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Das HTC U11 bietet fast alles

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Wer unmittelbar nach der Vorstellung eines Top-Smartphones einräumt, dass wenig später noch etwas besseres kommt, ist mutig. Mut, der sich für HTC durchaus auszahlen könnte. Denn mit dem U11 bringen die Taiwaner ein Modell auf den Markt, dass dem U Ultra in fast allen Belangen überlegen sein dürfte. Und so manches Feature dürfte auch die Konkurrenz unter Druck setzen.

Nach dem ersten etwas längeren Kontakt bleibt eigentlich nur eine Frage unbeantwortet: Wer hat sich diesen Namen ausgedacht? HTC selbst sagt, dass U11 eine Mischung ist. Das U steht für die Modellfamilie, die 11 soll die Nachfolge des HTC 10 symbolisieren. Auch wenn die Erklärung logisch klingt, wirkt die Bezeichnung dennoch nicht „rund". Dass über diesen Punkt nachgedacht werden muss zeigt, wie wenig Diskussionsstoff das Smartphone an sich liefert.

Vor allem zwei Dinge sind bereits seit Wochen klar: Verbaut wird Qualcomms Snapdragon 835 und das Design stimmt mit dem des U Ultra und U Play überein. Ersteres hatte HTC selbst mehr oder weniger direkt angekündigt, letzteres war ein offenes Geheimnis.

Der kleinere Bruder des U Ultra

Das 153,9 x 75,9 x 7,9 mm große Gehäuse wirkt wie eine leicht geschrumpfte Kopie des U Ultra, Unterschiede gibt es nur wenige. Unter anderem ist die Kamera auf der Rückseite weit weniger auffällig.

Der Hingucker schlechthin ist natürlich die glasüberzogene Rückseite mit ihren Biegungen zu den Rändern hin. Hier setzt man auf das gleiche Fertigungsverfahren wie bei den U-Schwestermodellen, was eine gewisse Stabilität verleihen soll. Ob das hier verwendete Gorilla Glass Stürze auf Stein und Beton unbeschadet übersteht, ist eine ganz andere Frage - der Einsatz einer Hülle ist fast schon Pflicht.

Dann entgeht einem aber das Spiel mit dem Licht. Denn je nach Einfallswinkel wird das anders reflektiert und sorgt so für unterschiedliche Farbtöne. Ein Detail, das schon im Test des U Ultra und U Play fasziniert hat. Allerdings hängt die Intensität dieses Effekts auch von der gewählten Farbvariante ab. Insgesamt werden mit Weiß, Blau, Schwarz und Rot vier Versionen angeboten - letztere etwa sechs Wochen nach dem Verkaufsstart.

Auf die Verarbeitung dürfte die gewählte Farbe keine Einfluss haben. Die war schon bei den Testgeräten nahezu optimal, lediglich leichte Farbunterschiede bei den SIM-Kartenträgern fielen negativ auf. Laut HTC handelte es sich allerdings um Vorserienmodelle. Am Schutz ändert sich gegenüber den Seriengeräten aber nichts mehr: IP67 verspricht eine gewisse Robustheit gegenüber Wasser und Staub.

Keine Überraschungen

Als Differenzierungsmerkmal schlechthin gilt in diesem Jahr das Display. So sehen es zumindest Samsung, LG und Sony. Während die beiden erstgenannten auf wenig Rahmen und ungewöhnliche Seitenverhältnisse setzen, probieren es die Japaner mal wieder mit UHD-Auflösung. Eher konservativ geht HTC an die Sache heran. Beim U11 steigert man weder die Zahl der Pixel noch experimentiert man mit Format oder Form. Stattdessen gibt es ein 5,5 Zoll großes IPS-Panel mit 2.560 x 1.440 Pixeln. Die Rahmen sind - so der Eindruck - ähnlich breit wie beim U Ultra, stören bei der Bedienung aber nicht. Mit rund 83 cm² fällt die praktisch nutzbare Fläche etwas größer als beim Galaxy S8 (knapp 80 cm²) aus. Helligkeit und Farbdarstellung konnten überzeugen, der ausführliche Test wird hier aber belastbarere Auskünfte liefern.

Gab es einen Exklusivvertrag mit Samsung oder nicht? Auch Wochen nach der Vorstellung des Snapdragon 835 gibt es von offizieller Seite keine Antworten. Qualcomm und Samsung sagen nein und sprechen schlicht von einer zu geringen Fertigungsmenge, andere sprechen von einer zweimonatigen Exklusivität. Die wahrscheinlichste Variante ist hingegen ein Exklusivertrag, der bis zum 31. Mai läuft. Denn einen Tag später soll nicht nur das U11 im Handel angeboten werden, auch das Sony Xperia XZ Premium soll dann verfügbar sein - zum Einsatz kommt auch dort der Snapdragon 835.

Zu Qualcomms aktuell schnellstem SoC muss nicht viel gesagt werden. Die insgesamt acht CPU-Kerne vom Typ Kryo 280 sind auf zwei Cluster verteilt, die maximal 1,9 und 2,45 GHz erreichen. Das Leistungsplus liegt gegenüber dem Snapdragon teilweise bei 40 bis 50 %, im Vergleich zum Kirin 960 aus dem Huawei P10 liegt er meist jedoch maximal 5 % vorn. Anders sieht es in puncto GPU aus. Die Adreno 540 liegt in den üblichen Benchmarks etwa ein Drittel vor der Adreno 530, gegenüber dem Kirin 960 liegt das Plus stellenweise gar bei zwei Dritteln. Leistung dürfte es im U11 somit im Überfluss geben.

Die drei Fragezeichen

Schade nur, dass HTC sich in Europa auf 4 GB Arbeitsspeicher beschränkt. In Teilen Asiens wird es eine Variante des U11 mit 6 GB geben, im Alltag soll das nach eigenen Angaben aber keinen Unterschied machen. Allerdings muss sich HTC die Frage gefallen lassen, warum man zum Premiumpreis nicht mehr als das bekommt, was andere Smartphones für weit weniger Geld bieten.

Frage Nummer zwei zielt auf Qualcomms Schnellladetechnik. MIt dem Snapdragon 835 wurde Quick Charge auf Version 4 angehoben, das U11 unterstützt aber lediglich Quick Charge 3 und wird auch nur mit einem entsprechenden Ladegerät ausgeliefert. Warum das so ist, konnte HTC nicht in Gänze erklären. Einen großen Unterschied dürfte das aber nicht ausmachen. Nach eigenen Angaben kann der 3.000 mAh fassende fest verbaute Akku in weniger als 90 Minuten vollständig geladen werden, Quick Charge 4 bietet vermutlich lediglich beim sehr kurzen Laden bei geringem Akkustand einen spürbaren Vorteil. Drahtloses Laden erlaubt das Smartphone übrigens nicht.

Das dritte Fragezeichen steht hinter dem internen Speicher. Der fasst 64 GB und soll auf UFS-Chips basieren, zur genauen Version äußert HTC sich aber nicht. Vielleicht eine Vorsichtsmaßnahme vor dem Hintergrund der Diskussionen rund um das Verhalten von Samsung und Huawei. Wer mit 64 GB nicht auskommt, kann per microSD-Karte bis zu 2 TB nachrüsten, muss dann unter Umständen aber auf die Dual-SIM-Funktion verzichten.

Fast alles dabei

Denn die steht zur Verfügung, wenn das U11 nicht über einen Provider bezogen wird. Damit reagiert man auf eine wachsende Nachfrage nach einer solchen Lösung, wie es heißt.

Keinen Einfluss hat die Wahl der Bezugsquelle auf die weitere Ausstattung. Teil des SoCs ist das X16-LTE-Modem, das dank Cat 16 bis zu 1 Gbit/s im Downstream erreichen soll. Allerdings spricht HTC im Datenblatt lediglich von Cat 6 mit 300 Mbit/s. Gut möglich, dass sich daran zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas ändern wird. Das WLAN-Modul unterstützt den ac-Standard, auf sehr viel kürzeren Distanzen kann NFC eingesetzt werden.

Bei Bluetooth ist man vorerst auf Version 4.2 beschränkt, obwohl der Snapdragon 835 auch Version 5 bietet. Das soll nach dem Verkaufsstart zu einem noch nicht näher genannten Termin geändert werden. Warum die schnellere und effizientere Version des Kurzstreckenfunks nicht von Anfang an zur Verfügung steht, ist nicht bekannt.

Dafür haben es die diversen Drittanbieterstandards in das U11 geschafft. Ab Werk können Inhalte drahtlos per DLNA, Miracast, Chromecast und AirPlay an entsprechende Empfangsgeräte übertragen werden.

HTC setzt noch stärker auf Audio

Mit den Audio-Eigenschaften seiner Smartphones konnte HTC in der Vergangenheit schon mehr als einmal überraschen. Ob es nun zwei Front-Lautsprecher oder beigelegte Beats-Headsets waren: So manchen Käufer konnte man damit sicherlich locken. Mit dem U11 bietet man nun nochmals mehr. Nicht nur, dass die BoomSound-Lösung sowie die Innenohrvermessung USonic inklusive Klanganpassung wieder mit dabei sind. Auch eine aktive Geräuschunterdrückung wird geboten.

Voraussetzung hierfür ist die Nutzung des beigelegten Headsets, das dem des U Ultra entspricht. Die in die beiden Ohrstecker integrierten Mikrofone kommen so nicht nur bei der Vermessung zum Einsatz, sondern liefern auch die notwendigen Daten für die Geräuschunterdrückung. Die auf dem U11 installierte Software berechnet anhand derer den notwendigen Gegenschall. Wie gut das in lauten Umgebungen funktioniert, wird ein späterer Test zeigen müssen. Gleiches gilt für die Zusatzbelastung des Akkus.

Die beiden Lautsprecher sind wie schon beim U Ultra oberhalb des Displays und im unteren Rahmen platziert und arbeiten je nach gewähltem Modus unterschiedlich. In der Standardeinstellung fungieren sie als Zwei-Wege-, im Theatermodus hingegen als Stereo-System. Der erste Klangeindruck fiel positiv aus, vor allem im Zwei-Wege-Modus bietet das U11 überraschend viele Tiefen. Gedacht hat HTC aber auch an diejenigen, die ihre eigenen Kopfhörer nutzen wollen. Entsprechend gehört ein Adapter von USB Typ-C auf 3,5-mm-Klinke zum Lieferumfang. In diesem ist ein DAC integriert, dank dem eine deutlich höherer Qualität als üblich geboten werden soll.

Wer hingegen viel Wert auf Tonaufnahmen legt, dürfte von den vier Mikrofonen profitieren. Die sind rund um das Smartphone verteilt und kommen unter anderem in die Kamera-App zum Einsatz. Werden Videos aufgezeichnet, kann in den 3D-Audio-Modus gewechselt werden, den man bereits vom U Ultra kennt. Neu ist hingegen der sogenannte Audio Zoom. Während der Aufnahme wird dabei das Mikrofon genutzt, das der Audio-Quelle am nächsten ist.

Die Kamera erinnert ans Galaxy S8

Und das ist schon mit eine der größten Änderungen an den Kameras. Denn fast alles kennt man schon vom U Ultra, bzw. HTC 10 und Google Pixel.

Der Hauptsensor löst mit 12,2 Megapixel auf und verfügt über Pixel mit einer Kantenlänge von 1,4 µm. Wen das an das Galaxy S8 erinnert, dürfte nicht ganz falsch liegen. Denn spätestens der Punkt „Ultraspeed-Autofokus (Dual PDAF)" auf dem Datenblatt legt nahe, dass HTC den gleichen Sensor wie Samsung verbaut. Denn Dual PDAF ist lediglich eine andere Bezeichnung für Dual Pixel. Gemeint ist damit der Umstand, dass jedem gewöhnlichen Pixel ein Fokus-Pixel zur Seite steht und das Scharfstellen zuverlässig und vor allem schnell vonstatten gehen soll.

Nicht fehlen dürfen optischer Bildstabilisator, eine lichtstarke Blende (f/1,7) und ein Dual-LED-Blitz. Neu sind der elektronische Bildstabilisator (EIS) und der - für den Nutzer zunächst unsichtbare - HDR Boost.

Dieser ist laut HTC bei laufender Kamera-App permanent im Hintergrund aktiv und fertigt Aufnahmen an. Genutzt werden die allerdings erst dann, wenn der Auslöser betätigt wird - die Software berechnet anschließend aus dem bewusst geschossenen Foto und den beiden unmittelbar zuvor automatisch getätigten Aufnahmen ein möglichst optimales Bild. Im kurzen Test wirkten die Ergebnisse vielversprechend, ähnliches gilt aber auch für Aufnahmen im Pro-Modus. Aufgrund der nicht finalen Software durften die Bilder aber nicht exportiert werden.

Änderungen hat HTC aber auch auf der Front vorgenommen. Dort bietet die Kamera zwar wieder 16 Megapixel (Blende f/2,0), der UltraPixel-Modus des U Ultra fehlt aber. Begründet wird dies mit dem auch bei Selfies und Co. zum Einsatz kommenden HDR Boost.