Hallo Leute,
ich kann persönlich sehr gut nachvollziehen, dass diese Situation bei einigen GamerInnen sehr viel Frustration erzeugt. Auch ich habe darauf gehofft, mir in diesem Jahr eine nette Mittelklasse-Radeon zu einem attraktiven Preis zu gönnen und kann davon aktuell eher nicht ausgehen.
Ich kann sogar prinzipiell verstehen, dass die Hintergründe, die zur Preisgestaltung weltweit führen, für branchenferne Konsumenten derart undurchsichtig und komplex sind, dass manche Menschen im Sinne einer einfacheren Einordnung letztlich dazu verleitet werden, den finalen Akteur in der gesamten Produktions- und Lieferkette verantwortlich zu machen. Der Online-Händler ist in den meisten Fällen auch das einzige Glied der Kette, das neben dem Chiphersteller und Boardpartner für den Konsumenten überhaupt als Marke sichtbar ist. Die Loyalität gegenüber dem Händler ist obendrein aus rein psychologischen Gründen tendenziell niedriger, weil der Händler letztlich als B2C-Übergang fungiert und damit eine Zahlung des Endkunden annimmt, was mit negativen Assoziationen verbunden ist - im Gegensatz zum Erzeuger eines begehrten Konsumartikels.
Es scheint manchmal ebenfalls hilfreich zu sein, die Verärgerung über die zwangsweise ausbleibende und mit positiven Erwartungen verbundene Konsumerfahrung besser zu verarbeiten, wenn Online-Händler als Unternehmen grundsätzlich negativ eingeordnet werden und infolgedessen im weiteren Sinne auch Mitarbeiter eines Handelsunternehmens zur Distanzierung im Rahmen einer Abwehrreaktion mit negativen Attributierungen versehen werden. Man kann in diesem und dem anderen Grafikkartenpreisthread ganz gut sehen, wie bequem sich da die Weltbilder teilweise zurechtgeformt werden, während tatsächliche Ursachen verdrängt werden. Es handelt sich dabei um eine kognitive Verzerrung, die dabei helfen soll, eine einfachere, falsche Deutung angesichts der komplizierten und unerwünschten Realität zu ermöglichen.
Im Allgemeinen sieht die Situation gerade im PC-Hardware-Handel so hier aus:
Die Insolvenz von Atelco war absehbar, schuld daran ist unsere Schnäppchen-Mentalität. Die Händler zehren von Centbeträgen und gehen daran kaputt.
www.computerbase.de
Die komplexen Hintergründe werden hier erklärt und es lohnt sich, dieses Video tatsächlich anzuschauen:
Naja so wie die Preise im Verfügbarkeitsthread schwanken scheinen einige Händler gute Kontakte zu haben und andere sind halt 300 Euro teurer... wie glaubhaft der Bezug auf den Zwischenhändler / Großhandel ist, ich schlürfe da mal meinen Saft der Skepsis...
Um der Skepsis dessen, was im konkurrenzstarken deutschen Einzelhandel im Hintergrund abläuft, zu begegnen, möchte ich dich darum bitten, mal nach ASUS und Mindfactory zu googeln. Bei diesen beiden Unternehmen ist es in der Vergangenheit dazu gekommen, dass das ständige Kräftemessen mit harten Bandagen sogar an die Öffentlichkeit gelangt ist, was äußerst selten passiert und somit auch Konsumenten einen interessanten Einblick bietet.
Selbstverständlich hat jeder Händler ganz eigene Kontakte und Verträge etc. im Rahmen seiner eigenen Marktmacht und Beziehungen. Demzufolge hat jeder Händler auch unterschiedliche Einkaufspreise bei unterschiedlichen Quellen, von denen übrigens oft mehrere existieren. Beim Einkauf kommt es auch auf Mengen und Zeitpunkte oder Währungskurse usw. an. Wenn uns etwa Distributor A, zu dem wir ggf. eine weniger gute Connection haben, zum Zeitpunkt B eine Menge C an einer bestimmten SKU zu einem besonders hohen Preis X anbietet, dafür aber tatsächlich liefern kann, dann nehmen wir diese Ware, bevor sie ein anderer Händler nimmt. Den hohen Preis wird letztlich angesichts der vorhandenen Nachfrage der Kunde zahlen. Es kann jedoch ganz selbstverständlich nicht unser Ziel sein, als gewinnorientiertes Unternehmen pro Verkauf ein paar Hundert Euro Verlust zu machen, nur damit eine angesichts der Marktpreise aus der Luft gegriffene "unverbindliche" Preisempfehlung eingehalten wird, die nicht von uns stammt.
Weder Online-Händler noch die Distributoren, Transportunternehmen oder Boardpartner und schon gar nicht die Crypto-Miner sind Charity-Organisationen:
"MSI subsidiary gets caught selling RTX 3080 GPUs on eBay"
Starlit Partners was selling the GPU at almost double the MSRP
www.techradar.com
"Crypto Has Taken Ahold Of Internet Cafes, Turning Them Into Larger Scale Mining Operations"
Internet cafes have changed to operate as centers for large scale crypto mining operations with easy access to the latest hardware.
wccftech.com
"Shipping costs quadruple to record highs on China-Europe ‘bottleneck’"
Soaring prices fuelled by shortage of containers and recovery in consumer demand
www.ft.com
"NVIDIA Allegedly Sold $175 Million Worth of Ampere GeForce RTX 30 GPUs To Crypto Miners"
Financial analysts have suggested that NVIDIA sold $175 Million worth of GeForce RTX 30 Ampere gaming GPUs to crypto miners.
wccftech.com
"ZOTAC enrages PC gamers by promoting GeForce RTX as mining GPUs"
The new cryptocurrency mining trend is unquestionably agitating the PC Gaming community. ZOTAC just got their ass handed back to them. On social media, ZOTAC USA posted a photo with a mining farm of Z...
www.guru3d.com
"Geforce RTX 3080 Gaming X Trio: MSI bestätigt Einstellung"
Klarheit bei MSI: Wie der Hersteller gegenüber PCGH bestätigte, läuft die MSI RTX 3080 Gaming X Trio aus und wird ersetzt.
www.pcgameshardware.de
Und erst recht nicht der Hersteller der knappen Ware selbst:
"Quartalszahlen: Nvidia über Rekordumsatz, Ampere und Mining"
61 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr lassen Nvidias Umsatz im vierten Quartal über die 5-Milliarde-Marke springen.
www.computerbase.de
ob und wie dies gewollt ist, vielleicht will Nvidia so seinen Teil an der CO2 Reduzierung beitragen
Laut NVIDIA ist es kein Angebotsproblem, sondern ein Nachfrageproblem und damit haben sie auch nicht völlig unrecht. Würde NVIDIA keine Chips verkaufen, hätten sie nicht so ein Rekordergebnis erzielt. Die Frage ist allerdings, wie viele Chips in Gamer-Produkten landen. Gleichzeitig ist die Nachfrage tatsächlich gigantisch, denn wir leben seit Monaten im Lockdown. Es gibt unzählige Branchen von Gastronomie über Kinos, Konzerte, Clubs, Sport usw., die aktuell wegfallen, während sich der Konsum auf das verlagert, was noch übrig und möglich ist: Unterhaltungselektronik bzw. Computer-Hardware für Home Office, Home Schooling oder Entertainment. Ihr erkennt das Prinzip vermutlich bei euch selbst.
wird bei CK als lagernd angegeben, vielleicht deshalb der preisunterschied.
So ist es, wir bekommen trotz dieser Preise kaum Ware und die SKU ist auch schon direkt wieder ausverkauft.
Beim Distributor liegt der EK für die Karte bei 730,00€ (also zzgl. MwSt), aber nicht lagernd sondern erwartet ab Mitte Mai wieder.
Man sollte nicht zu viel auf irgendwelche unsinnigen Listings aus mir unbekannten Quellen geben, die auf Monate hinweg niemals einen Handel zur Folge haben werden. Mit der Realität hat diese Preisnennung nichts zu tun, vermutlich ebenso wenig eventuelle Liefertermine. Niemand kann gerade zu einem solchen Preis RTX 3080 erwerben (und geliefert bekommen) und mit einem tatsächlichen Einkaufspreis hat das nichts zu tun. Das ist genau wie der NVIDIA-Store, in dem "aus Gründen" absurde UVP drin stehen, zu denen vermutlich kaum eine Karte überhaupt verkauft worden ist. Wenn es so easy wäre, Grafikkarten zu derartigen Preisen zu beschaffen, dann würde die Konkurrenzsituation im Handel super schnell dazu führen, dass überall Grafikkarten zur UVP angeboten werden. Es ist aber nicht so.
Als Verbraucher kann man daran nichts ändern weil man keinen Zugriff auf die Distris und Herstellerbestände hat.
Selbstverständlich nicht.
Ich meine die könnten Kunden davon überzeugen, dass sie die nicht (viel) melken. Einfach mal Einkaufspreise veröffentlichen
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Dieses Zitat aus dem anderen Thread zeigt, dass dir viel Erfahrung fehlt, um die immense Tragweite dieser Forderungen aus einer extremen Konsumentenperspektive abschätzen zu können. :-/ Man könnte damit direkt Insolvenz anmelden. Ich werde es jedoch nicht im Detail erklären können und somit wird es leider nicht möglich sein, besonders skeptische Kunden zu überzeugen.
Dass ist das Bild was solche Händlermitarbeiter mit ihren Kommentaren erzeugen wollen. Du sollst denken der Preis sei fair und keine Abzocke damit du trotzdem noch kaufst
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Nein, im Gegenteil, ich erkläre eher sehr häufig, dass wir niemandem zum Kauf zwingen und die Preise ein Resultat aus Angebot und Nachfrage sind. Sich darüber aufzuregen ändert nichts an der Situation. Es ist völlig in Ordnung, wenn ein Kunde bei einem anderen Händler eine Grafikkarte etc. zu einem geringen Preis erwischt.
Ne habt ihr nicht, aber prächtig daran verdienen wollt ihr schon, was ja auch legitim ist.
Am Cryptoboom verdient logischerweise nicht irgendein Händler in Europa, sondern ganz andere Marktakteure direkt in Asien und der Hersteller der Chips selbst. (Natürlich werden viele GamerInnen auch nur mit ihren GPUs minen, solange es sich lohnt.)
bei manchen Ausführungen über die gebeutelten Händler, brauch ich gleich ein Taschentuch
So zynisch wärst du vermutlich nicht, wenn du selber in deinem Leben mal bei Bug Computer, K&M Elektronik, PNL-tec, Getgoods, Home of Hardware, DiTech oder Atelco gearbeitet hättest. Die Mitarbeiter von MediaSaturn könnte es als nächstes Treffen bzw. trifft es einige bereits.
eigentlich einfach, zu teuer, nicht kaufen.
Amen!
Liebe Grüße
Mike