Ich hab mich endlich mal dazu verleiten lassen DA2 wirklich zu spielen, obwohl die Demo einen eher desaströsen Eindruck hinterlassen hatte.
Nun ja, ich hab nun ca. 25h im ersten Durchlauf (männl. Hawke, 2-Hand-Krieger) auf dem Buckel und stehe kurz vor dem Ende.
Ich will erstmal in Stichpunkten aufzählen was mir positiv oder negativ aufgefallen ist.
Positiv:
- UI-Design
- simple, aber stimmige Grafik
- Art-Design
- Überarbeitung des Dialogmenüs
- Lore
- Sprachausgabe
- wunderbare Figuren (Merrill, Fenris, Anders, Varric ... )
- der Schreibtisch
Negativ:
- wesentlich kleinere Spielwelt
- Festlegung auf einen einzigen Charakter
- Dungeon-Recycling(!)
- Gegner-Recycling(!)
- Wegfall von Talenten
- Reduzierung der Fertigkeiten
- Reduzierung der Spezialisierungen
- Vereinfachung/Reduzierung des Kampfsystems
- Effekteüberdosis in Kämpfen (vor allem wenn man die Zusatzinfos noch hinzuschaltet)
- DAO-Savegame hat kaum Auswirkung auf die Welt in DA2
- kleinere Inkonsistenzen zwischen DA:O und DA2 (hauptsächlich Optik, wie z.B. Flemeth oder die Qunari)
Ein paar Gedanken zu Talenten/Fertigkeiten/Spezialisierung/Kampfsystem:
Die offensichtlichste Änderung gegenüber DA:O in DA2 ist die Vereinfachung/Reduzierung des Kampfsystems, um die Kämpfe deutlich schneller zu machen und "lebendiger" wirken zu lassen, da man sich nicht mehr darauf konzentrieren muss, wie man seinen Charakter nun bauen muss. Dadurch mussten aber einige große Änderungen vorgenommen werden, die auch Einfluss auf das Spiel selbst haben. Fangen wir bei den Fertigkeiten an; diese waren in DA:O klassenübergreifend und beinhalteten Sachen wie Coercion, Stealing, Trap-Making, Herbalism, Poison-Making, Rune-Crafting etc. Zudem hatten diese Fertigkeiten direkten Einfluss auf das Spiel abseits der Kämpfe, wenn man Leute bestehlen, Fallen aufstellen oder Runen herstellen wollte. In DA2 sind diese Fertigkeiten (und die damit einhergehenden Interaktionsmöglichkeiten mit der Spielwelt) weggefallen und wurden durch die klassenspezifischen Talente ersetzt, aber der Name ist geblieben.
Auch bei den Talenten/Zaubersprüchen und (in DA2 die Fertigkeiten) und Spezialisierungen wurde der Rotstift angesetzt. Bei den Spezialisierungen wurden jeweils 3 gestrichen, in DA:O waren es 6. Die größte Überarbeitung jedoch gab es bei den Talenten/Zaubersprüchen:
DA:O = 2 klassenspezifische Fertigkeitenbäume (Rogue 20 Fertigkeiten, Warrior 12), 4 waffenspezifische Fertigkeitenbäume mit je 16 Fertigkeiten und 6 Zauberspruchbäume des Mage mit je 16 Fertigkeiten/Sprüchen
DA2 = 6 Talentbäume pro Klasse mit jeweils 4 - 6 Talenten plus Upgrades
Und da man in DA2 seinen Hund nun per Fertigkeit rufen kann, er also kein Begleiter mehr ist, fallen auch dessen Fertigkeiten/Talente/Spezialisierungen weg.
Aber, trotzdem das Kampfsystem wesentlich verändert wurde, werden die Kämpfe im Spiel nicht einfacher. Taktik ist immer noch von großer Bedeutung - entsprechender Schwierigkeitsgrad vorausgesetzt.
Die Geschichte von DA2 ist in Ordnung. Sie hat zwar ein relativ gutes Niveau, aber auch die BioWare-typischen Probleme. Wirklich unsauber finde ich nur die Verbindung zu DA:O, da diese faktisch nicht gegeben ist (bis auf den Anfang und die kleinen Remineszensen) und die Sprünge von mehreren Jahren zwischen den Akten, da diese zu unbedeutend sind und keinerlei große Auswirkung auf die Spielwelt haben.
Technisch merkt man dem Spiel an, dass es schnell veröffentlicht werden musste, nicht etwa weil es schlecht läuft oder Fehler ohne Ende hätte (mit Patch 1.04 läuft es sehr sauber), sondern an dem extrem dreisten Dungeon- und Gegnerrecycling. Dadurch wirkt die Spielwelt von DA2 noch kleiner und rudimentärer als sie ohne hin schon ist. So werden auch die ganzen wunderbaren unterschiedlichen Quest zu einer gefühlt repetiven Angelegenheit, wenn man immer das Gleiche zu Gesicht bekommt. Wer hier mehr Abwechslung möchte, sollte die DLCs "Legacy" und "Mark Of The Assassin" kaufen.
DA2 ist für mich kein wirklicher Nachfolger von Dragon Age: Origins, da sich BioWare mit ihren Änderungen zu sehr von seinem Vorgänger entfernt haben, das fängt bei der Reduzierung des Kampfsystems und seinen Folgen an und hört bei der Geschichte auf. BioWare hätte gut daran getan, dem Spiel einen anderen Titel zu vergeben a la "Dragon Age: Hawke's Journey" oder ähnliches. Denn mit der 2 im Titel ist man nur auf den Erfolg von DA:O aufgesprungen um schnell Geld zu machen - was ja leider erfolgreich war.
Aber trotz aller negativer Punkte macht das Spiel doch Spaß und das liegt vor allem an der Geschichte, der Lore und den Charakteren.
Hoffentlich reißt sich BioWare zusammen und macht bei DA3 alles richtig. Aber leider wird das nach dem desaströsen ME3 wohl Wunschdenken bleiben.
* ein vollkommen subjektiver und eilig zusammengetippter Text *