernsthafter Konkurrent für Samsungs großes Flaggschiff geworden ist. Mit der vorgezogenen Präsentation und dem damit verbundenen früheren Verkaufsstart dürfte man deshalb tatsächlich die Kalifornier im Visier haben. Ob man sich damit jedoch einen Gefallen getan hat, bleibt abzuwarten.
Denn das Galaxy Note 5 ist zumindest auf der technischen Seite in weiten Teilen nur eine Mischung aus seinem Vorgänger und dem Galaxy S6. So stammt das 5,7 Zoll große und mit 2.560 x 1.440 Pixel auflösende Display aus dem Galaxy Note 4 – der Exynos 7420 mit seinen insgesamt acht Kernen (je viermal Cortex-A53 und -A57), der via USF angebundene interne Speicher sowie sämtliche Schnittstellen aus dem Galaxy S6. Im Detail heißt das: Schnelles WLAN (802.11ac, MIMO 2x2), Bluetooth 4.2, NFC und Infrarot. Ebenfalls nicht neu sind die Sensoren für Fingerabdrücke und Puls sowie die Möglichkeit, den Akku dank Quick Charge 2.0 schneller zu laden.
{jphoto image=80225}Das Thema Akku ist aber dennoch interessant. Denn Samsung hat dafür gesorgt, dass der Energiespeicher nun auch ab Werk drahtlos geladen werden kann, unterstützt werden die Standards Qi und PMA. Weniger erfreulich ist hingegen, dass die Kapazität um etwa 7 % auf nur noch 3.000 mAh gesenkt wurde und der einfache Austausch nicht mehr möglich ist. Wie sehr sich dies auf die Laufzeiten auswirken wird, muss ein späterer Test zeigen, die sehr guten Werte des Vorgängers dürften aber nicht erreichbar sein.
Anders sieht es hingegen bei den Kameras aus. Sowohl das Front- als auch das Hauptmodul stammen aus dem Galaxy S6, geboten werden entsprechend 5 und 16 Megapixel; die Hauptkamera kann auf einen optischen Bildstabilisator und Blende f1.9 zurückgreifen. Ebenfalls aus dem Vollen schöpft Samsung beim Arbeitsspeicher, hier spendiert man dem Smartphone gleich 4 GB und setzt auf den PLDDR4-Standard.
Eine Verschlechterung: Eine Möglichkeit, den internen Speicher aufzurüsten, gibt es nicht mehr. Interessierte müssen sich dementsprechend vor dem Kauf für 32 oder 64 GB entscheiden; eine 128-GB-Version wie noch beim Galaxy S6 gibt es nicht. Optisch hat das Galaxy Note 5 ebenfalls abgespeckt. Denn mit 153,2 x 76,1 x 7,6 mm fällt es schmaler und dünner als der Vorgänger aus, mit 171 g zudem minimal leichter.
Den Stift mitsamt Software hat Samsung nur leicht überarbeitet. Steckt ersterer im Gehäuse, kann er nun dank eines Federmechanismus' leichter entnommen werden. Die dazugehörige Software wurde hingegen nur optisch verändert, hier bleibt es im wesentlichen beim Funktionsumfang des Galaxy Note 4.
Für europäische und damit auch deutsche Verbraucher ist all dies jedoch unwichtig. Denn erstmals wird Samsung ein Modell der Galaxy-Note-Reihe nur in Asien und Nordamerika anbieten. Eine offizielle Begründung für diesen Schritt gibt es nicht.
Update: Die ersten Reaktionen sind eindeutig: Die Entscheidung, das Galaxy Note 5 vorerst nicht nach Deutschland zu bringen, trifft auf wenig Gegenliebe. Vorerst, da Samsung am gestrigen Abend durchblicken ließ, dass die Entscheidung nicht endgültig sein muss.
Dass zumindest anfangs auf das Gerät verzichtet werden muss, erklärte man inzwischen mit Gründen des Marketings. Hätte man sich für den Verkauf entschieden, wären Kampagnen für die Galaxy-S6-Reihe und das Galaxy Note 5 notwendig gewesen. Dies hätte jedoch nicht nur die Marke Galaxy S geschwächt, sondern unter Umständen auch für Irritationen bei Verbrauchern gesorgt.
Abseits der offiziellen Begründung dürften jedoch auch Kannibalisierungseffekte eine Rolle gespielt haben. Da beide Geräte bis auf das gebogene Display technisch identisch sind, hätten Käufer vermutlich eher zum günstigeren Galaxy Note 5 gegriffen.
Auch, weil Samsung den S Pen leicht überarbeitet hat. Das Schreiben auf dem Display erinnert aufgrund des Widerstands der neuen Spitze an einen Kugelschreiber auf Papier. Gewöhnungsbedürftig ist hingegen die Haptik des Stifts selbst. Denn auf die Riffelung am Gehäuse wurde nun verzichtet, was zu Lasten der Wertigkeit geht. Die zum S Pen gehörige Software wurde nur minimal verändert. Das Air-Command-Menü, das beim Herausziehen des Stifts oder auf Knopfdruck erscheint, wird nun als Layer über das gesamte Display gelegt. Die Optik entspricht dabei der der VIP-Leiste des Galaxy S6 edge/edge+.
In den USA wird das Galaxy Note noch in diesem Monat in den Handel kommen, ohne Vertrag werden dann etwa 700 US-Dollar zuzüglich Steuern fällig. Zum Vergleich: Das Galaxy S6 edge+ lässt Samsung sich dort mit rund 800 US-Dollar bezahlen.