Gestern habe ich erfolgreich mehrere Konfigurationen erfolgreich installieren können und wollte meine Erfahrungen mit euch teilen. Es geht um die Neuinstallation des Aspire, nach dem die Recovery-Partitionen gelöscht worden sind, also auf eine neue Festplatte und dabei insbesondere um die Parallelinstallation zweier Windosen (XP+Vista).
Audienz: Für erfahrene Windows (oder auch Unix) Benutzer, die schon mal ein System neu installiert haben. Solche, die's noch nicht hinter sich haben, mögen bitte zuerst mit VMWare/Parallels Workstation/VirtuBox/VirtualPC/Bochs/QEmu oder anderen PC-Emulatoren herum spielen.
Begriffe:
- Partition - eine Festplatte ist in max. vier Hauptpartitionen unterteilt, was dann unter Windows jeweils als eigenständiges Laufwerk(-sbuchstaben) erscheint. Quasi eine Festplatte in der Festplatte. Betriebssysteme arbeiten (fast) ausschließlich mit Partitionen, wenn es um dauerhafte Datenspeicherung geht.
- aktive Partition - von den max. 4 Partitionen ist immer nur eine aktiv, hiervon wird das Betriebssystem geladen. Durch Wechsel der aktiven Partition wird also auch das zu ladende Betriebssystem gewechselt.
- Bootmanager - Programm, das die Auswahl der aktiven Partition durch den Benutzer erlaubt. Meistens im MBR (s.u.) verankert.
- Dateisystem - das Format, in dem Dateien und Verzeichnisse auf einer Partition gespeichert werden. Uns interessieren hier das "alte" FAT32 (DOS7+-kompatibel), HPFS/NTFS (NT4+-kompatibel) und ggf. ext2 (Linux). Jede Partition besitzt genau ein Dateisystem, angegeben im MBR (s.u.), gekennzeichnet durch eine Zahl - 11, 7, 131 für die obigen Beispiele.- Formatierung - ein leeres Dateisystem, entsprechend dem Typ der Partition, wird erstellt. Damit verschwindet jede Spur von den bisherigen Daten auf dieser Partition!
- Sektor - logische Unterteilung der Festplatte, 512 Bytes gross.
- MBR, master boot record - eine kleine Tabelle im allerersten Sektor der Festplatte, mit vier Einträgen für die vier möglichen Hauptpartitionen, begleitet von einem kleinen Urlade-Programm, das von der aktiven Partition das Betriebssystem lädt. Windows installiert hier ein eigenes Programm, das eventuell vorhandene Bootmanager überschreibt.
Fallen:
- Eine Windows-Neuinstallation überschreibt den MBR und somit einen vorhandenen Bootmanager.
- Das eRecovery-Vista von DVD will sich unbedingt auf die erste Partition installieren (den Fall mit einer existierenden versteckten Partition habe ich nicht probiert)
- Nach der Installation des eRecovery-Vista von Acer wird der Typ der ersten Partition modifiziert.
- Vista lässt sich nur auf die aktive Partition sauber installieren. Wählt man eine andere, wird der Inhalt der aktiven Partition, sofern FAT32 oder NTFS, mit dem Bootloader von Vista behaftet.
Ziele:
- XP (von CD) und eRecovery-Vista (von selbstgebrannter DVD) parallel installieren oder
- XP (von CD) und ein "sauberes" Vista (von der beigelegten AnytimeUpgrade DVD) parallel installieren.
Die eRecovery-Version von Vista hat den Vorteil und den Nachteil, dass alle Programme und Treiber bereits mit installiert werden. Das saubere Vista enthält kaum Treiber und keine Programme, ausser den Microsoft-eigenen.
Nicht abgedeckt hier sondern nur umrissen ist die Installation eines komfortablen Bootmanagers bzw. die Editierung des Bootmanagers von Vista oder XP.
Bei der Auslieferung sind auf der Festplatte des Acer zwei versteckte Partitionen vorhanden, die erste ~10GB, von der mittels Alt-F10 beim Starten das originale Vista herkopiert wird. Die zweite ist am Ende der Festplatte und kleiner, dort werden wahrscheinlich Zwischenstände von eRecovery abgelegt. Diese Anleitung richtet sich an Benutzer, die entweder beide Systeme installieren möchten oder versehentlich die erste versteckte Partition gelöscht haben, dann ist nämlich kein Recovery über Alt-F10 möglich. Eine gesonderte Anleitung, wie man diese sichern kann, ist im
Thread "Fakten" zu finden. Auch mögen manche nicht die Menge an Zusatzprogrammen, die bereits bei der Installation auf der Festplatte vorhanden sind - auch diesen wird mit einer Neuinstallation geholfen.
Hier ebenfalls nicht abgedeckt ist der Fall, Vista alleine neu zu installieren. Was ich auch nicht probiert habe/ mir nicht gelungen ist, ist ein Recovery von den selbstgebrannten eRecovery-DVDs direkt an den Anfang der Festplatte, dieses Katastrophenprogramm von Acer kann nicht so recht mit der Partitionstabelle umgehen und besteht auf einer versteckten Partition, kopiert dann Vista auf die darauf folgende. Schlaue Köpfe werden in diesem Gewirr von Informationen aber vielleicht die nötigen raus suchen können, die auf den von ihnen gewählten Pfad weiter zu gehen (nur-Vista, eRecovery-woanders, XP-hinter-Vista usw).
Requisiten:
- XP-Installations-CD
- nLite
- eRecovery-Vista-DVDs oder die AnytimeUpgrade-DVD
- startbare CD mit Knoppix, MandrivaOne (Spring2007) oder die LiveCD einer anderen Distribution, alternativ auch auf USB-Stick, externe Festplatte.
- alternativ: Startbare DOS-Diskette oder USB-Stick, zutils02.zip (
ftp://ftp.funet.fi/pub/mirrors/ftp.simtel.net/pub/simtelnet/msdos/sysutl/zutils02.zip) und ein Bootmanager, ich verwende den von BSD (booteasy, einfach googlen). Als DOS empfehle ich wärmstens FreeDOS (freedos.org), ein komplettes, menügeführtes System mit grafischem Partitionseditor, Bootmanager uvm. (fullcd.iso auf CD brennen, davon starten)
Mit der XP-Installations-CD und nLite muss eine neue CD erstellt werden, das bereits die SATA-Treiber integriert. Anleitungen hierzu gibt's hier im Forum.
Die beigelegte AnytimeUpgrade-DVD ist nichts anderes als die Standard-InstallationsDVD für Vista (es gibt nur noch eine für alle 32bit-Versionen) mit einem anderen Aufdruck, davon und mit dem Schlüssel auf der Unterseite des Notebooks kann also das legale, "nackte" Vista installiert werden. Mit eRecovery und bei vorhandener versteckten ersten Partition, d.h. im Auslieferungszustand, können zwei DVDs erstellt werden, die die selbe Funktion erfüllen wie Alt-F10 beim Start, nämlich das komplette Vista plus alle Programme und Beigaben wieder herzustellen. Auch mit eRecovery kann eine DVD mit allen Treibern und fast allen Programmen erstellt werden (ich glaube, die Probeversion von MSOffice fehlt), also prinzipiell ist es möglich, Vista nackt zu installieren, dann jedes Programm von dieser DVD zu starten und man sollte ebenfalls beim Ursprungszustand landen.
Das Prinzip:
Zuerst XP auf eine erste Partition installieren, danach Vista auf eine zweite Partition. Da manche Bootmanager Probleme mit Starts von Partitionen haben, die hinter den ersten 8GB anfangen, empfehle ich, die ersten <8GB (8GB = 8192 MB, also 8000MB wären ok) für XP zu reservieren und die Vista-Partition direkt daran zu hängen. Meine Partitionierung sieht 8000MB für XP vor, ~25GB für Vista, ~10GB für Linux und den Rest als Datenpartition.
Eine Anleitung, das Recovery-System von der Festplatte zu sichern und ggf. auf eine andere zu übertragen, habe ich bereits geschrieben.
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XP + eRecovery-Vista:
- XP in den ersten 8000MB der Platte installieren
- Unter XP eine zweite, an die erste angrenzende Partition mit NTFS formatieren (>20GB empfohlen), hierhin wird Vista kopiert.
- Rechner mit Linux oder DOS starten, den Typ der ersten Partition, wo XP residiert, merken und auf 0 setzen. WICHTIG! NICHT die Partition löschen sondern nur dessen Typ ändern!!! Die zweite Partition muss ggf. händisch als aktive Partition markiert werden!
- Rechner mit der ersten eRecovery-DVD starten und das Recovery laufen lassen.
- Vista mehrmals neu starten und in Ruhe lassen, vor allem die Installation der Acer-Tools muss abgeschlossen sein.
- Wenn Vista bei einem Neustart nix mehr am System ändert, den Noti mit Linux oder DOS neu starten und den Typ der ersten Partition wieder auf 7 (NTFS) oder 11 (B in Hex) (FAT32) zurück setzen.
- Bootmanager installieren
- Beide System auf fehlerfreien Start hin überprüfen.
- An dieser Stelle habe ich meine XP Installation von Vista heraus komprimiert und weg kopiert, einfach alle Dateien bis auf RECYCLER, System Volume Information, hiberfil.sys und pagefile.sys, aber auf jeden Fall mit allen versteckten + system- Dateien! (in Explorer unter Optionen einstellen), sichern.
- Treiber unter XP installieren
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XP + sauberes Vista:
- XP in den ersten 8000MB der Platte installieren
- Eventuell eine zweite, angrenzende NTFS-Partition anlegen für Vista (>20GB).
- Rechner mit Linux oder DOS starten, den Typ der ersten Partition merken und auf Hex 83, dezimal 131, setzen - das gaukelt dem späteren Vista vor, hierbei handele es sich um eine Linux Partition. Vista ist so gütig und lässt die Partition dann in Ruhe. Wenn eine zweite Partition bereits angelegt wurde, diese als aktiv markieren.
- Vista auf die zweite Partition installieren, es wird mehrmals neu gestartet
- Wenn Vista rund läuft, den Rechner wieder mit Linux oder DOS starten und den Typ der ersten Partition zurück setzen auf den ursprünglichen Wert (7 für NTFS, 11 = hex B für FAT32).
- Bootmanager installieren
- Beide Systeme nach einander booten und testen.
- Ggf. komplette Sicherung der Festplatte starten, zB mit Acronis' Tools oder wie im vorherigen Punkt beschrieben.
- Treiber installieren
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Probleme:
- Die Vista-Dateien lassen sich leider nicht so einfach weg sichern wie XP's aufgrund fehlenden Rechten, da muss ein Sicherungstool her. Natürlich kann mit Linux die ganze Partition in eine Datei kopiert werden, das ist genau so gut.
- Unter Linux weit verbreitet ist gparted, der GNU Partition Editor, was viele Vorteile haben mag, aber nicht instande ist, nur den Typ einer Partition zu verändern - es will gleich die ganze Partition neu formatieren.
Einzelheiten zu einigen Schritten:
- Als Linux setzte ich bisher Knoppix und Mandriva One Spring 2007 ein. Ubuntu und ältere Mandrivas wollten nicht starten, Suse und weitere habe ich nicht ausprobiert. Ganz lecker ist Puppy Linux auf einem USB-Stick.
- Typ einer Partition ändern mit fdisk unter Linux: "su"+Eingabetaste (mehr Rechte verlangen), dann "fdisk /dev/sda" in einer Konsole/Terminal (irgendwo im Menü unter Anwendungen/Systemprogramme oä) ruft das Programm auf, "t", dann "1", dann "0" bzw. "7" bzw. "b" bzw. "83" setzt den Typ auf nix/NTFS/FAT32/Linux (nach jedem ".." Eingabetaste drücken). "a" und "1" bzw. "2" setzt oder entfernt die Kennzeichnung als aktive Partition für die erste bzw. die zweite - abweichend von anderen Partitionierungstools können mit fdisk zwei Partitionen aktiv sein, was nicht gerade gut ist. Immer wieder mit "p" den aktuellen Zustand anschauen (aktive Partitionen sind die Sternchen links)! und zum Schluss mit "w" beenden und speichern. Löschen einer Partition geht übrigens mit "d", dann "1" oder "2". Anlegen mit "n", "p" und "1"/"2"/"3" oder "4", dann Typ angeben - "7" oder "b" oder "83".
- Typ einer Partition mit zpart aus ztools02.zip ändern: "zpart rt 1" oder "zpart rt 2" zeigt den aktuellen Zustand an, "zpart wt 1 0", "zpart wt 1 7", "zpart wt 1 11", "zpart wt 1 131" setzt den Typ der ersten Partition auf nix/NTFS/FAT32/Linux. "zpart wp datei.mbr" sichert den ganze MBR in eine Datei, "zpart rp datei.mbr" stellt ihn aus der Datei wieder her (Achtung, unter DOS gibt's nur 8+3 Zeichen für Dateinamen!)
- Typ einer Partition mit FreeDOS ändern: nicht ausprobiert, sieht aber vielversprechend aus.
- "fdisk /mbr" unter DOS/Win98 stellt einen einfachen MBR wieder her, der von der aktiven Partition startet.
Links:
Knoppix
Mandriva
Puppy Linux
FreeDOS:
download und
Homepage
FreeBSD
OpenBSD
booteasy (bootinst.exe und boot.bin werden auf einer beschreibbaren FAT-Partition/USB-Stick/Diskette benötigt)
zutils02:
@nexest/rachid: Wartet bitte eine Weile auf Rückmeldungen, bin mir nicht sicher, ob die Anleitung vollständig und verständlich ist. Und streicht bitte-bitte meinen Namen aus der ersten Zeile eures Threads, die Ehre gebührt euch alleine.
ps: Der Partitionseditor von FreeDOS xfdisk sieht sehr gut aus, erlaubt nur nicht das Setzen eines Typs "0", dafür bietet es die Möglichkeit, eine Partition zu verstecken, vielleicht hilft das auch.