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Mercedes-Benz zeigt neues Infotainment-System

Aus COMAND wird MBUX auf NVIDIA-Basis

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Nach fast genau 20 Jahren ändert Mercedes-Benz die Bezeichnung seines Infotainment-Systems. Denn mit dem Start der neuen A-Klasse (W177) im Frühjahr wird eine neue Plattform ihre Premiere feiern. Die soll mit MBUX aber nicht nur eine neue Bezeichnung erhalten, sondern auch einen fast kompletten Neuanfang darstellen. Fans der Marke müssen sich umgewöhnen.

Denn das, was Mercedes-Benz auf der CES zeigt, bricht mit vielen Traditionen. Zu Diskussionen dürfte vor allem der Einsatz eines Touchscreens sowie der Wegfall des Dreh-Drück-Stellers in der Mittelkonsole sein. Der wird von einem Touchpad abgelöst, das nicht nur Mehrfinger- und auch Texteingaben erkennt, sondern auch ein haptisches Feedback liefert. Wer weder dies noch den Touchscreen nutzen will, kann entweder die bekannten, in die Lenkradspeichen integrierten Touch-Controller oder die eigene Stimme nutzen.

Die wieder als LINGUATRONIC bezeichnete Sprachsteuerung arbeitet unter MBUX (Mercedes-Benz User Experience) nicht mehr nur lokal, sondern nutzt auch eine eventuell vorhandene Online-Verbindung. Der Vorteil: Ist die Kommunikation mit dem entsprechenden Server möglich, können weitaus mehr Informationen für die Antwort genutzt werden. Zudem arbeitet im Hintergrund eine künstliche Intelligenz, die das System kontinuierlich verbessern soll. Aber auch ohne Online-Verbindung soll die neue Sprachsteuerung deutlich mehr als die bisherige Lösung bieten. Nutzer müssen für Kommandos nun nicht mehr bestimmte Schlüsselwörter nutzen, sondern können sehr frei sprechen. So soll der Satz „Mir ist kalt" dafür sorgen, dass die Temperatur im Innenraum erhöht wird. Und nicht nur das erinnert an Alexa oder den Google Assistant: Gestartet wird der MBUX-Sprachassistent per Taste oder „Hey Mercedes".

Die KI der neuen Infotainment-Plattform soll aber auch in anderen Bereichen im Laufe der Zeit für mehr Komfort sorgen. Werden regelmäßig bestimmte Ziele angesteuert, beispielsweise täglich das Büro oder am immer gleichen Tag zu einer ähnlichen Uhrzeit das Sportstudio, soll man beim Einsteigen in das Fahrzeug die entsprechenden Navigationsziele vorgeschlagen bekommen. Ähnlich verhält es sich mit der Telefoniefunktion und anderen Bereichen: Erkennt das System ein bestimmtes Muster, soll es sich dem Nutzer anpassen und Vorschläge unterbreiten. Mercedes-Benz spricht diesbezüglich von Prediction Features - Vorhersage-Funktionen.

Auch die Oberfläche hat man einer umfangreichen Überarbeitung unterzogen. MBUX ist diesbezüglich zweigeteilt: das linke, hinter dem Lenkrad befindliche Display sowie das rechte, eher mittig platzierte. Links kann der Fahrer wie schon in COMAND NTG 5.5 (Test der Mercedes-Benz E-Klasse W213) zwischen verschiedenen Designs für Tacho, Drehzahlmesser und wichtige Informationen wählen, ähnlich wie bei VWs Actice Info Display kann nun aber auch die Navigationsansicht viel Fläche einnehmen. Geschwindigkeit und andere wichtige Daten werden dann weit weniger prominent dargestellt.

MBUX setzt auf drei Menüebenen und große Piktogramme

Auf dem rechten Display bleibt es bei den bisherigen Aufgaben - und auch nur hier ist die Bedienung per Touch möglich. Die erste Ebene des Menüs ist der sogenannte Homescreen, auf dem alle wählbaren Hauptfunktionen wie Telefon, Navigation und Musik hinterlegt sind. Zusätzlich werden hier die wichtigsten Daten anderer, im Hintergrund laufender Dienste angezeigt, darunter die Ankunftszeit bei aktivierter Navigationsfunktion, der Name des gewählten Radiosenders oder des gerade laufenden Liedes sowie die gewählte Temperatur. Durch das Aufrufen einer Hauptfunktion wird in deren Hauptansicht gewechselt, Mercedes-Benz spricht vom Basescreen. Hier lassen sich alle wesentlichen Funktionen des jeweiligen Programms nutzen, zudem werden alle jeweils relevanten Daten angezeigt. Wer hingegen nur selten genutzte Einstellungen oder Funktionen nutzen will, muss auf die letzte Ebene - das Untermenü - wechseln.

Mercedes-Benz verspricht, dass die Displays jeweils optimal ausgenutzt werden, auch dank der horizontal ausgerichteten Bedienung. Die soll auch durch grafische Effekte erleichtert werden. Unter anderem machen Animationen einen Ebenenwechsel deutlicher erkennbar. Große Piktogramme sollen die Nutzung des Touchscreens einfach und sicher machen. Lässt sich eine bestimmte Funktion dennoch nicht finden, hilft die systemweite Suchfunktion. Unabhängig davon, in welchem Bereich des MBUX die Suche gestartet wird, soll jeweils die gesamte Plattform durchsucht werden.

Eine weitere Erleichterung soll das Einbinden externer Quellen sein. So können via Amazon Alexa oder Google Assistent Informationen an das Infotainment-System gesendet werden, gleiches wird über Smartwatches möglich sein, die auf Apples watchOS oder Googles Android Wear 2.0 basieren. Im Gegenzug wird die bisherige Mercedes-me-App überarbeitet, die auf Smartphone und Smartwatch über wichtige Dinge informieren soll. Wurde ein Termin mit Ortsangabe erkannt, wird beispielsweise an die rechtzeitige Abfahrt erinnert - auf Basis aktueller Verkehrsdaten.

Ebenso erweitert man die Funktionen von Mercedes me connect: Unter anderem fließen nun Car-2-X-Daten in die Navigationsfunktion ein. Von anderen Fahrzeugen erkannte Gefahrenstellen werden somit nicht nur dem Fahrer möglichst rechtzeitig im Display angezeigt, sondern sollen auch Routen beeinflussen. Völlig abhängig von den Servern ist der Fahrer beim Navigieren aber nicht. Denn alle relevanten Daten einschließlich der HERE-Karten, wichtige POIs und anderes sind lokal im Fahrzeug gespeichert. Und auch die neuen Augmented-Reality-Funktion ist nicht auf eine Verbindung mit dem Internet angewiesen. Hier werden Aufnahmen der Fahrzeugfrontkamera mit Navigationsdaten kombiniert, dem Fahrer wird somit ein weitaus plastischerer Eindruck geboten.

Wem all das nicht reicht: Apple CarPlay und Google Android Auto werden weiterhin unterstützt. Inwiefern das drahtlos möglich sein wird, ist noch nicht bekannt.