In Anbetracht teils sehr geringer Abstände umso wichtiger sind dafür die Messmethoden. So montieren und testen wir jeden Kühler vier Mal, damit kleine Schwankungen im Wärmeleitpastenauftrag das Ergebnis nicht verfälschen. Da wir dabei jedes Mal die Ausrichtung ändern, ermitteln wir nebenbei auch etwaige Ausrichtungspräferenzen der Kühler - obwohl diese von außen meist genauso quadratisch sind, wie Heatspreader und Silizium-Chip unserer Test-CPU, heißt das noch lange nicht, dass sie auf ganzer Fläche gleichmäßig kühlen. Auch die Wärmeentwicklung des Test-Xeons konzentriert sich auf die je vier Kerne in der Mitte der oberen und unteren Chipkante, ist also nicht komplett symmetrisch.
Als zusätzlichen, fünften Messdurchlauf ermitteln wir erstmals die Kühlleistung mit einem standardisierten Durchfluss von 60 l/h und das ohne neue Montage. So können wir im direkten Vergleich ermitteln, wie stark die Kühlleistung von der Fließgeschwindigkeit abhängig ist, denn zu den normalen Messungen treten alle Kühler mit einer fixen Pumpenleistung an, aus der je nach Widerstand der Kühlstruktur ein unterschiedlicher, aber in allen Fällen deutlich über 60 l/h liegender Durchfluss resultiert. Sogenannte "High Flow"-Designs ziehen hieraus Vorteile, aber nur solange sie alleine im Kreislauf arbeiten: Eine strömungsgünstige, weite Kühlstruktur mag die Wärme bei gleichem Wasserstrom schlechter abführen, aber bei gleicher Pumpenleistung ermöglicht sie auch einen höheren Durchfluss. Sitzt ein derartig optimierter Kühler aber in einen Kreislauf mit GPU- und weiteren Kühlern, klappt der Trick nur noch halb so gut, denn ein Großteil des gesamten Fließwiderstandes wird hier von den anderen Komponenten vorgegeben. Umkehrt wird ein Schuh daraus: Restriktive Kühler sind meist unempfindlicher gegenüber weiteren Bremsen oder schwachen Pumpen, können aber ihrerseits andere Kühler im Kreislauf stören. Deswegen erfassen wir als dritten Leistungsparameter den Fließwiderstand selbst: Erneut bei 60 l/h Durchfluss messen wir die Druckdifferenz zwischen Ein- und Auslass und damit die Kraft, die eine Pumpe aufbringen muss, damit die geforderten Liter auch tatsächlich in einer Stunde durch den Kühler wandern.
Diese Betrachtung des Kreislaufs als Gesamtsystem ist auch bei unseren Temperaturergebnissen zu berücksichtigen: Gemessen und angeben wird nur die Differenz zwischen Kühlwasser- und CPU-Temperatur ( ), die wir nach einer langen Aufheizphase im statischen Zustand über fünf Minuten messen und mitteln. Gemäß internationaler Standards erfolgt die Angabe in Kelvin, wobei 1 K dem Unterschied beispielsweise zwischen 22 °C und 23 °C oder 68 und 69 °C entspricht. Für die absolute CPU-Temperatur muss zusätzlich die Wassertemperatur berücksichtigt werden, welche ihrerseits aus der Temperaturdifferenz zwischen Wasser und Kühlluft am Radiator sowie der absoluten Lufttemperatur resultiert.