Wie angekündigt habe ich mein Wochenende damit zugebracht, die NZXT Kraken Z73 mit der EK AIO Elite 360 D-RGB zu vergleichen. Vorab: Es handelt sich lediglich um einen Vergleich von zwei AIOs, die mir persönlich gut gefallen. Natürlich gibt es nicht nur viele andere schöne AIOs, sondern auch super Luftkühler und fantastische Custom-Loops. Es geht mir also nicht um grundsätzlich besser oder schlechter, sondern vor allem um Spaß bei der Sache.
Einleitung:
Zumindest was die jeweiligen Preise mit einer UVP von 279,99 € bei NZXT und 199,90 € bei EKWB angeht, sind die beiden AIOs definitiv im „Premiumsegment“ der 360 mm All-in-One-Wasserkühlungen angesiedelt. Da ich die Kraken Z73 für 219,99 € im Angebot bei Mindfactory und versandkostenfrei gekauft habe, die EK AIO jedoch nur beim Hersteller selbst mit Lieferkosten in Höhe von 10,40 € aus Slowenien gekauft werden kann, war es preislich in meinem Fall eher ein Duell auf Augenhöhe.
Die breitere Verfügbarkeit ist ein Vorteil der NZXT AIO, dennoch muss man im Hinterkopf behalten, dass sie regulär etwa 60-70 € teurer ist als ihr Gegenpart von EKWB.
Schauen wir uns zunächst an, was wir für unser Geld bekommen:
NZXT Kraken Z73:
Die NZXT Kraken Z73 ist die aufgemotzte Version der X73, die wiederum das Nachfolgermodell der beliebten X72 ist. Der einzige Unterschied zwischen der Z73 und X73 ist das 6 cm große LCD-Display. Leider lässt sich NZXT diesen Unterschied mit einem Aufpreis von rund 100 € bezahlen. Die „Leistung“ der Z73 bekommt man also theoretisch auch für 179,99 €.
Beide Modelle verwenden eine Asetek-Pumpe der 7. Generation und kommen mit drei NZXT Aer P120 Lüftern in schlichtem schwarz daher. In den Pumpenblock werden zwei Kabel gesteckt. Eines davon ist die direkte Verbindung zu einem USB 2.0 Header des Mainboards, das andere teilt sich in ein PWM-Kabel zum Anschluss am AIO-Pump-Header des Mainboards, einen 3zu1-PWM-Splitter zum Anschluss der drei Lüfter, einen SATA-Stromanschluss sowie ein weiteres Kabel zum Anschluss an einen optionalen NZXT-Hub auf.
Es besteht also die Möglichkeit, die AIO komplett per USB über NZXTs CAM-Software zu steuern oder aber die Pumpe und Lüfter wie gewohnt an den entsprechenden Headern des Mainboards anzuschließen und über das BIOS zu steuern. Da für das LCD-Display der Z73 und den Infinity Mirror der X73 aber ohnehin die CAM-Software erforderlich ist, habe ich mich dazu entschlossen, auch Pumpe und Lüfter darüber zu steuern.
Ob die CAM-Software nun einen Vorteil oder Nachteil darstellt, überlasse ich jedem selbst. An sich bin ich kein Freund von Bloatware. Die Möglichkeit, die Lüfterdrehzahl anhand der Temperatur der Kühlflüssigkeit zu steuern, gefällt mir jedoch gut und auch das LCD-Display ist eine nette Spielerei.
EK AIO Elite 360 D-RGB:
Die EK AIO Elite 360 D-RGB ist eines von insgesamt vier 360 mm AIO-Modellen von EKWB. Genau wie die noch teurerer Variante, die EK AIO Elite Aurum 360 D-RGB, kommt sie mit sechs EK Vardar-S RGB Lüftern und bietet somit die Möglichkeit einer Push-Pull-Konfiguration. Ebenso wie bei NZXT basiert die Preisdifferenz zwischen diesen beiden Modellen auf rein optischer Grundlage.
Im Gegensatz hierzu bieten die beiden günstigeren Modelle von EKWB etwas weniger. Die Elite Modelle kommen nicht nur mit der doppelten Menge an Lüftern, sondern auch mit einer leistungsstärkeren Pumpe mit einer Drehzahl von bis zu 3300 rpm (gegenüber max. 2600 rpm, Herstellerangaben). Dafür sind die Kühlblöcke auch 11 mm höher als die der „Einsteigermodelle“. Im Vergleich zur NZXT Kraken Z73 fällt auf, dass der Pumpenblock der EK AIO mindestens das doppelte wiegt.
Unabhängig von Sinn oder Unsinn einer Push-Pull-Konfiguration bei einem 27 mm Radiator, sind sechs Lüfter natürlich besser als drei, egal ob man sie anderweitig verbaut oder evtl. einfach wieder verkauft. Ob RGB nun ein Argument für oder gegen den Kauf ist, ist natürlich Geschmackssache. Wichtiger ist vielen vermutlich die Leistung und Lautstärke der Lüfter, dazu später mehr.
Die EK AIO Elite 360 D-RGB beinhaltet einen Fan-Hub, an den jeweils bis zu sieben PWM- und A-RGB Kabel angeschlossen werden können. Der Hub wird über einen SATA-Anschluss mit Strom versorgt und dann lediglich über je ein Kabel mit einem PWM- und einem 5V A-RGB-Header des Mainboards verbunden, sodass alle angeschlossenen Geräte über das BIOS und die RGB-Software des Mainboards (Aura, Mystic Light, etc.) angesteuert werden können.
So viel zum Grundlegenden beider AIOs. Optisch gefallen mir beide sehr gut und da ich mich mit einer Entscheidung für eine der beiden sehr schwergetan habe, hatte dieser Test neben meiner persönlichen Bespaßung in erster Linie die Intention, die Leistung und Lautstärke der beiden Kühlungen zu vergleichen.
Das Test-Setup:
Die AIOs wurden in einem Lian Li O11 Dynamic als Top-Intake eingebaut. Zu kühlen hatten sie einen AMD Ryzen 9 5900X (mit meinen Standard-PBO2-Settings) auf einem ASUS ROG Crosshair VIII Dark Hero. Alle weiteren Gehäuselüfter wurden für die Testreihe deaktiviert. Alle Temperaturwerte wurden mit HWInfo64 ausgelesen, zur Bestimmung der Lautstärke wurde ein 20 €-Messgerät von Amazon verwendet, das permanent 30 cm von der Seitenwand des geschlossenen Gehäuses entfernt war. Also keine Laborbedingungen, aber für meine Zwecke ausreichend. (Mir ist bewusst, dass Dezibel das Maß für den Schalldruckpegel sind, der Einfachheit halber verwende ich trotzdem den Begriff Lautstärke). Die minimale Raumlautstärke bei ausgeschaltetem PC pendelte zwischen 33,4-33,8 dB, insbesondere in diesem Bereich waren also teilweise die subjektiven Unterschiede deutlicher, als dass es mit meinem Equipment tatsächlich messbar gewesen wäre.
Die angegebenen Temperaturwerte sind jeweils Maximalwerte. Die Lautstärke ist der jeweils niedrigste Wert, der während des jeweiligen Tests gemessen wurde. Die Reihenfolge der Tests dient lediglich der besseren Struktur, das Ganze hat natürlich in einer effizienteren Abfolge stattgefunden. Um den Test etwas abzurunden, wurden beide AIOs nicht nur mit den jeweils mitgelieferten Lüftern, sondern auch mit Arctic P12 PWM PST Fans getestet.
Die Pumpen:
Zum Vergleich der Lautstärke der Pumpen wurden sämtliche Lüfter deaktiviert und die Pumpen bei verschiedenen Drehzahlen betrieben. Die jeweilige Lautstärke wurde dann dokumentiert, das Resultat seht Ihr in folgendem Diagramm:
Wie man sieht liegen die beiden Pumpen lautstärketechnisch sehr nah beieinander. Der Hauptunterschied ist die höhere Drehzahl der EK Pumpe von bis 3350 rpm gegenüber lediglich 2750 bei NZXT, die auch in einer höheren Lautstärke bei maximaler Drehzahl resultiert. Darüber hinaus spielt allerdings vor allem die subjektive Geräuschschwelle eine Rolle. Die Pumpe der Z73 konnte ich ab etwa 1800 rpm abwärts nicht mehr wahrnehmen, die EK Pumpe hingegen schon ab ca. 2250 rpm. Die Messungen bei niedrigeren Drehzahlen habe ich mir daher gespart, leiser als lautlos geht ja schließlich nicht.
Direktes Duell der AIOs:
Anschließend wurden beide AIOs mit ihren jeweiligen Stock-Lüftern bei verschiedenen Drehzahlen in zehnminütigen Cinebench R23 Multicore Durchläufen betrieben. Die gesamte Testreihe ist zunächst einmal mit jeweils maximaler Pumpendrehzahl erfolgt. Für niedrige Drehzahlbereiche der Lüfter, in denen ein Unterschied der Pumpendrehzahl (für mich) akustisch wahrnehmbar ist, wurde der Test anschließend mit einer Pumpendrehzahl von 1800 rpm der Z73 und 2250 rpm der EK AIO wiederholt, was einer identischen Pumpenlautstärke von 33,8 dB entspricht, bei welcher die Pumpen für mich nicht hörbar waren. Hier die Ergebnisse:
Genau wie schon beim Direktvergleich der Pumpen gilt auch hier, dass sich NZXT und EK nicht deutlich unterscheiden. Aufgrund der insgesamt höheren Lautstärke der EK Pumpe bei maximaler Drehzahl, ist die EK AIO bei niedriger Lüftergschwindigkeit lauter. Da auch die EK Varder-S Lüfter eine höhere Maximaldrehzahl (ca. 2100 rpm) als die NZXT Aer P120 (ca. 1950 rpm) haben, gilt dies ebenso für die maximale Lautstärke.
Doch wie sieht es nun aus, wenn man die Pumpen runterregelt? Wie oben bereits erwähnt ist ein subjektiv lautloser Betrieb der Pumpen mit Drehzahlen von 1800 rpm der Z73 und 2250 rpm der EK AIO möglich. Die Pumpen so leise zu betreiben, macht natürlich nur Sinn, wenn auch die Lüfter entsprechend leise sind. Daher ist der Test nur mit Lüfter-Drehzahlen im Bereich von 750-1250 rpm erfolgt. Bei 1250 rpm lassen sich die Pumpen bei maximaler Drehzahl noch deutlich heraushören, bei weniger als 750 rpm gibt es geräuschtechnisch keinen Mehrwert, sondern nur schlechtere Kühlperformance.
Bei diesem Test zeigt sich, dass die EK AIO sowohl bei den Temperaturen als auch der Lautstärke leicht die Nase vorn hat. Als kleines Zwischenfazit zeichnet sich jedoch bereits ab, dass sich die NZXT Kraken Z73 und die EK AIO Elite 360 D-RGB in Sachen Kühlleistung und Lärm nicht viel nehmen. Welche Rolle aber spielen die Lüfter?
Die Lüfter:
Um zu vergleichen, wie groß der Einfluss der verschiedenen Lüfter auf die Performance der AIOs ist, wurde die Z73 bei maximaler Pumpendrehzahl erneut jeweils zehnminütigen CB R23 MC-Runs unterzogen und das sowohl mit Stock-Lüftern als auch mit EK Vardar-S und Arctic P12 PWM PS Lüftern.
Dieser Test erfolgte zunächst mit jeweils maximaler Lüfterdrehzahl und anschließend mit jeweils angepasster Lüfterdrehzahl für verschiedene "Lautärke-Checkpoints"
- Drehen sich die NZXT- und EK-Lüfter mit maximaler Geschwindigkeit, ergibt sich eine Lautstärke von etwa 50 dB). Die Arctic-Lüfter sind bei maximaler Drehzahl weit von 50 dB entfernt.
- 41 dB entsprichen der maximalen Lautstärke der Arctic Lüfter bei voller Drehzahl (1700 rpm). Die NZXT Aer P120 dürfen sich für 41 dB mit 1350 rpm drehen, bei den EK Vardar-S sind es 1500 rpm.
- 38 dB sind ein gern verwendeter Wert in zahlreichen Reviews. Die jeweiligen Drehzahlen der Lüfter bei dieser Lautstärke lagen bei 1450 (Arctic P12), 1250 (NZXT Aer P120) und 1260 rpm (EK Vardar-S)
- 36 dB empfinde ich persönlich als sehr angenehm, wenn der PC auf dem Tisch steht (Arctic: 1350 rpm, NZXT: 1000 rpm, EK: 1100 rpm).
- 34,4 dB ist die Lautstärke der Z73-Pumpe bei maximaler Drehzahl, d.h. die Lüfter durfte man für diese Messung nicht mehr hören (Arctic: 950 rpm, NZXT 750 rpm, EK: 760 rpm)
Hier die Ergebnisse:
Ohne groß um den heißen Brei zu reden, kommen wir also direkt zum eigentlichen Gewinner des gesamten Tests: Den Arctic P12 PWM PST Lüftern. Und das zu einem sagenhaften Preis von 6,25 € pro Lüfter. Traurigerweise liefern die Lüfter von NZXT und EK bei fast doppelter Lautstärke nur in etwa dieselbe Leistung.
Die Leistung und Lautstärke der NZXT- und EK-Lüfter unterscheidet sich nur sehr unwesentlich. Beide Lüfter halten den Ryzen 9 5900X bei 36 dB mit einer Drehzahl von 1000-1100 rpm ausreichend kühl, die Arctic Lüfter sind schlicht
besser.
Zum Abschluss erfolgte für das von mir favorisierte 36 dB-Szenario bei "lautlosen" Pumpen noch einmal der direkte Vergleich beider AIOs mit ihren jeweiligen Stock- sowie die Arctic-Lüftern:
Wie erwartet sind die Arctic-Lüfter den mitgelieferten Lüftern von NZXT und EKWB deutlich überlegen, was angesichts des Preisunterschiedes schon beträchtlich ist. Dennoch zeigt dieser Test auch noch einmal, dass die EK AIO im "leisen" Betrieb etwas leistungsstärker als die NZXT Kraken Z73 ist.
Fazit:
Nicht nur im leisen Normalbetrieb, sondern auch unter erhöhter Belastung liefern die NZXT Kraken Z73 und die EK AIO 360 Elite D-RGB eine sehr ordentliche und nahezu identische Performance hinsichtlich Kühlleistung und Lautstärke ab. Will man es noch leiser und kühler, ersetzt man am besten die Lüfter.
Bleibt also die Frage, wie ich mich entschieden habe: Obwohl ich beide AIOs für etwa denselben Preis ergattern konnte, hat EK in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis die Nase vorn. Sechs anstatt drei Lüfter für regulär 60-70 € weniger sind auf jeden Fall ein Argument. Ungeachtet dessen haben beide Modelle ihre individuellen Vor- und Nachteile und unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich ihrer Optik.
Es ist mir wirklich nicht leichtgefallen, aber am Ende ist die Entscheidung gegen Bloatware und damit für die EK AIO 360 Elite D-RGB gefallen. Und wie sieht das Ganze jetzt aus? So:
PS: Da er darum gebeten hat,
@ThePainshee