Moin,
ich habe den Artikel mal zum Anlass genommen zu überlegen, wann und warum ich in Ladengeschäften einkaufe oder online bestelle.
In den folgenden Zeilen möchte ich zeigen, dass klassische Ladengeschäfte für mich definitiv eine Daseinsberechtigung haben. Gleichzeitig ist mein Standardansatz jedoch, alles online zu kaufen, es sei denn ich habe einen Grund es offline zu erledigen. Hierfür habe ich vier Dimensionen betrachtet:
Preis
Beratung
Verfügbarkeit
Erlebnis
In der folgenden Tabelle seht ihr dazu Unterpunkte und Erklärungen, wie diese zu meiner Kaufentscheidung betragen. Anschließend werden drei Gruppen von Produkten vorgestellt, welche ich noch klassisch einkaufe.
Dimension | Unterpunkt | Erläuterung |
---|
Preis | Kaufpreis | Der eigentlich Produktpreis. Extrembeispiel wäre ein LAN Kabel, welches ich im Elektrofachgeschäft für >10€ oder online für <1€ erwerben kann
Punkt geht an Online |
| Beschaffungskosten | Versandkosten bei Onlinekauf bzw. ÖPNV Ticket oder Car Sharing bei Offlinekauf. Gerade wenn ich nur ein Produkt kaufe, ist Versand oft günstiger als zwei Einzelfahrten mit der Bahn
Punkt geht an Online |
| Zeitaufwand | Vor dem Kauf: Wie lange brauche ich zu identifizieren, welches Produkt ich wo kaufen will. Online gibts Produkt- und Preissuchmaschinen, offline muss ich verschiedene Läden besuchen
Der eigentliche Kauf: Online mache ich ein paar Klicks und bekomme das Produkt zu mir nach Hause, offline muss ich in das Geschäft fahren, dort das Produkt erwerben und selbst nach Hause bringen
Punkt geht an Online |
Beratung | Allgemein (was brauche ich) | Hier bin ich i.d.R. auf Spezialisten angewiesen, welche mich beraten. Beispiel wäre das richtige Outfit für einen Geschäftstermin zu finden oder einen meine Anforderungen erfüllenden Laptop
Unentschieden zwischen Off- und Online |
| Speziell (was kann dieses Produkt) | Hier bewerte ich das Produkt im Kontext seines Einsatzgebietes. Beispiel wäre das Review einer SSD auf Hardwareluxx oder die Anprobe eines Sakkos
Unentschieden zwischen Off- und Online |
| Vertrauen | Welcher Quelle vertrauen ich bei der Informationsbeschaffung? Für die SSD gehe ich nicht zu Mediamarkt, sondern zu Hardwareluxx. Für ein Sakko zum Herrenausstatter
Unentschieden zwischen Off- und Online |
Verfügbarkeit | | Einige Produkte gibt es nur Offline (i.d.R. individualisierte Produkte). Andere gibt es nur online, da ein Laden nicht alle Versionen vorhalten kann (z.B. bestimmte Ausstattungsversion eines Laptops)
Unentschieden zwischen Off- und Online |
Erlebnis | Individualisierung | Das Produkt wird auf meine Bedürfnisse angepasst. Beispiele ist die Konfiguration eines Laptops oder die Längenänderung einer Hose
Unentschieden zwischen Off- und Online |
| Reparatur | Entscheidender Faktor für mich ist meistens die Zeit. Beispiel ist der Austausch eines Uhrenarmbands direkt vor Ort vs. des Einschicken eines Produktes
Punkt geht an Offline |
| Retour | Entscheidender Faktor für mich ist die Kulanz. Beim Onlinekauf bin ich dank Fernabsatzgesetz direkt nach dem Kauf sehr gut gestellt
Punkt geht an Online |
| Mehrwert | Einkaufen ist mehr als der Erwerb eines Produktes. Ich gehe gern in der Mittagspause zum Supermarkt, weil ich so einen Grund habe frische Luft zu schnappen. Die Lieferung einer Waschmaschine zum Einsatzort und Mitnahme des Altgerätes sparen mir Schmerz und Nerven.
Unentschieden zwischen Off- und Online |
Wie ihr seht ist der Preis durchweg beim Onlinekauf besser. In den anderen Dimensionen ist das Ergebnis jedoch nicht so eindeutig, weshalb es drei Gruppen von Produkten gibt, welche ich noch offline einkaufe:
Produkte des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Drogerieartikel)
Kleidung (mit Beratung zu Stil und Passform sowie Anpassung)
Eilige Besorgungen (das Produkt ist gut verfügbar und ich brauche es JETZT)
Genau genommen gibt es noch eine vierte Gruppe welche ich mal Centartikel nenne: bei diesen ist der Preis deutlich geringer als die Versandkosten, weshalb ich es nicht einsehe sie online zu kaufen. Ich habe sie nicht extra aufgeführt, da sie eigentlich in die dritte Gruppe fallen. Würde ich warten bis ich mehrere Artikel brauche, würde ich sie auch online bestellen (bei mir die typische Reichelt Bestellung).
Zum Abschluss noch ein Erfahrungsbericht welcher zeigen soll, dass durchaus noch Potentiale für "brick an mortar stores" vorhanden sind. Wenn ich seriöse Arbeitskleidung (Unternehmensberatung) brauche, gehe ich zum Herrenausstatter. Letztens war ich mit einer Freundin unterwegs, welche ebenfalls in dem Bereich angefangen hat und Kleidung brauchte. Wir haben jedoch in Hamburg kein analoges Angebot für Frauen gefunden! Nach mehreren Stunden in der Innenstadt kann ich basierend auf den vorhandenen spezialisierten Läden sagen: Männer brauchen Anzüge, Frauen Dessous.
PS: Der Vorschlag mit der Steuer auf den Onlinehandel ist natürlich totaler Unfug, wie hier viele schon gezeigt haben