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Nach den ersten beiden Teilen des Tests liegt das Galaxy S6 gegenüber dem One M9 in Front. Denn sowohl in Sachen Display und Laufzeit als auch in Hinblick auf Leistung und Ausstattung bietet Samsungs Topmodell jeweils etwas mehr als der Gegner aus dem Hause HTC. Am Ende könnte das One M9 durch eine bessere Kamera sowie die durchdachtere Software noch vorbeiziehen. Aber ist das realistisch?
Denn den bei Kameras experimentierfreudigen Taiwanern steht eine auf den Datenblatt weitaus komplettere Ausstattung auf Seiten des Südkoreaner gegenüber. Zudem ist seit dem Test des Galaxy S6 edge klar, was alles am in der Vergangenheit häufig kritisierten TouchWiz überarbeitet wurde. HTC hat zuletzt jedoch immer nur auf leichtere Anpassungen gesetzt - Parallelen zu den Veränderungen der Hardware sind klar erkennbar.
Wer den ersten Teil verpasst hat, kann das Lesen hier nachholen. Gleiches gilt für den zweiten Teil.
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Software
Gegenüber dem Galaxy S6 edge gibt es beim Galaxy S6 in Sachen Software nur eine einzige Veränderung. Denn mangels gebogenem Displays stehen auch die dazugehörigen Optionen nicht zur Verfügung. In allen anderen Punkten herrscht Übereinstimmung. Als Basis dient Android 5.0.2, von dem dank TouchWiz jedoch kaum etwas zu erkennen ist. Die hauseigene Oberfläche fällt etwas sachlicher als in der Vergangenheit aus, ist stellenweise aber immer noch zu bunt und verspielt. Allerdings hat Samsung an der Bedienbarkeit gearbeitet. Statt teils kryptischer Symbole kommt jetzt schlichter Text zum Einsatz - der typische Zurück-Pfeil wurde beispielsweise gegen „Zurück“ eingetauscht, ein „Mehr“ weist klar und deutlich auf zusätzlich verfügbare Optionen hin. Leider hat man diese Änderung nicht konsequent vorgenommen, denn mitunter trifft immer noch auf Piktogramme, deren Funktion nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind ist. Einer optischen Überarbeitung unterzogen wurden aber auch andere Aspekte, beispielsweise die Systemeinstellungen, in denen nun etwas mehr Übersicht herrscht, der unerfahrene Nutzer kann sich hier aber immer noch schwer zurechtfinden - es gibt zu viele Untermenüs, deren Zusammensetzung nicht immer logisch erscheint.
Eine andere Veränderung betrifft die vorinstallierten Applikationen. Denn hier hat Samsung nicht bei den eigenen Programmen den Rotstift angesetzt, sondern auch erstmals das Deinstallieren von Drittanbieter-Apps erleichtert respektive erstmals möglich gemacht. Ebenfalls beachtenswert: Microsofts OneDrive, OneNote und Skype sind bereits nach dem ersten Einschalten verfügbar, die Kooperation mit dem Software-Konzern macht es möglich; Office muss aber wie schon beim Galaxy S6 edge manuell hinzugefügt werden. Als nützlich entpuppt sich wie dort auch hier der neue Smart Manager, der auf einen Blick über alle relevanten Aspekte informiert. Wie viel RAM wird belegt? Wie viel des internen Speichers ist noch verfügbar? Wurde das System eventuell durch Schädlinge kompromittiert? Letzteres ist vor allem für diejenigen wichtig, die Knox zur Trennung privater und beruflicher Daten einsetzen.
Für Gesundheits- und Fitnessdaten ist wieder S Health verantwortlich, auch hier hat Samsung das Erscheinungsbild leicht überarbeitet. Über die App kann der integrierte Pulsmesser genutzt werden, zusätzlich wird auf Wunsch auch über die Blutsauerstoffsättigung informiert. Auch dank neuer Software gefällt der in den Home-Button integrierte Fingerabdrucksensor besser als in den Vorgängern. Der hinterlegte Finger muss nun einfach aufgelegt werden, die Erkennungsrate ist dabei ebenfalls höher als in der Vergangenheit. An den Komfort das Huawei Ascend Mate 7 kommt das Galaxy S6 aber ebenso wie die edge-Variante nicht heran.
Ganz darauf verzichten muss man hingegen beim One M9. Denn HTC verzichtet auf einen solchen Sensor, auch einen Pulsmesser gibt es nicht. Dem einfachen Umgang mit der Systemoberfläche tut dies aber keinen Abbruch. Denn auch in Version 7 überzeugt Sense mit einem optisch ansprechenden Auftritt, der zwar auf den ersten Blick bunter als das neue TouchWiz wirkt, nach kurzer Zeit aber als weitestgehend intuitive und vor allem übersichtlichere Lösung überzeugt. Ein Beispiel hierfür ist die Benachrichtigungszentrale. Während man mit einem Wisch beim Galaxy S6 nicht nur neue Nachrichten, sondern auch die wichtigsten Einstellungen einblenden kann, in letzterer Anzeige unter Umständen aber zusätzlich navigieren muss, beschränkt HTC sich auf das Wesentliche: Ein Wisch zieht die Mitteilungen nach unten, ein zweiter ruft die Schnelleinstellungen auf. Wer hingegen die Systemeinstellungen für den gewünschten Punkt aufrufen muss, stößt auf eine andere Darstellung als beim Galaxy S6. Dies bedeutet aber nicht, dass das One M9 mehr Übersicht bietet, in diesem Punkt nehmen sich die beiden Smartphones und Oberflächen nichts.
Anders sieht das bei den vorinstallierten Anwendungen aus. Denn HTC stattet das Gerät mit weniger „Werbe“-Apps aus, die im Zweifel lediglich Speicher blockieren. Und statt einer Fitness-App bietet das One M9 Zoe. Damit lassen sich Fotos und Videos bearbeiten und teilen.
Den größten Pluspunkt sammelt man jedoch mit der wichtigsten Neuerung von Sense 7 gegenüber Version 6. Denn mit Sense Home bietet das One M9 als erstes Gerät der Taiwaner eine adaptive Oberfläche, die genau die Anwendungen in den Mittelpunkt rückt, die der Nutzer aufgrund der jeweiligen Situation am ehesten nutzen würde. Gebrauch macht das Smartphone dabei vor allem von der Lokalisierungsfunktion, aber auch Uhrzeit und Tag sollen einfließen. Erkennt die Software, dass im Büro häufig bestimmte Anwendungen genutzt werden, werden diese nach einiger Zeit zentral angezeigt. Im Test benötigte das One M9 hierfür rund eine Woche, auf Veränderungen der Nutzungsgewohnheiten wurde erst verzögert reagiert. Dennoch weiß diese Funktion zu gefallen, vor allem der Ordner mit Empfehlungen, der Vorschläge aufgrund nochmals anderer Informationen unterbreitet, ist hilfreich. Einen Mehrwert bietet aber auch die verbesserte Galerie, die auf Wunsch alle Fotos unabhängig vom Speicherort anzeigt. Somit werden nicht nur Bilder dargestellt, die sich auf dem One M9 befinden, sondern auch solche, die in der Cloud abgelegt sind.
Einen klaren Sieger gibt es am Ende nicht. Denn hierfür sind die jeweiligen Ansätze und Absichten zu unterschiedlich. Klar ist nur, dass Sense in den Punkten Optik - sofern man dies objektiv bewerten kann - und Übersichtlichkeit eher überzeugt. Samsung hat mit den Änderungen in TouchWiz viele Fehler der Vergangenheit abgestellt, kämpft aber immer noch mit zu vielen Menüpunkten und nach europäischen Maßstäben mit einer zu verspielten Darstellung. Aber auch ein anderer Punkt geht an HTC: Während man beim One M9 sofort nach dem Einrichten den nicht zu unterschätzenden Kinder-Modus einschalten kann, muss man beim Galaxy S6 zunächst überlegen, in welchem App Store man die App, die hier nicht ab Werk installiert ist, erhalten kann.
Gemeinsam haben beide Smartphones jedoch ein anderes Manko. Denn nicht alle von Android 5.0 gebotenen Funktionen werden aufgegriffen. Das prominenteste Beispiel hierfür ist die fehlende Unterstützung von RAW-Aufnahmen.
Kamera
Wer die Prospekte der üblichen Elektronik-Händler studiert, kann leicht Smartphones mit Kameras verwechseln. Denn nicht mehr Display-Diagonale oder Speichergröße stehen im Mittelpunkt, sondern die Eigenschaften der Kameras. Dass sich dies lohnt, zeigt ein Blick auf die Datenblätter, die ebenfalls in so manchem Punkt eine teure Kompakt- oder Systemkameras beschreiben könnten. Da ist von Bildstabilisatoren ebenso die Rede wie von aufwendigen Blitzen, Blenden und Brennweiten. Die ganze Palette decken dabei das Galaxy S6 und One M9 ab, unterschiedlicher könnten die Lösungen aber am Ende dennoch nicht sein.
So bietet Samsung beim Hauptsensor auf der Rückseite 16,0 Megapixel, HTC vertraut auf gleich 20,7. Gleichzeitig nutzen die Südkoreaner eine einzelne LED, die in dunklen Umgebungen für Licht sorgen soll, in Taiwan hält man zwei Dioden mit unterschiedlichen Färbungen für besser. Dafür können sich Nutzer des Galaxy S6 auf einen optischen Bildstabilisator verlassen, der mehr Schärfe verspricht, zudem entscheidet man das Blendenrennen für sich: f1.9 schlägt f2.2.
Diesen letzten, zunächst gering wirkenden Unterschied kann man schon nach wenigen Vergleichsfotos, die bei helllichten Tag geschossen wurden, erkennen. Denn das Galaxy S6 bietet meist nicht nur mehr Details und mehr Schärfe, sondern auch die kräftigeren Farben. Zu kämpfen hat das One M9 in solchen Situationen auch mit Gegenlicht oder verschiedenen starken Lichtquellen - das Galaxy S6 profitiert hier vom besseren HDR-Modus, dessen Automatik zuverlässig arbeitet.
Anders sieht es aus, wenn es um Aufnahmen geht, in denen Schatten eine Rolle spielen. Hier offenbart das Galaxy S6 die gleiche Schwäche, die auch beim edge-Modell für Punktabzug sorgte - aufgrund der identischen Hard- und Software keine Überraschung. Denn das Samsung-Smartphone übertreibt bei solchen Fotos mit der Helligkeit, der Wechsel zwischen hell und dunkel verschwindet fast völlig. Das One M9 hält solche Szenen hingegen weitestgehend natürlich fest, an der Unterlegenheit in Sachen Details ändert sich aber nichts.
Im Test des Galaxy S6 edge zeigten wir, dass Samsungs Versprechen, auch bei Dunkelheit helle Aufnahmen zu liefern, zwar grundsätzlich stimmt, diese aber nur wenig mit den tatsächlichen Bedingungen zu tun haben. Am Ende konnte sich das iPhone 6 Plus, das die Südkoreaner selbst zu Vergleichszwecken herangezogen hatten, das bessere - weil realistischere - Ergebnis liefern.
Beim gewöhnlichen Galaxy S6 sieht dies nicht anders aus, wie gut die Kamera in solchen Situationen aber dennoch ist, zeigt der direkte Vergleich mit dem One M9. Denn letzteres neigt noch mehr dazu, es mit der Veränderung der Helligkeit zu übertreiben. Zudem offenbart der Fokus bei der Kombination aus sehr dunklen und sehr hellen Bildinhalten zu einem sehr trägen Scharfstellen. Das Ergebnis ist auf dem Testfoto gut zu erkennen: Unverwackelte Aufnahmen sind kaum möglich. Davon abgesehen schafft es das HTC-Smartphone aber auch nicht, einen hohen Detailgrad und feine Farbabstufungen wie das Galaxy S6 zu liefern. Am Ende liefert Samsung die für solche Zwecke bessere Kamera.
Wie üblich lassen sich die Stärken und Schwächen auch bei Videoaufnahmen entdecken. Mit beiden Smartphones lassen sich 4K-Aufzeichnungen anfertigen, die jedoch mit unterschiedlichen vielen Einschränkungen verbunden sind. Vor allem beim Galaxy S6 sind diese weitreichend, Stabilisator und HDR sind nicht möglich. Allerdings gefallen die Aufnahmen mit einem hohen Detail- und Schärfegrad, schon bei etwas schnelleren Bewegungen treten jedoch Artefakte auf. Beschränkt man sich auf Full HD, bleiben diese fast völlig aus.
Wer das Smartphone für Selfies nutzt, ist mit beiden Exemplaren gleich gut bedient. In hellen Umgebungen überzeugen die Aufnahmen im Vergleich zum Durchschnitt, je dunkler es wird, desto größer wird jedoch der Vorteil des One M9. Denn hier setzt HTC auf die UltraPixel-Technik, die beim One M8 noch auf de Rückseite zum Einsatz kam. Dank größere Sensor-Pixel wird mehr Licht als beim Galaxy S6 eingefangen, das mit 5 Megapixeln eine höhere Auflösung als HTC (4 Megapixel) bietet.