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Dass AMD am heutigen Donnerstag mit dem Ryzen Threadripper 1900X ein drittes Modell nachschieben würde, das hat die Chipschmiede bereits zur Vorstellung seiner neuen High-End-Prozessoren entsprechend kommuniziert. Nun kommt der bislang kleinste Ableger für die X399-Plattform in die Läden – damit werden auch die letzten offenen Fragen geklärt.
Während der AMD Ryzen Threadripper 1950X und der AMD Ryzen Threadripper 1920X bis zu 16 Kerne und 32 Threads bieten, muss der AMD Ryzen Threadripper 1900X mit 8 Cores und 16 Threads auskommen. Dafür steigt der Basis-Takt auf 3,8 GHz, während im Boost bis zu 4,0 GHz erreicht werden. Der All-Core-Boost liegt bei 3,9 GHz, wie uns AMD auf Nachfrage bestätigte. Sofern es die thermischen Gegebenheiten zulassen, übertaktet sich der Prozessor im Boost um weitere 200 MHz selbst. Dieser sogenannte XFR-Takt ist mit 4,2 GHz identisch zu den bisher erhältlichen Modellen.
AMD setzt wie bei allen Threadripper-Modellen auf zwei Zeppelin-Dies, bei denen ein CCX (4+0/4+0) aktiviert ist. Damit stehen 16 MB L3-Cache und pro Kern 512 KB L2-Cache zur Verfügung. In der Summe bringt es der neue Threadripper so auf 20 MB Cache. Hinzu kommen vier Speichercontroller für schnellen Quad-Channel-RAM und der übliche I/O-Ausbau, welchen AMD entgegen Intel auch bei seinem kleinsten Modell unangetastet lässt. Bei seinen aktuellen Core-X-Prozessoren beschneidet Intel die PCI-Express-Lanes für die kleineren Plattform-Ableger.
Wie bei den beiden Topmodellen stehen auch dem Threadripper 1900X die vollen 64 PCI-Express-Lanes zur Seite, wovon 48 Lanes für Grafikkarten genutzt werden können. Damit können diese bei einem Triple-GPU-Gespann jeweils die vollen 16 PCI-Express-3.0-Lanes ausnutzen. Zwölf weitere Bahnen sind primär für NVMe-SSDs gedacht, die vier verbleibenden für den X399-Chipsatz. Damit lassen sich mit Threadripper gleich drei M.2-SSDs mit der vollen Geschwindigkeit einsetzen. Zum Vergleich: Beim Ryzen-Chipsatz X370 ist dies mit nur einem Modell möglich, hier gibt es für Grafikkarten, Chipsatz und eben SSDs maximal 24 Lanes.
Damit richtet sich der AMD Ryzen Threadripper 1900X an Nutzer, die keine Vielzahl an Kernen benötigen, jedoch mehrere Grafikkarten im CrossFire- oder SLI-Verbund einsetzen wollen, oder aber mehrere NVMe-SSDs einsetzen möchten und Wert auf eine hohe Speicherleistung legen.
Mehr noch: Der AMD Ryzen Threadripper 1900X bietet im Gegensatz zu den schnellsten Ryzen-Prozessoren für den AM4-Sockel den höchsten Basis-Takt, was sich auch in der Praxis bemerkbar machen dürfte. Zum Vergleich: Der AMD Ryzen 7 1800X als bisheriges Topmodell für die X370-Plattform mit ebenfalls acht Rechenkernen bringt es hier auf einen Basis-Takt von nur 3,6 GHz und erreicht im XFR immerhin bis zu 4,1 GHz. Damit bietet der neue Threadripper 200 bzw. 100 MHz mehr Takt.
Einziger Wehrmutstropfen: Trotz der Reduzierung der Kernanzahl belässt AMD die TDP bei 180 W, was fast dem Doppelten gegenüber einem Ryzen 7 1800X mit 95 W entspricht. Der tatsächliche Realverbrauch dürfte allerdings deutlich darunter liegen.
Modell | Threadripper 1950X | Threadripper 1920X | Threadripper 1900X | Ryzen 7 1800X |
Preis | ca. 995 Euro | 780 Euro | 549 US-Dollar | etwa 429 Euro |
Sockel | TR4 | TR4 | TR4 | AM4 |
Kerne / Threads | 16 / 32 | 12 / 24 | 8 / 16 | 8 / 16 |
Basis-Takt | 3,4 GHz | 3,5 GHz | 3,8 GHz | 3,6 GHz |
Boost-Takt | 4,0 GHz | 4,0 GHz | 4,0 GHz | 4,0 GHz |
All-Core-Boost | 3,6 GHz | 3,6 GHz | 3,9 GHz | 3,7 GHz |
XFR-Takt | 4,2 GHz | 4,2 GHz | 4,2 GHz | 4,1 GHz |
L3 + L2-Cache | 40 MB | 38 MB | 20 MB | 20 MB |
PCI-Express-Lanes | 60 + 4 | 60 + 4 | 60 + 4 | 20 + 4 |
TDP | 180 W | 180 W | 180 W | 95 W |
Preislich wird man für den AMD Ryzen Threadripper 1900X 549 US-Dollar bezahlen müssen. Damit ist das Modell beim empfohlenen Einführungspreis nur geringfügig teurer als der Ryzen 7 1800X, welcher zum Marktstart für 499 US-Dollar gehandelt wurde, in Deutschland inzwischen aber schon ab 429 Euro zu bekommen ist. Wie die tatsächlichen Straßenpreise ausfallen werden, wird die Zeit zeigen.
Ein paar Benchmarks liefert AMD schon selbst, stellt seinen neuen Threadripper allerdings nur gegen den Ryzen 7 1800X, gegen seine großen Bruder und teilweise auch gegen den Ryzen 7 1700. Demnach soll die Performance gegenüber dem anderen 8-Kerner in aktuellen Spielen bei einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten und mit ansonsten identischer Hardware zwischen 1 und 14 FPS höher ausfallen. In starken Workloads soll hingegen ein Leistungsplus von etwa 6 bis 15 % drin sein. Beides dürfte den höheren Taktraten und natürlich dem Quad-Channel-Interface zuzuschreiben sein. Unabhängige Benchmarks können wir mangels eines Testmusters leider noch nicht liefern, hoffen aber auf ein baldiges Sample seitens AMD.
?RAID-Treiber für die gesamte X399-Plattform
Den Vorteil seiner Lane-Überlegenheit macht sich AMD auch gleich zunutze. Voraussichtlich am 25. September wird man einen RAID-Treiber für NVMe veröffentlichen. Dann lassen sich NVMe-SSDs unter Zuhilfenahme einer entsprechenden Riser-Karte über den PCIe-Slot im schnellen RAID-Verbund zusammenschalten und so die Übertragungsraten noch weiter steigern. Vorteil: Man wird vom RAID-System sogar booten können. Der Treiber wird als kostenloses Update im Laufe des Septembers für alle X399-Mainboards erscheinen. Gegebenenfalls muss lediglich das BIOS bzw. UEFI auf den neusten Stand gebracht werden. Unterstützt werden die RAID-Modi 0, 1 und 10 mit bis zu zehn Laufwerken.
In der Regel besitzen X399-Mainboards drei M.2-Steckplätze, womit hier tatsächlich mit Riser-Karten gearbeitet werden muss, um die maximale Anzahl an Laufwerken zu erreichen. Einen entsprechenden RAID-Treiber wird man nicht für die kleineren Ryzen-Modelle bringen, wie AMD auf Nachfrage mitteilte.