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Schuss ins eigene Knie

Intels Marketing ignoriert eigene Unzulänglichkeiten

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Intels Marketing ignoriert eigene Unzulänglichkeiten
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Bereits gestern machten Meldungen zu einer Marketing-Maßnahme von Intel die Runde, auf die wir aber auch mit etwas Verzögerung noch einmal eingehen wollen. Als "Core Thruths", also als zentrale Wahrheiten bezeichnet Intel eine Präsentation, die inzwischen nicht mehr online ist, in der man einige Fakten bezüglich der Produktstrategie des Konkurrenten. Zielgruppe der Präsentation waren eher die eigenen Sales-Teams, nicht aber die Öffentlichkeit.

Dennoch aber muss sich Intel nun einiges an Kritik gefallen lassen, denn in der Präsentation werden Punkte angesprochen, an deren Standards man sich selbst auch nicht immer hält. So sollen die "neueste Technologie" des Konkurrenten "nicht immer das sein, was sie zu sein scheinen".

Konkret bezieht sich Intel auf die Ryzen-7000-Serie der Notebook-Prozessoren. Ein Ryzen 5 7520U verwendet Zen-2-Kerne und basiert auf dem Mendocino-Design. Als Ryzen-7000-Serie aber wird natürlich suggeriert, dass es sich um einen neuen Prozessor mit den aktuellen Kernen handelt. Dies kann und sollte man durchaus kritisieren, denn nur wer das Namensschema von AMD kennt, weiß auch was wirklich darin steckt.


Was Intel an dieser Stelle aber nicht erwähnt: Auch bei den eigenen Prozessoren kommt innerhalb einer Serie nicht immer die aktuellste Hardware zum Einsatz. Bei der 13. Core-Generation (Raptor Lake) kommt teilweise 1:1 Hardware zum Einsatz, die wir schon aus der 12. Core-Generation kennen (Alder Lake). Ähnliches wird auch in der 14. Core-Generation (Raptor Lake-Refresh) erwartet, wenngleich wir hier generell von komplett identischen Chips sprechen – dies macht die Situation im Hinblick auf den Schlangenöl-Vergleich von Intel natürlich nicht besser.

Ein weiterer Punkt von Intel ist, dass AMD nicht überall die gleichen Kerne verwendet – "Not all cores give you the best overall performance".

Aber auch hier sollte man zunächst vor der eigenen Haustüre kehren, denn seit Alder Lake bietet man ein Performance Hybrid Design mit Performance- und Efficiency-Kernen. Hinzu kommt, dass Intel bei gleicher Mikroarchitektur den Funktionsumfang unterschiedlich auslegt und beispielsweise für die Core-Prozessoren die AVX512-Erweiterungen deaktiviert, während diese bei den Server-Prozessoren natürlich aktiv sind. Bei AMD hingegen gibt es zwischen Zen 4 und Zen 4c keinerlei Unterschiede in der ISA oder dem Funktionsumfang wie der Unterstützung von Simultaneous Multithreading (SMT).

Ohne Frage, AMD tut sich und seinen Kunden mit der aktuellen Namensgebung keinen Gefallen, denn wir sich nicht richtig informiert, der bekommt im Zweifel nicht die aktuellste Technik. Aber Intel ist sicherlich der falsche Ansprechpartner um dies in dieser Form zu kritisieren. Man selbst macht die angeprangerten Fehler innerhalb seiner eigenen Produktserien. Dieser Schuss ging offenbar nach hinten los und man darf sich die Frage stellen, wie die Marketing-Abteilung eines großen Unternehmens zu einer solchen Veröffentlichung kommt.

Stattdessen sollte man sich besser auf die eigenen Stärken konzentrieren, denn aus technischer Sicht sind die Hybrid-Designs der Schritt in die richtige Richtung.

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