@vVCarloVv:
Silber liegt in der elektrochemischen Spannungsreihe sehr weit oben (eben ein echtes Edelmetall). Gegenüber relativ unedlen Metallen wie Nickel bietet es ein hohes Korrosionspotential und sogar Kupfer kann prinzipiell durch Silber im Kreislauf korrodiert werden. Normalerweise stellt Kupfer das edelste Metall in einem Wakü-Kreislauf dar.
Da Nickel aber nicht aufgrund seiner Position in der Spannungsreihe als Korrosionsschutzschicht verwendet wird, sondern weil seine Oberfläche bei Sauerstoffzutritt gut passiviert (wenn es sauber abgeschieden wurde) bieten Nickelschichten einen relativ guten Korrosionsschutz und werden sich auch bei elektrolytischem Kontakt mit Silber nicht sofort auflösen. Die Passivierung von Nickel ist aber nicht perfekt und auch nicht unendlich haltbar (speziell falls anderswo im Kreislauf noch Sauerstoff-affinere Oberflächen vorhanden sind oder der pH-Wert von Neutral abweicht). Schon mit Kupfer als Korrosionsparter kommt es daher auf sehr lange Frist und ohne Einsatz von zusätzlichem Korrosionsschutz zur langsamen Auflösung von Nickelschichten. Je nach Qualität der Beschichtung kann sich das bereits innerhalb üblicher Einsatzdauern von Wakü-Teilen zeigen, oder auch so langsam voran schreiten, dass man es gar nicht bemerkt (die Schicht wird dann allenfalls etwas matter). Bei Silber als besonders edlem Korrosionspartner ist das Potential jedoch etwas höher als gegen Kupfer, weshalb Nickelschichten dann in der Tat auch etwas stärker gefährdet sind als wenn sie nur gegen Kupfer zu bestehen haben. Ohne Korrosionsschutz im Wasser, werden Nickelschichten bei versilberten Bauteilen im Kreislauf also tendenziell etwas schneller aufgelöst als wenn nur Kupfer der edelste Korrosionspartner im Kreislauf ist. Die Passivierung der Nickelschicht wird dem höheren Korrosionspotential weniger lang standhalten.
Ohne Korrosionsschutz kann wie gesagt sogar Kupfer langsam korrodieren, wenn Silber im Kreislauf ist. Allerdings ist der Potential-Unterschied da etwa so groß wie zwischen Kupfer und der Kupferbasislegierung Messing - also kaum der Rede wert. Deshalb wird auch dieser Prozess nur recht langsam voran schreiten wird und vermutlich auch auf die Lebensdauer des Kreislaufs kaum zu funktionellen Problemen führen (abgesehen vllt. von der Ablagerungen der Korrosionsprodukte und natürlich ist Korrosion optisch selten schön anzusehen.) Kupfer bildet als recht edles Metall im Gegensatz zu Nickel nicht ohne Weiteres eine dichte natürliche Passivierung (obwohl man das auch provozieren kann - ist nur optisch wenig ansprechend). Deshalb können Korrosionspotentiale edlerer Metalle wie Silber relativ ungestört angreifen und die Kupferoberfläche langsam korrodieren.
Selbst eine Silberschicht kann in einem Wakü-Kreislauf aber zumindest optisch Schaden nehmen, auch wenn sie selbst nicht korrodiert, denn Silber ist für ein Edelmetall recht reaktiv und verbindet sich gern mit anderen Stoffen wie z. B. Schwefel. In einem Wakü-Kreislauf sollten zwar im Prinzip keine Schwefelverbindungen enthalten sein, aber wenn man sich den Dreck, der in so manchem Radiator ab Werk mitgeliefert wird so ansieht, dürfte es nicht allzu selten sein, dass sich auch Silberoberflächen im Wakü-Einsatz relativ schnell mit dunklen Ablagerungen belegen. Für die Optik ist das schlecht, aber es passiviert das Silber auch in gewissem Sinne und sorgt damit für eine geringere korrosive Wirkung gegenüber unedleren Metallen im Kreislauf.
Das waren jetzt allerdings alles mehr theoretische Betrachtungen, die aber schon zeigen, dass Silberoberflächen im Wasserkontakt bei einer Wakü tendenziell mit Vorsicht zu genießen sind. In der Praxis gab es durchaus auch schon Fälle, bei denen z.B. qualitativ nicht allzu hochwertige galvanisch abgeschiedene Nickelschichten (z. B. bei früheren EKWB Kühlern) tendenziell schneller aufgelöst wurden wenn Silber im Einsatz war, als wenn nur Kupfer der Gegenspieler war. Allerdings hatten diese Schichten allgemeine Qualitätsprobleme - Silber war da allenfalls ein beschleunigendes Element. Möglicherweise rührt die Herstellerwarnung aber von diesen Erfahrungen.
Grundsätzlich kann man auch aus Erfahrungsberichten die aus Ländern kommen in denen sog. "Silver-Kill-Coils" immer noch der Renner sind, durchaus heraus filtern, dass die Gefahr sich verstärkte Korrosionsprobleme durch den Silbereinsatz einzuhandeln nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Relativ oft zeigt sich besonders bei recht krassen Fällen von Korrosion bei denen sogar Kupfer angegriffen wurde, dass Silber im Spiel war - zumindest wenn keine Fremdspannung der Auslöser war (das ist in der Praxis eine noch häufigere Ursache wenn Kupfer stark korrodiert).
Es gibt jedenfalls keinen vernünftigen Grund warum man Anschlüsse versilbern sollte. Da es aber nach wie vor (wenn auch sehr sehr selten) Leute gibt die es schaffen einen Wakü-Kreislauf so zu versiffen, dass er Biotopqualitäten hat, wird Silber nach wie vor manchmal mit dem Argument angepriesen, es wirke durch die Ionen die es ins Wasser abgibt als Biozid (im Übrigen gibt es die aber besonders dann in wirksamer Menge ab, wenn es andere unedlere Metalle korrodiert). Bei unhygienischer Arbeitsweise ist aber auch Silber im Kreislauf kein 100%iger Garant für die Tötung allen Lebens. Allerdings ist derartiger Bio-Befall ohnehin ein absolutes Randthema im Wakü-Bereich, wenn man auch nur ansatzweise hygienisch arbeitet. Die Fälle bei denen das wirklich mal zum Problem wurde kann man an einer Hand abzählen, und da hätte in der Regel auch Silber als Biozid nichts mehr geholfen. Dementsprechend werden versilberte Bauteile im Wakü-Bereich vor allem zur "Verar***ung" unbedarfter Neukundschaft oder wegen eigenen Unwissens der Hersteller angeboten. Im Übrigen bieten blanke Kupferoberflächen bereits eine ähnliche antimikrobielle Wirkung wie Silber, denn auch Kupferionen sind toxisch für die meisten Mikroorganismen.
Auch die hohe Wärmeleitfähigkeit von Silber wird manchmal als Argument für den Einsatz von Silber im Wakü-Bereich angeführt, aber die ist z. B. bei Anschlüssen vollkommen irrelevant und kann hier nicht als Pro-Argument herangezogen werden. Allerdings wird die etwas höhere Wärmeleitfähigkeit von reinem Silber im Vergleich zu Kupfer manchmal als Argument für Silber-Böden bei Kühlern angeführt. Dass bei Kühlern mit Silberböden aber zumindest bei allen kommerziellen Angeboten bislang stets Sterling-Silber zum Einsatz kam (also eine Legierung mit nur 92,5% Silberanteil und 7,5% Kupfer), dessen Wärmeleitfähigkeit knapp unter der vom üblicherweise für Kühlerboden verwendeten Elektrolytkupfer liegt, zeigt ein weiteres mal, dass Silber im Wakü-Bereich vor allem der Bauernfängerei dient. Das Korrosionsthema - mal ganz außen vor...
Feinsilber (also zu 99,9% reines Silber) setzt man im Übrigen deshalb nicht für Kühlerböden ein, weil es viel zu weich ist und sich für solche Zwecke nicht vernünftig verarbeiten lässt. Limitierte Sterlingsilber-Kühler sind dafür was schönes für die Vitrine, auch wenn Silber (insb. wenn es kein Feinsilber ist) als Wertanlage leider recht untauglich ist - der Kurs verfällt seit Jahren
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Zum Thema Korrosionsschutz:
Eine Fertigmischung mit Korrosionsschutz, wie du ihn mit dem DP Ultra einsetzt, wirkt auf die gefährdeten Metalloberflächen wie eine zusätzliche Passivierungsschicht die verhindert, dass das mit Korrosionsinhibitoren belegte Metall aufgelöst wird. Allerdings ist die Wirkung zeitlich beschränkt, denn die Korrosionsinhibitoren, die die gefährdeten Oberflächen besetzten, sind im nicht ewig haltbar und werden mit der Zeit verbraucht. Je höher also das Korrosionspotential durch die Wahl der unterschiedlichen Werkstoffe im Kreislauf ist, desto häufiger sollte man das Kühlmittel wechseln bzw. auffrischen, wenn man Korrosionsvorgänge bestmöglich bremsen will. Zu 100% vermeiden lässt sich Korrosion auch damit nicht, aber sie wird so langsam voranschreiten, dass du davon innerhalb üblicher Einsatzdauern der Bauteile nichts mitbekommen wirst. Anderseits können die meisten bewährten Korrosionsschutz-Mittel andere Probleme mit sich bringen, weil die Korrosionsinhibitoren in der Regel in Ethylen-Glykol gelöst werden, welches seinerseits wieder als Lösungsmittel für Weichmacher in PVC-Schläuchen fungiert und deren Auswaschung beschleunigen kann...
Edit:
In deinem Fall mit den versilberten Anschlüssen würde ich jedenfalls dafür sorgen, dass das Kühlmittel etwas häufiger ausgetauscht wird, als man es vllt. bei einem Kreislauf ohne Silber tun würde, wenn du die Kühlung sehr langfristig ohne Schädigung der anderen Metalloberflächen und ohne optische Beeinträchtigung nutzen willst. Wenn sich jedoch Probleme mit dem Glykolanteil von DP Ultra bezüglich der Schläuche zeigen sollten, musst du abwägen was dir wichtiger ist, oder mal probeweise zu einem anderen Korrosionsschutz wechseln - wobei die Glykol-Problematik eigentlich bei allen bewährten Mitteln vorhanden ist. Ganz auf Korrosionsschutz im Wasser zu verzichten halte ich mit Silber im Kreislauf nicht für die aller klügste Idee, aber mit etwas Glück geht selbst das zumindest eine gewisse Zeit lang gut. Im Endeffekt ist das Thema Korrosion in Waküs immer eine Sache die sehr von dem individuellen Aufbau der Wakü und allgemein auch von der Qualität der verbauten Teile und dem mehr oder weniger glücklichen Händchen des Users abhängt. Mehr als eine Erklärung der Zusammenhänge und daraus resultierende grundlegende Tipps kann man im Vorfeld daher selten geben. Wenn das Kind mal in den Brunnen gefallen ist, lassen sich zwar häufig relativ plausible Ursachen für den jeweiligen Fall identifizieren, aber selten ist es ohne eingehende Untersuchung absolut eindeutig und oft spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ein allgemeiner und sicher nicht ganz falscher Tipp wäre jedenfalls, beim nächsten mal auf versilberte Anschlüsse zu verzichten
- frei nach dem Ingenieursgrundsatz: "Lasse weg was dich stört!"