Ich hab dann mal den EF600 gegen den Serenade antreten lassen. Wie nicht anders zu erwarten, waren lediglich marginale, subtile Unterschiede zwischen beiden zu hören. Es hat riesigen Spaß gemacht, da beide hervorragende DAC/Amp Combos sind, die ich in ihrer Preisklasse für konkurrenzlos halte. Es war aber auch irgendwie anstrengend, über einen längeren Zeitraum so konzentriert zu hören, da die Unterschiede zwischen beiden einen nun wirklich nicht gerade anspringen. Da muss man schon genau hinhören.
Der EF600 klingt am HEK Stealth irgendwie etwas "grober", während der Serenade geschliffener und "gediegener" klingt. Einen Tick smoother.
Im Bassbereich geht der Serenade souveräner zur Sache. Die Bässe sind etwas klarer separiert, und etwas deutlicher herauszuhören. Dem EF600 gelingt das nicht ganz so gut.
Zudem hatte ich den Eindruck, dass Vocals beim Serenade leicht zurückgesetzt erscheinen, während sie beim EF näher am Hörer sind. Dadurch wirkt das Klanggeschehen beim Serenade etwas dreidimensionaler.
Das alles sind jedoch lediglich subtile Nuancen, die keinen entscheidenden Unterschied machen. Rein subjektiv ist für mich der Serenade aber der Amp, der mir mit dem HEK immer wieder ein Lächeln auf's Gesicht zaubert. Mir gefällt es hervorragend wie die beiden harmonieren. Und auch wenn die Unterschiede zum EF extrem gering sind, präferiere ich persönlich den Serenade.
Ein großer Knackpunkt waren für mich aber Komfort und Bedienung. Der Serenade bringt einen Netzwerk Anschluss mit und ist Roon Ready. Man muss dafür lediglich ein Netzwerkkabel einstecken (Wifi gibt's nicht) und schon kann man Roon nutzen. Keine Konfiguration des Serenade notwendig. Das gilt auch für Tidal Connect oder AirPlay. Simples Plug & Play ohne App Schnickschnack.
Der EF600 ist hingegen nicht netzwerkfähig (seine günstigeren Brüder EF499 und 500 jedoch schon...). Ich muss also entweder mein iPad als Steuereinheit per USB verbinden, oder einen externen Steamer anschließen. Hier kommt dann aber eine Besonderheit bei der EF Serie von Hifiman zum Tragen, was die Lautstärkeregelung angeht (der EF400 hat das auch). Bei angeschlossenen USB Geräten, wird die Lautstärke am angeschlossenen Gerät nicht fixiert. Heißt, man kann die Lautstärke sowohl am EF600, als auch am USB Gerät einstellen. Wenn ich also am EF600 einen Bluesband Node per USB anschließe, diesen dann mit dem iPad drahtlos steuere, dann kann ich die Wiedergabelautstärke am EF600, am iPad, in der Roon Remote App und in der Bluesound App einstellen. Das maximiert die Gefahr von Lautstärke-Unfällen.
Beim Serenade hingegen, werden immer alle Quellen in der Lautstärke fixiert, sei es am USB- oder am Netzwerkanschluss, und die Lautstärke lässt sich ausschließlich am Serenade regeln. Für mich persönlich die deutlich beruhigendere Variante.
Insgesamt ist es so, dass die wenigsten All-in-One DAC/Amp Combos im Preisbereich von um die 1000 € überhaupt mal einen R2R DAC und einen Netzwerk Anschluss mitbringen. Meistens gibt es Delta-Sigma ohne Netzwerkanschluss. Ich habe für den Serenade bei Hifiman 840 € Openbox inkl. Versand bezahlt. Meiner Meinung nach ein Schnapper.
Und "klanglich" halte ich den Serenade in dieser Preisklasse gar für konkurrenzlos - sofern man nicht auf analytische Amps steht, sondern äußerst musikalische mit einem Hauch Wärme bevorzugt.
Als Roon User und jemand, der keine Lust mehr auf Analytik hat, sondern einfach nur Freude am Hören haben möchte, ist der Serenade jedenfalls ein Träumchen.
Wer keinen Netzwerkanschluss braucht, und Geld sparen möchte, fährt aber auch mit dem EF600 sehr gut.