Die sieben Samurai:
1982 waren die Spider Murphy Gang, Shakin Stevens und Al Bano & Romina Power die
erfolgreichsten Interpreten. Man sah sich auch als Jugendlicher die Hitparade im ZDF mit Dieter-Thomas Heck an und Rex Gildo trat bei Ilja Richters Disco auf. AFAIR hörten meine meisten Mitschüler NDW und wir hatten eine Heavy Metal-Fraktion. Reines Jungengymnasium, katholisch, mit Kloster und noch zwei Mönchen als Lehrern. Neue Musik zu finden war nicht einfach, denn es gab auch keine Jugendsender im Radio. Ich müsste das Video zu Babooshka als erstes Video von Kate Bush gesehen haben, gekauft habe ich zuerst The Dreaming. Mein Lieblingssong ist eigentlich The Night Of The Swallow, aber er gehört für mich untrennbar mit The Dreaming zusammen, da die beiden Songs auf Vinyl ineinander übergehen. Also.
BANG! goes another kanga on the bonnet of the van.
Übrigens ist The Dreaming auch das Lieblingsalbum von Steven Wilson und der Mann hat Recht.
Jetzt könnte ich natürlich eine Menge Sachen aus den Achtzigern wählen, Oingo Boingo, Laurie Anderson, Peter Gabriel, Dalbello, Martha & The Muffins, Talking Heads, Sade Adu, Prince (NICHT Purple Rain, sondern Around The World In A Day & ff), entscheide mich aber für XTC - The Big Express, natürlich auf Vinyl mit dem runden und limitierten Cover. Steht immer noch in meinem Schrank und ist immer noch eine Plage, weil man es nicht vernünftig herausziehen kann, so ohne Ecken. Natürlich müsste man eigentlich Settlement oder ein anderes der erfolgreicheren Alben nennen, aber ich mag den kommerziellen Flop noch mehr. Unter den sowieso schon merkwürdigen Songs sticht Shake You Donkey Up hervor mit der Peitsche, die einen wirklich merkwürdigen Text einleitet. Worum geht es da eigentlich? Wahrscheinlich um eine Domina, was euer Interesse geweckt haben dürfte.
Refused habe ich 1998 komplett verpasst, was bei 1500 verkauften Alben im ersten Jahr kein großes Wunder ist. Erst Freedom war auf meinem Radar. Freedom ist toll, aber Shape Of Punk To Come ist besser. Stellvertretend für Distillers, Perfect Pussy, Coathangers, White Lung, um mal die lauten Frauen zu nennen.
Wo wir gerade bei den Frauen waren, aus dem großen Feld der Indie-, Dance-, Electronic-Pop Damen wie FKA Twigs, Janelle Monae, Mitski, Japanese Breakfast, My Brightest Diamond, Roisin Murphy, Rosalia, Kristin Kontrol, Me'Shell Ndgeocello, Kelly Lee Owens, usw. wähle ich Robyn. Nicht die größte Stimme, aber die besten Texte, wenn es um Beobachtungen des Liebeslebens moderner Großstädter geht. Und clevere Liebeslieder zu schreiben ist eine Kunst, die nur wenigen zu eigen ist. Außerdem ist die Frau so Gold wie Keanu Reeves und Brandon Fraser.
In der Klassik mag ich die alten Sachen, also WIRKLICH alt, von Rekonstruktionen von Fragmenten aus dem antiken Griechenland über Palestrina oder Pellegrini bis Bach. Bei Bach kommt dazu, dass wir nicht nur ein Kloster an unserer Schule, sondern auch eine sehr gut klingende Basilika hatten, in der vorallem der WDR und Hermann Max so einige Aufnahmen gemacht hat, bei denen ich mir eine Menge abgeschaut habe. Außerdem habe ich mir die Sopranistin gesichert, aber das ist eine andere Geschichte.
Nur als abschreckendes Beispiel, was ich mir so freiwillig antue. Das ist übrigens die Titelmelodie der
wunderbaren Mythenreihe in ARD-Alpha.
Danach geht es für mich eigentlich erst wieder weiter bei Mahler und Bruckner, noch mehr aber im 20ten Jahrhundert. Es gibt jedoch eine Ausnahme, Beethovens 14tes Streichquartett, op. 131, cis Moll.
Ich bin regelmäßig Gast in Darmstadt beim IMD, da es dort aktuelle klassische Musik zu hören gibt. Das muss man sich vorstellen, klassische Musik von Leuten, die noch leben oder gar gerade erst ihre Karriere starten. Ich könnte jetzt z.B. Wolfgang Rihm wählen, entscheide mich aber doch für einen Toten. Gorecki - Sinfonie Nr. 3, die Sinfonie der Klagelieder. Eines der traurigsten Stücke Musik, die je geschrieben wurden. Wenn das dich nicht packt, solltest du besser tot sein.
Der letzte Platz geht an György Ligeti - Lux Aeterna. Das ist ein ganzer Film in 10 Minuten Musik.