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Im ausführlichen Theorie-Artikel zu den Ryzen-9000-Prozessoren sind wir auf einige Overclocking-Funktionen der neuen Generation bereits eingegangen. Dieser Theorie wollen wir jetzt noch etwas Praxis beisteuern, denn auf dem Tech Day hat AMD auf einer dedizierte Overclocking-Session auch ein paar der neuen Funktionen live vorgeführt.
Gezeigt wurde unter anderem das On-The-Fly-Speicher-Overclocking mittels EXPO bzw. der Memory Optimized Performance Profile. In der Ryzen-Master-Software ist dazu unter "Memory-Control" der Punkt "EXPO Mode" und hier die neue Option "On The Fly" zu finden. Ist dies ausgewählt, kann über ein "Activate"-Button zwischen zwei Profilen gewechselt werden.
Auf die Nachfrage, ob auch eine automatische Erkennung eines Last-Zustands das On-The-Fly-Speicher-Overclocking triggern könnte, antwortete AMD, dass dies aktuell nicht geplant sei. Auch einen Hotkey für die Aktivierung gibt es nicht. Per API wäre es aber möglich die Aktivierung auch extern zu ermöglichen.
AMD zeigte das On-The-Fly-Overclocking mit einem Ryzen 9 9950X auf einem X670E-Mainboard mit DDR5-6000 CL34 – also noch recht entspannten Werten. Laut AMD sind die 6.000 MT/s aber auch bei den Ryzen-9000-Prozessoren wieder eine Art Sweet-Spot für den 1:1-Modus sein, also eine Kopplung zwischen Speicher-Controller und Takt des Infinity Fabric. Je nach Prozessor kann der gekoppelte Takt auch etwas höher ausfallen. Ob und in welcher Form die Mainboards mit X870(E)-Chipsatz und dem besseren Routing der Speicheranbindung hier noch eine Rolle spielen können, ist nicht bekannt.
Das On-The-Fly-Speicher-Overclocking sieht AMD als Möglichkeit für Spiele beispielsweise niedrige Timings zu priorisieren und für Anwendungen, die von hoher einer Speicherbandbreite profitieren, eben einen höheren Takt. Ob dies tatsächlich in der Praxis eine größere Rolle spielt, bleibt aber abzuwarten. Viele Nutzer optimieren ihren Speicher in beide Richtungen bzw. ein höherer Takt bei gleichen Timings resultiert auch in niedrigeren Latenzen. Denkbar aber wäre, dass so zwischen einem entkoppelten 2:1-Einsatz mit beispielsweise 8.000 MT/s und einem auf niedrigen Latenzen optimierten Betrieb bei 6.000 bis 6.400 MT/s gewechselt wird.
Gezeigt wurde auch der Curve Shaper. Der Curve Shaper baut auf Precission Boost Overdrive (PBO) und dem Curve Optimizer auf. Der Curve Optimizer verschiebt die Spannungs-Takt-Kurve um einen gewissen Wert – ein Undervolting mit PBO im Hintergrund.
Der Curve Shaper erlaubt nun eine weitere Anpassung von für drei Temperatur-Bänder und dazugehörig fünf Frequenzen. Die Datenpunkte gelten dabei für alle Kerne. Ein Offset per Curve Optimizer ist weiterhin möglich, sodass die gesamte Spannungs-Takt-Kurve weiter angepasst werden kann. So ganz durchdrungen haben wir die Funktionsweise bzw. die möglichen Einstellungen im BIOS noch nicht. Mit dem Test der Prozessoren sollte dies aber deutlich klarer werden.
Manuelles OC mit LN2
Auch das manuelle Overclocking mittels flüssigem Stickstoff wurde präsentiert. Grundsätzlich sollen sich die Ryzen-9000-Prozessoren hier ganz ähnlich wie ihre Vorgänger verhalten. Aufgrund der identischen Fertigung überrascht dies auch nicht weiter. Demonstriert wurde der Betrieb eines Ryzen 9 9950X mit einem Takt von 6,2 GHz auf allen Kernen bei einer Spannung von 1,48 V.
Das Overclocking der Ryzen-9000-Prozessoren mittels PBO, Curve Optimizer und Curve Shaper verhilft den Prozessoren auch ohne exotische Kühlung zu mehr Leistung. Eine AiO-Kühlung reicht für die unten angeführten Ergebnisse bereits aus. Diese sind auch nur eine grobe Richtlinie und können je nach Prozessor besser oder schlechter ausfallen.
Theoretisch könnte AMD diese Funktionen (das On-The-Fly-Speicher-Overclocking und auch den Curve Shaper) auch für die Ryzen-7000-Prozessoren freischalten – es handelt sich um eine kleine Änderung in der Firmware. Ob AMD die Funktionen auch nachreichen wird, ist nicht bekannt. Man sammelt nach eigenen Angaben noch Feedback.
Zum Schluss haben wir noch ein paar Ergebnisse eines Ryzen 9 9950X:
Cinebench R23 nT | |
aktueller Weltrekord des Ryzen 9 7950X | 50.843 Punkte |
Ryzen 9 7950X (out of the Box) | 37.688 Punkte |
Ryzen 9 9950X (out of the Box) | 41.924 Punkte |
Ryzen 9 9950X (PBO + Curve Optimizer) | 43.895 Punkte |
Ryzen 9 9950X (PBO + Curve Optimizer + Curve Shaper) | 44.762 Punkte |
Ryzen 9 9950X (manuelles OC + LN2) | 53.604 Punkte |
Während ein Ryzen 9 7950X out of the Box auf etwa 37.700 Punkte kommt, erreicht ein Ryzen 9 9950X bereits fast 42.000 Punkte, was einem Plus von knapp 11 % entspricht. PBO und der Curve Optimizer sorgen für ein Leistungsplus von etwa 4,5 %. Der Curve Shaper fügt nur noch etwa 2 % an Leistung hinzu. Die Frage ist aber genau wie beim Einsatz des Curve Optimizers, ob die Effizienz deutlich zugewinnt. AMD liefert hier aber nur Leistungs- und keine Verbrauchs-Daten.
Das manuelle Overclocking bringt mit 53.604 Punkten natürlich noch einmal ein deutliches Leistungsplus. Es ist in der Form aber für den Alltag nicht weiter relevant. Der alte Weltrekord für einen 16-Kerner knackt AMD mit diesem Ergebnis.
Das On-The-Fly-Speicher-Overclocking und den Curve Shaper werden wir uns im Rahmen des Tests der Prozessoren noch genauer anschauen.