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Wie Microsoft mich dazu brachte, ein Lumia gegen ein iPhone zu tauschen

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Wie Microsoft mich dazu brachte, ein Lumia gegen ein iPhone zu tauschen
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Microsofts Verkäufe im Smartphonebereich sind im letzten Quartal regelrecht eingebrochen. Lediglich 2,3 Millionen Geräte konnte die mobile Sparte des Konzerns absetzen. Die hochpreisigen Surface-Tablets verkaufen sich mittlerweile besser als die Lumia-Smartphones. Dieses Jahr war die erste Build-Konferenz nach dem Windows-10-Launch im letzten Jahr und auch ich als Microsoft-Sympathisant war sehr interessiert an den Neuerungen. Letztes Jahr wurden die vielen neue Dinge, die mit Windows 10 Einzug hielten, der breiten Masse präsentiert. Auch Microsofts mobile Sparte kam dabei nicht zu knapp und so wurde mit Continuum eines der größten Verkaufsargumente für das mobile Betriebssystem erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Dort gab man sich noch sehr optimistisch, was die mobile Strategie des Unternehmens anging.

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In diesem Jahr war jedoch alles anders. Erst nach gut der Hälfte der Präsentation wurde für eine Skype-Demo das erste Smartphone mit Windows 10 Mobile als Betriebssystem gezeigt. Vorher wurden lediglich Geräte mit Android, iOS oder dem x86-Windows in die Kamera gehalten. Und auch im Nachhinein stellte Terry Meyerson, seines Zeichens verantwortlich für Windows, klar, dass Windows 10 Mobile in diesem Jahr für Microsoft nicht im Fokus liegt. So eine Aussage nach einem durchwachsenen Launch der aktuellen Flaggschiffgeräte Lumia 950 sowie Lumia 950 XL, die mit einer eher weniger als mehr stabilen Version von Windows 10 Mobile auf den Markt geschmissen wurden, lässt die Käufer dieser Smartphones und damit Unterstützer der Plattform quasi im Regen stehen.

Das System hatte noch einige große Bugs, erwies sich als instabil und quasi alle Vorteile, auf die Windows Phone Fans geschworen haben, waren dahin: Die Stabilität, die Geschwindigkeit und die gute Implementation von Microsoftdiensten. Skype hat beispielsweise für iOS und Android seit dem Windows-10-Launch mehr Updates spendiert bekommen als die Windows-Phone-Version im kompletten letzten Jahr. Ihr letztes Update erschien im Januar (zum Vergleich: iOS und Android bekamen zuletzt Ende März zur Build ihr letztes Update).

Andere Applikationen wie beispielsweise Outlook Mobile liefern auf den Konkurrenzbetriebssystemen eine weitaus bessere Leistung ab. So ist die aus dem Acompli-Kauf hervorgegangene App featuretechnisch der auf dem eigenen mobilen Betriebssystem sehr weit überlegen.

Auch Wochen nach der Build-Konferenz kam nicht besonders viel von Microsoft hinsichtlich Windows 10 Mobile. Im Fast Ring des Insiderprogramms wurden lediglich fehlende Features wie beispielsweise Messaging Everywhere oder auch das gemeinsame Notificationcenter nachgereicht, welches die Benachrichtigungen zwischen Windows 10 und Windows 10 Mobile synchronisiert. Dinge, die Microsoft bereits in die initiale Version von Windows 10 hätte bringen können. Microsoft bekennt sich zwar zur Windows Mobile Plattform, allerdings soll das nächste Gerät erst 2017 auf den Markt kommen. Bis dahin sollen die drei Geräte Lumia 650, Lumia 950 und Lumia 950 XL, welche beide keinen grandiosen Start hingelegt haben und mittlerweile sogar verschenkt werden, herhalten.

Solche Kleinigkeiten sowie die fehlende Perspektive und die qualitativen Ungereimtheiten haben mich dazu animiert, mal ein etablierteres Betriebssystem auszuprobieren: Apples iOS. Viele mögen zwar auf Android schwören, doch für mich persönlich erachtete ich iOS als am besten geeignet. Meine letzte Erfahrung mit iOS war Ende 2012 mit einem zu diesem Zeitpunkt bereits 4 Jahre alten iPhone 3G. So tauschte ich mein bereits etwas älteres Nokia Lumia 930 gegen ein Apple iPhone 6S ein. Und meine ersten Eindrücke passen ganz zur Vision von Microsofts CEO Satya Nadella. Microsoft ist nicht mehr die „Windows-Company“, wie sie es noch unter Bill Gates oder Steve Ballmer war, sondern versucht nun alle Nutzer auf egal welcher Plattform mit den eigenen Diensten zu erreichen.

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Und so ist es auch - ich kann trotz des Plattformwechsels alle meine genutzten Microsoft-Dienste weiterverwenden; selbst das Microsoft Band wird für Apples Betriebssystem unterstützt. Es geht sogar so weit, dass mir die Dienste auf iOS besser gefallen als bei den Pendants für Windows 10 Mobile.

Und dies zeigt auch, wo der Weg hingehen wird. Microsoft will weg von Windows als alleinigem Zugpferd und ist im größten Umschwung der Firmengeschichte. Dies zeigt die große Annäherung an Open Source, die Integration von der Linux Bash in das kommende Windows 10 Anniversary Update und auch andere, plattformübergreifende Dienste. Die einzigen Leidtragenden dieser Umorientierung werden diejenigen sein, die auf Windows 10 Mobile ihr Geld gesetzt haben und in die teuren Flaggschiffe investiert haben. Denn auch wenn das System von Microsoft entwickelt wird, so hat es doch innerhalb des eigenen Unternehmens keinen hohen Stellenwert und wird nicht besonders stark priorisiert. Man könnte fast sagen, während Google versucht, alles auf Chrome und Android zu konzentrieren, geht Microsoft den ehemaligen Google-Weg und bietet die eigenen Dienste schlichtweg auf allen aktuellen Plattformen an.

Die Zeit wird zeigen, was der Weg Microsofts mit seiner Universal Windows Platform, welche nun auch Facebook beginnt zu adaptieren, bringen wird. Allerdings wird dies ohne starke mobile Plattform nicht so gut funktionieren wie mit einem guten Windows Mobile. Neue Applikationen setzen fast alle ausschließlich auf die mobile Plattform und Start-Ups stellen nur noch selten eigene Programme für den etablierten Desktop bereit. Selbst bei der immer weiter wachsenden Mac-Plattform gibt es noch lange nicht so eine große App-Auswahl im Store wie unter iOS.

Ein Kommentar von Tomás Freres-Flete. Die Ausführungen spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der gesamten Redaktion wieder.