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Für Heimanwender spielen Server-Prozessoren allenfalls eine winzige Rolle. Eine Ausnahme stellt derzeit aber AMD dar. Denn mit der erwarteten zweiten Epyc-Generation wird auch der Start des Zen-2-Kerns sowie die Fertigung in 7 nm einhergehen - Punkte, die in Hinblick auf die Ryzen- und Threadripper-3000-Serie interessant werden. Im Mittelpunkt der Epyc Tour 2018 stand aber etwas anders.
Denn für AMD ist das Servergeschäft ein Bereich, in dem Wachstum vergleichsweise einfach möglich ist. Schließlich kann Intel einen großen Teil des Marktes für sich beanspruchen - zu lange gab es keine echte Konkurrenz. Inzwischen dürfte sich das aber zumindest ein wenig geändert haben. AMD selbst äußerte sich angesichts der bevorstehenden Bekanntgabe der Quartalszahlen nicht, wirkte aber optimistisch angesichts des bereits Erreichten. Angesichts des angeblich gesteckten Ziels von 5 % des Marktes wäre alles andere aber auch eine Überraschung.
Am Ende könnte der Anteil weitaus größer als erwartet ausfallen. Denn gleich mehrere – so nicht eingeplante Effekte – spielen nach eigenen Angaben für AMD. Der vielleicht wichtigste ist die Sicherheitslücke Foreshadow, die lediglich Intel betrifft. Die entsprechenden Updates kosten nicht nur ein wenig Leistung, was im Server-Betrieb selbst bei geringem Umfang schnell die Kalkulation über den Haufen werfen kann, im schlimmsten Fall wird gar die Zahl der verfügbaren Threads halbiert. AMD beruft sich dabei auf Experten, für die zuverlässige Beseitigung der Lücke des Deaktivieren von SMT fordern. Eklatant wird das vor allem dann, wenn der Server für den Betrieb virtueller Maschinen genutzt wird. Und das sind laut IDC derzeit etwa 55 % aller Server.
Der zweite Faktor, der AMD ungewollt in die Karten spielen könnte, sind die Fertigungsprobleme bei Intel. Verzögerungen beim Sprung auf 10 nm führten zuletzt zu mehreren Änderungen der Roadmap, vor 2020 wird Intel vermutlich keinen Server-Prozessor mit einer entsprechenden Struktur anbieten können. Gleichzeitig führt die hohe Auslastung der 14-nm-Fertigung dazu, dass es kaum Spielraum gibt. Ein Problem, das auch Mainboard-Chipsätze betrifft und zu einer teilweise Verlagerung der Produktion zu TSMC geführt haben soll. Insofern kann Intel derzeit und zumindest mittelfristig lediglich über den Preis reagieren - was Gerüchten zufolge bereits geschehen soll, um Kunden nicht an den Konkurrenten zu verlieren.
Nur auf die glücklichen Umständen will AMD sich aber nicht berufen, wenn es um die Gewinnung von Marktanteilen geht. Stattdessen will man potentiellen Kunden genau das anbieten, was Intel nicht kann: Ein funktionell einheitliches Produkt unabhängig vom Preis. Denn während Intel seine kleineren Server-Prozessoren beschneidet und Merkmale streicht, bieten die Epyc-Prozessoren vom kleinsten bis zum größten Modell den gleichen Umfang. Entsprechend kann man beispielsweise in allen Fällen die Unterstützung von 2 TB RAM oder 128 PCIe-Lanes anbieten, wahlweise auch 32 Kerne und 64 Threads pro Sockel.
Der aber vielleicht wichtigste Punkt ist die Wirtschaftlichkeit. Unabhängig vom Einsatzbereich soll Epyc dem Intel-Pendant teils deutlich überlegen sein. Deutlich wird das anhand einer Berechnung für den Betrieb virtueller Maschinen. Ausgehend von 320 VMs sowie 8 GB RAM pro VM würde eine entsprechende Intel-Konfiguration (Xeon 5118, 14 Dual-Sockel-Server) inklusive Anschaffung, Wartung, Lizenzen, Energie und anderen Faktoren über einen Zeitraum von drei Jahren fast 430.000 US-Dollar kosten. Entscheidet sich das Unternehmen hingegen für eine Basis bestehend aus AMDs Epyc 7351 (zehn Dual-Sockel-Server), sinken die Kosten auf etwa 330.000 US-Dollar - die Ersparnis in Höhe von 29 % kommt allein durch die geringeren Lizenzkosten zustande. Noch geringer sind die Ausgaben, wenn zum Epyc 7551P gegriffen wird. Die zehn Single-Sockel-Server verursachen Kosten in Höhe von nur noch 236.000 US-Dollar.
Der Markt für Epyc soll gewaltig sein. Allein innerhalb der kommenden zwölf Monate sollen sechs von zehn Dual-Sockel-Server, die für Virtaulisierungszwecke genutzt werden, vor einem Upgrade oder einem Austausch stehen. Laut IDC wären das 3,9 von 6,5 Millionen Server.
Allerdings dürfte Epyc sich den möglichen Erfolg mit seinem Nachfolger teilen. Denn die aktuelle Generation (Naples) soll plangemäß 2019 dem Nachfolger Rome weichen. Das Sampling habe bereits begonnen, erste Partner würden schon Tests durchführen, so AMD. Was genau sich alles durch die Einführung des Zen-2-Kerns sowie der Fertigung in 7 nm ändern wird, wollte man noch nicht verraten. Allerdings stellt man eine Steigerung der IPC in Aussicht.