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In der vergangenen Woche wurden einige Details aus der Intel Developer Conference 2019 in Tokio bekannt. Dabei war unter anderem die Leistung der ersten integrierten Grafiklösung auf Basis der Xe-Architektur ein Thema. Im Vergleich zur Gen11-Grafik der Ice-Lake-, bzw. Lakefield-Prozessoren soll die Gen12-Grafik eine weitere Verdopplung der Leistung bieten – Gen11 ist in etwa doppelt so schnell wie die aktuelle Gen9.5-Grafik der Coffee-Lake- und Comet-Lake-Prozessoren. Bereits mehrfach hat Intel über eine sukzessive Verdopplung der Leistung über die nächsten beiden Generationen gesprochen.
Noch einmal zur Einordnung: Die Gen9.5-Grafikeinheit bietet 24 Execution Units, Gen11 kommt in der aktuellen Ausbaustufe auf 48 EUs, eine GT2-Variante soll es aber auf 64 EUs bringen. Bei vormals 24 auf nun 48 EUs bei nahezu unveränderter Architektur ist eine Verdopplung der Leistung also nicht weiter verwunderlich. Mit Tiger Lake und der integrierten Gen12-Grafikeinheit auf Basis der Xe-Architektur will Intel die Leistung abermals verdoppeln. Die Anzahl der EUs steigt auf 96 an, wenngleich unklar ist, ob Intel die Verdopplung der Leistung von 48 Gen11-EUs ausgehend annimmt oder von 64. Wenn Intel also aktuell von einem Leistungsniveau für 1080p bei 30 FPS für die Gen11-Grafik spricht, dann soll sich dieses auf 1080p bei 60 FPS verdoppeln – so auch Intels Einschätzung auf der IDC19 in Tokio.
Intel macht zunächst kleine Schritte
Doch was sagt uns dies über die diskrete Lösung von Intel, die ebenfalls für 2020 geplant ist und die auf der Xe-Architektur aufbauen wird? Die intern als DG1 (Discrete Graphics) bezeichnete Lösung wird unseren Informationen zufolge identisch mit der integrierten Lösung sein. Wir sprechen hier also von 96 EUs und einer Leistung, die eher im Einsteigerbereich bei den Grafikkarten anzusiedeln ist. Gefertigt wird die GPU in 10 nm. Die Vorstellung soll im Frühjahr, vielleicht sogar schon auf der CES im Januar erfolgen.
Unterscheiden muss man wohl auch zwischen einer diskreten Lösung wie man sie für Desktop-Systeme kennt und solchen für den mobilen Einsatz. Diese sind als "iDG1LP" bereits mehrfach aufgetaucht und werden hin und wieder mit dediziertem Speicher, so wie es bei einer diskreten Grafikkarte üblich ist, geführt. Die Thermal Design Power dieser Lösung soll bei 25 W liegen und zusammen mit GDDR6-Speicher einer mobilen GeForce GTX 1050 Paroli bieten können. Darüber hinaus gibt es noch keine Informationen.
Mit der DG2 plant Intel dann offenbar mindestens eine weitere Verdopplung der Leistung. Dies wird durch einen größeren Ausbau der EUs erreicht. 128, 256 und 512 EUs wurden im Zusammenhang mit der Gen12-Grafikeinheit bereits in Treibereinträgen entdeckt. Damit könnte sich Intel dann auch in der Mittelklasse als konkurrenzfähig zu AMD und NVIDIA erweisen.
Die DG2 soll außerdem die erste Gaming-GPU von Intel sein, die in 7 nm gefertigt wird. Für 2021 hat Intel bereits Pläne für den ersten in 7 nm gefertigten Chip vorgestellt. Dabei handelt es sich jedoch um eine GPGPU (General Purpose GPU), die die FOVEROS Packaging-Technik verwendet, aber für den Datacenter-Einsatz vorgesehen ist. Ob eine DG2 damit ebenfalls für 2021 geplant ist oder später erscheinen wird, bleibt abzuwarten. Der GPU-Beschleuniger für den Datacenter-Einsatz soll sich zudem von der Gaming-GPU unterscheiden, wenngleich beide auf der gleichen Xe-Architektur aufbauen.
Für 2023 soll eine DG3 geplant sein, die dann eine zweite Generation der Xe-Architektur verwenden soll. Bis 2023 ist es aber noch ein langer Weg und zunächst einmal wird Intel im kommenden Jahr den ersten Schritt in diesen Markt machen müssen.
Mobiler Markt erst einmal im Fokus
Natürlich ist das Erscheinen einer diskreten Grafikkarte mit Intel-GPU ein großer Schritt - sowohl für Intel als auch Unternehmen, für alle Markteilnehmer und damit auch den Endkunden. Aber es gibt noch viele Unklarheiten: Zunächst einmal sollte man sich keine Illusionen machen, Intel könnte die beiden etablierten Hersteller AMD und NVIDIA mit dem ersten Wurf in die Ecke drängen. Es ist derzeit nicht abzusehen, dass Intel über das Einsteigersegment hinauskommen wird.
Zunächst einmal konzentriert sich Intel mit der Gen12-Grafikeinheit auf den Markt der Mobilprozessoren und will AMD und NVIDIA dort treffen, wo sie vermutlich am Schwächsten sind. Als Anbieter der dazugehörigen Prozessoren hat Intel die entsprechende Marktmacht, um AMD im Zaum zu halten. AMD kann zumindest noch die eigenen Prozessoren mit den ebenfalls eigenen GPUs kombinieren – sei es in Form getrennter diskreter Lösungen oder einer APU – NVIDIA hat aber nur diskrete Grafiklösungen zu bieten und könnte daher das erste Opfer im Kampf mit Intel im mobilen Segment sein.
Die integrierte Gen12-Grafiklösung eins zu eins als DG1 in den Desktop zu überführen, ist für Intel der einfachste Weg. Aufgrund der besseren Möglichkeiten in der Kühlung und Versorgung der Core Engine plus dem Potenzial, was ein eigenes Speicherinterface etc. bietet, sollte eine DG1 auch etwas schneller als der integrierte Gen12-Ausbau machen. Wer sich Hoffnung auf einen Ersatz seiner Mittelklasse-Grafikkarte macht, wird sich vermutlich nicht zum Start für eine Grafikkarte mit Intel-GPU entscheiden, sondern mindestens bis zur DG2 warten müssen. Bis diese erscheint, wird es aber mindestens bis 2021 dauern.
Wie immer sollte man solche Gerüchte mit Vorsicht genießen, zumal sie aus verschiedenen Quellen zusammengetragen wurden und demnach weder Anspruch auf Richtigkeit, noch Vollständigkeit haben. In weiten Teilen gibt es auch widersprüchliche Informationen bzw. solche, die sich nicht vollständig decken. Erkennbar ist aber, dass es in den vergangenen Wochen zu einem vermehrten Informationsfluss hinsichtlich der diskreten Grafiklösung von Intel gekommen ist.