TEST

Samsung Galaxy Note 4 im Test

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Im Frühjahr das Galaxy S, im Herbst das Galaxy Note: Im halbjährlichen Wechsel liefert Samsung in mittlerweile schöner Regelmäßigkeit überarbeitete Versionen seiner beiden Flaggschiff-Reihen. Dass dieser Rhythmus nicht immer von Vorteil sein muss, zeigt die Kritik am Galaxy S5, das nicht in allen technischen Belangen auf dem neusten Stand war. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das Galaxy Note 4.

Denn anders als vor einem halben Jahr wird dem Käufer hier gleich ein ganzer Strauß an Neuheiten präsentiert. Nicht ohne Grund, wie ein Blick auf die Konkurrenz zeigt. Denn nicht nur LG drängt von unten mit Innovationen, auch Motorola und Sony wollen mit ihren aktuellen Modellen ein größeres Stück vom Android-Kuchen ergattern.

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Hardware

Vor allem in den Punkten SoC und Display bietet das Galaxy Note 4 deutlich mehr als der Vorgänger oder das Galaxy S5. Denn zum Einsatz kommt sowohl Qualcomms Snapdragon 805 als auch ein QHD-Panel - beides Bauteile, die schon vor einem halben Jahr erwartet wurden.

Dabei handelt es sich es sich beim SoC lediglich um einen minimalen Evolutionssprung, denn auch das Modell 805 basiert auf der ARMv7-Architektur und ist damit auf 32-Bit-Software beschränkt. Und auch am grundsätzlichen Aufbau hat sich nichts geändert: Qualcomm setzt auf vier CPU-Kerne vom Typ Krait 450 sowie die GPU Adreno 420. Gegenüber dem Krait 400, der unter anderem im Galaxy S5 genutzt wird, bietet die neuere Variante in erster Linie ein leicht erhöhte Leistung pro Megahertz. Gleichzeitig kann die neue CPU höher getaktet werden. Ist beim Snapdragon 801 das Ende derzeit bei 2,5 GHz erreicht, ermöglicht der Snapdragon 805 in der Version APQ8084 2,7 GHz in der Spitze. An Sachen Cache (16 KB L1 pro Kern sowie 2 MB L2) und Strukturbreite (28 nm) hat sich nichts geändert.

Umfangreicher fallen die Unterschiede bei der Grafikeinheit aus. Gegenüber der Adreno 330 bietet die neue GPU nicht nur die Unterstützung für modernere Grafikstandards (unter anderem Direct3D 11.2 statt wie bislang 9.0c), sondern auch eine höhere Leistung. Möglich wird dies durch einen neuen Maximaltakt, der im Falle des Snapdragon 805 bei 600 MHz liegt. An der Zahl der ALUs hat sich hingegen nichts verändert, hier bleibt es bei 128. Nennenswerte weitere Differenzen betreffen den Umstieg beim Speichercontroller (64 Bit Dual Channel statt 32 Bit Dual Channel), der 3 GB RAM verwaltet, die unterstützen Kameraauflösungen (55 statt 21 Megapixel) sowie Bluetooth 4.1 statt 4.0.

Note trifft Alpha: Das Galaxy Note 4
Note trifft Alpha: Das Galaxy Note 4

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Aber der Snapdragon 805 hat im Vergleich zum Vorgänger nicht nur mehr, sondern in einem Punkt auch weniger zu bieten, wie die Modellbezeichnung erahnen lässt. Denn wie bei Qualcomm üblich, verfügen die APQ-Chips über kein integriertes Modem. Damit ergeben sich deutlich mehr Möglichkeiten, da je nach Abnehmerwunsch unterschiedlichen Netzstandards unterstützt werden können. Im Falle des Galaxy Note 4 setzen Qualcomm und Samsung dabei auf LTE nach Cat 6, in der Spitze sind via Mobilfunk also Download-Raten von bis zu 300 MBit pro Sekunde möglich; Cat 4 erreicht lediglich die Hälfte. Abseits des schnellen Datenfunks werden auch HSPA+ und andere Standards unterstützt. Völlig neu ist die Kombination aus SoC und Modem übrigens nicht. Denn Samsung setzt schon seit einiger Zeit unter anderem beim Galaxy S5 LTE-A auf das Zusammenspiel beider Bauteile.

Neuer SoC, neue Kamera: Samsung hat alle Komponenten ausgetauscht
Neuer SoC, neue Kamera: Samsung hat alle Komponenten ausgetauscht

Unverändert geblieben ist zu guter Letzt das fest in den SoC integrierte WLAN-Modul. Mit ac-Unterstützung sowie der Berücksichtigung von 2,4- und 5,0-GHz-Netzen wird hier der Stand der Dinge geboten. In Sachen Konnektivität erweitert Samsung das Angebot noch um NFC und Infrarot - beides kennt man bereits vom Vorgänger sowie anderen hauseigenen Smartphones. Kabelgebundene Schnittstellen gibt es wie mittlerweile üblich nur eine in Form des Micro-USB-Ports. Überraschenderweise hat Samsung sich bei diesem vom zuletzt verwendete USB 3.0 verabschiedet. Grund hierfür nennt man nicht, die geringe Verbreitung entsprechender und teurer Kabel - zum Lieferumfang gehörte es nicht - dürfte jedoch eine gewisse Rolle gespielt haben.

Von diesem Rückschritt abgesehen gibt es bei keinem der Übertragungswege Auffälligkeiten. Verbindungsprobleme - ob WLAN oder Mobilfunk - fielen im Test nicht auf, auch die Gesprächsqualität ließ keine Wünsche offen. Die Geräuschunterdrückung filtert Störungen effektiv heraus, der Lautsprecher bietet eine klare Wiedergabe. Einzig der rückwärtig verbaute Lautsprecher für das Freisprechen könnte einen Qualitätsschub vertragen, mittlere und tiefe Frequenzen fehlen fast völlig.

Ebenfalls überarbeitet: Der S Pen ist präziser, die dazugehörige Software wurde erweitert, die Bedienung vereinfacht
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Weitaus größer als beim SoC ist der Sprung beim Display, das bei 5,7 Zoll stehen bleibt. Denn hier verabschiedet sich Samsung von Full HD und setzt wie unter anderem LG beim G3 auf QHD mit 2.560 x 1.440 Pixeln. Trotz identischer Auflösung geht Samsung jedoch einen eigenen Weg. Denn Verwendung findet nicht die IPS-, sondern die eigene Super-AMOLED-Technik. An deren Vorzügen ändert sich auch durch die hohe Auflösung nichts: Schwarz wird Schwarz dargestellt, die Blickwinkel fallen sehr großzügig und die Farbdarstellung kräftig aus. Gleichzeitig sinkt der durchschnittliche Energiebedarf. Allerdings verwendet Samsung die einen eher zweifelhaften Ruf genießende Pentile-Matrix, die in Hinblick auf Größe und Anordnung der Sub-Pixel klar vom RGB-Pendant abweicht, das beim G3 Anwendung findet. Allerdings ist die Pixel-Dichte (515 ppi) derart hoch, dass die sonst bei Pentile üblichen Treppeneffekte auch bei genauem Hinschauen nicht erkennbar sind - zumindest subjektiv wirkt das Display des LG-Smartphones im direkten Vergleich aber minimal schärfer, was nicht nur in der höheren Pixel-Dichte von 534 ppi begründet ist.

Sieht man einmal vom Kontrast, der wie bei AMOLED üblich sehr gut und mit den üblichen Messgeräten nicht erfassbar ist, ab, schneidet die Anzeige des Galaxy Note 4 im Vergleich aber nicht besser ab. Mit 338 bis 366 cd/m2 bei maximaler Einstellung ist die Hintergrundbeleuchtung etwas schwächer (G3: 362 bis 392 cd/m2) mit durchschnittlich 6.700 Kelvin werden die Farben hingegen neutraler und somit besser dargestellt (G3: 7.800 Kelvin). In Sachen Homogenität nehmen sich beide Geräte mit 92 Prozent nichts, ähnliches gilt für den praktischen Nutzen. Denn einen echten Mehrwert im Alltag bietet QHD gegenüber Full HD auch beim Samsung-Smartphone nicht.

Zumindest in geringem Umfang kann der Nutzer Einfluss auf die Farbdarstellung nehmen. Dafür stehen im Einstellungsbereich Display insgesamt vier Modi zur Auswahl: Einfach, AMOLED-Foto, AMOLED-Kino und Anpassungsfähig. Letztgenannte Option passt die Darstellung innerhalb einiger Apps, unter anderem in der Galerie, den Inhalten an, Nummer zwei und drei drehen vor allem an der Sättigung, was teilweise zu unnatürlich kräftigen Farben führt. Einfach hingegen führt zu den angeführten Messwerten und wäre mit dem Titel Neutral treffender beschrieben - voreingestellt ist dieser objektiv beste Modus jedoch nicht. Einen deutlicheren Hinweis hätte Samsung aber auch in Sachen Helligkeit platzieren können. Denn das Galaxy Note 4 soll unter bestimmten Bedingungen mehr als 700 cd/m2 erreichen. Voraussetzung dafür ist jedoch das aktivieren der automatischen Regulierung sowie ein extrem helles Umfeld. Im Test konnte dies aber nicht provoziert werden.

QHD macht es möglich: Von Pentile ist nichts zu sehen
QHD macht es möglich: Von Pentile ist nichts zu sehen

Eine weniger technische Neuerung betrifft das Gehäuse. Denn bei diesem greift Samsung das mit dem Galaxy Alpha eingeführte Design in wesentlichen Zügen auf und kombiniert es mit der Optik des Galaxy Note 3. Das bedeutet in Summe: Der Metallrahmen mit seinen Fasen bildet zusammen mit der in Lederoptik gehaltenen Rückseite ein sehr harmonisches und vor allem hochwertiges Bild - auch wenn der Rahmen nur im oberen unteren Rahmen tatsächlich aus Metall besteht, in der Mitte hat man erneut auf Kunststoff zurückgegriffen . Dabei ist es gelungen, die Ledernachbildung weitaus glaubhafter als noch vor einem Jahr zu gestalten - auch, weil man auf die Pseudo-Nähte verzichtet und an der Texturierung gearbeitet hat. Leider hat man jedoch darauf verzichtet, das Gehäuse zu verkleinern oder zumindest die Maße des Vorgängers beizubehalten - angesichts des gleichgroßen Displays eine kleine Überraschung. Mit 153,5 x 78,6 x 8,5 mm fällt das Wachstum aber nur minimal (Galaxy Note 3: 151,2 x 79,2 x 8,3 mm) aus. Im direkten Vergleich fällt das Plus ebenso wenig auf wie das leicht auf 176 g angestiegene Gewicht.

Auffällig: Ebenso wie beim Galaxy Note 3 ist es Samsung nicht gelungen, die Kamera bündig in das Gehäuse einzulassen; ein Punkt der Apple beim iPhone 6 von vielen vorgeworfen wird. Stichwort Kamera: Unterhalb dieser wurde der vom Galaxy S5 her bekannte Pulssensor platziert, der nun aber auch im Zusammenspiel mit S Health den Sauerstoffsättigungsgrad des Bluts messen kann. Ebenso übernommen hat man den in den Home-Button integrierten Fingerabdrucksensor. Insgesamt dürfte das Galaxy Note 4 das in Sachen Optik und Verarbeitung beste Samsung-Smartphone sein, ein Titel, den das Galaxy Alpha erst vor wenigen Wochen erreicht hat.

Trotz seiner Größe liegt das Galaxy Note 4 gut in der Hand
Trotz seiner Größe liegt das Galaxy Note 4 gut in der Hand

Für die Ergonomie gilt dies hingegen nicht, was angesichts der Größe des Geräts nicht verwundern dürfte. Die Bedienung mit nur einer Hand ist nicht möglich, auch wenn Samsung einen entsprechenden Modus vorgesehen hat. Immerhin aber liegt das Smartphone auch dank der griffigen Rückseite gut und sicher in der Hand, mit 74 Prozent nimmt das Display zudem einen ausreichend großen Teil der Front ein.

Den Abschluss des Kapitels Gehäuse bilden die Einschübe für SIM- und Speicherkarte, die wie gewohnt hinter der abnehmbaren Rückseite versteckt sind; letztere erlaubt das Erweitern des 32 GB fassenden internen Speichers um bis zu 128 GB. Hinter dieser ist auch der erneut problemlos wechselbare Akku untergebracht, dessen Kapazität binnen eines Jahres nur von 3.200 auf 3.220 mAh gewachsen ist. Angesichts des leistungsstärkeren SoCs und des höher auslösenden Displays eine zumindest diskussionswürdige Entscheidung.

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