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Auch wenn die ursprünglichen Pläne zur Tegra-Plattform für NVIDIA sicherlich nicht aufgegangen sind, so hat dennoch Aufgabenbereiche gefunden, in denen derart leistungsstarke und zugleich effiziente SoCs durchaus ihren Zweck erfüllen können. Zum einen sind dies leistungsstarke Tablets und eine neue Art von Wohnzimmer-Entertainment-Systeme, aber auch im Automotive-Bereich spielt NVIDIA eine immer größere Rolle.
Belegt wird dies zum einen durch die Shield Android TV, die erst kürzlich ihren Weg nach Deutschland fand, im weltweiten Maßstab aber noch zeigen muss, dass sie wirklich eine Alternative zu den diversen Streaming-Boxen und Konsolen ist. Drive PX ist eine Entwicker-Plattform für den Automotive-Bereich und bereits mit dem aktuell schnellsten Tegra-Prozessor Tegra X1 ausgestattet. Nun hat NVIDIA auch eine allgemeine Version dieser Entwickler-Plattform unter dem Namen Jetson TX1 veröffentlicht. Sie löst die bisherige Plattform Jetson TK1 mit Tekra-K1-SoC ab. Als Basis dient natürlich der im Grafikbereich wohl noch immer schnellste SoC Tegra X1.
Allerdings hat NVIDIA teile seiner Strategie rund um die Jetson-Entwickler-Kits geändert, denn ursprünglich waren diese nur zur Entwicklung von Hard- und Software vorgesehen, wurden aber teilweise bereits in fertigen Produkten verwendet. Die Entwickler nahmen die Gelegenheit ein fertig entwickeltes Board mit Anschlüssen etc. verwenden zu können beim Schopf und konzentrierten sich nur noch und ausschließlich auf die Software – für kleine Entwickler ohne Budget für große Hardware-Investitionen ein machbarer Weg.
Mit Jetson TX1 will NVIDIA beide Anwendungsfälle ansprechen und bietet dazu auch zwei unterschiedliche Entwickler-Kits an. Es wird auch wieder ein solches geben, welches alle notwenigen Anschlüsse (Netzwerk, USB und viele weitere I/Os) bietet und weiterhin als eigenständige Plattform fungiert. Sind die Entwickler mit ihrer Software und eventuell notwendiger weiterer Hardwareentwicklung fertig, können sie aber nun auf das Jetson TX1 Modul zurückgreifen, welches wesentlich kompakter ist und sich daher besser in fertige Produkte integrieren lässt.
Zu den Details: Das Jetson TX1 Modul bietet den Tegra-X1-SoC mit einem Takt von bis zu 975 MHz und einer Rechenleistung von 1 TFLOPS bei einer maximalen Leistungsaufnahme von 10 W. Auf dem kleinen Modul, welches nicht größer als eine Krediktarte ist, sind außerdem noch 4 GB LPDDR4-3200 an Arbeitsspeicher, ein 16 GB großer eMMC-Flashspeicher, ein Gigabit-Ethernet-Controller und ein 2x2 802.11 ac + Bluetooth Controller verbaut. Damit bietet das Jetson TX1 Modul bereits alle notwendigen Voraussetzungen, um in den meisten Systemen eigenständig zu funktionieren.
Für die eigentliche Entwicklung sowie Anwendungen bei denen die gebotenen I/Os nicht ausreichen bietet NVIDIA nun eine Art Mainboard an. Darauf findet das Jetson-TX1-Modul Platz und wird über einen Board-to-Board-Anschluss mit 400 Kontakten verbunden. Diesen Anschluss müssen letztendlich auch die fertigen Produkten verwenden, die ein Jetson-TX1-Modul enthalten sollen. Während auf dem Modul grundsätzlich nur die Controller vorhanden sind, bietet das Mainboard für das Ethernet, WiFi + BT auch die entsprechenden Anschlüsse und Antennen. Hinzu kommen HDMI, USB, M.2, eine größere Anzahl an GPIOs, ein Kamera-Interface mit einer 5-Megapixel-Kamera sowie ein PCI-Express-2.0-x4-Steckplatz.
NVIDIA sieht das Anwendungsgebiet für Jetson TX1 klar im Bereich von Machine Learning der autonomen Steuerung. Auf der GTC 2015 im März gab man dazu in verschiedenen Vorträgen bereits zahlreiche Beispiele. So lernt ein Fahrzeug mit Drive PX (ebenfalls mit dem Tegra TX1 ausgestattet) den besten Weg über verschiedene Untergründe zu finden. Auch im normalen Straßenverkehr soll die Rechenleistung dazu beitragen ein vollständig autonomes Fahren möglich zu machen. Im Fokus steht dabei die Maxwell-GPU im Tegra TX1, die maßgeblich für die Rechenleistung des SoC verantwortlich ist.
Neben der Hardware strickt NVIDIA auch noch ein entsprechendes SDK für Jetson TX1, welches in den verschiedenen Bereichen wie Vision, Grafik und Compute die entsprechenden Schnittstellen zur Verfügung stellt.
Ab dem 12. November sollen Entwickler die beiden Varianten von Jetson TX1 in den USA vorbestellen können. Die Auslieferung soll ab dem 16. November beginnen. Die Preise liegen bei 599 US-Dollar im Retail-Markt und 299 US-Dollar im Education-Segment. Im ersten Quartal 2016 sollen die Module dann ebenfalls verfügbar sein und 299 US-Dollar pro Stück bei einer Abnahme von 1.000 Stück kosten.